Räder mit Zukunft

Staus und massenhaft Emissionen: Die Logistik in unseren Städten muss dringend klima- und menschenfreundlicher werden. Zum Beispiel mit Lastenrädern.
Illustration: Wyn Tiedmers
Illustration: Wyn Tiedmers
Axel Novak Redaktion

Das Ding ist groß und schnell, wendig und leise zugleich – und wer das Nanuk-Transportrad von Cargo Cycle durch Hamburg sausen sieht, der ahnt: Da kommt was, was Zukunft hat. Mit knapp sieben Metern Länge und dem großen, schlanken Hänger ist das Lastenrad ein ausgezeichnetes Verkehrsmittel, um Pakete und andere Sendungen emissionslos und leise in der Innenstadt auszuliefern.

 

Und das ist dringend notwendig: Denn die Innenstädte werden immer voller. Zuzug, Verdichtung und dann noch ein boomender Online-Handel sorgen dafür, dass die Paket-Lieferdienste zunehmen. Vor allem auf der letzten Meile, wie Logistiker sagen, wird es eng.

 

Eine ganze Reihe von Vorschlägen gibt es, um Verkehre in der Stadt besser zu steuern oder gar zu reduzieren. Paketboxen und städtische Umschlaghubs bündeln Lieferungen – auch von konkurrierenden Unternehmen. Die Fahrzeuge werden kleiner und elektrisch angetrieben. Sogar die Tram kann Pakete durch die Stadt mitnehmen. In Städten, die an Gewässern liegen, werden kleine Boote als Lieferant genutzt. Und das gute alte Fahrrad erlebt eine Renaissance: „Man muss doch etwas machen, um Transporte in der Innenstadt mit dem Fahrrad durchzuführen“, hatte sich Cargo-Cycle-Gründer Christian Rusche vor Jahren gesagt. Schon als Maschinenbaustudent bastelte er einen schnellen, wendigen Prototypen und gründete bald darauf das Unternehmen Cargo Cycle. Zehn Jahre später liefern ein gutes Dutzend Fahrerinnen und Fahrer Fracht in ganz Hamburg aus.

 

Lastenräder haben gute Aussichten, einen Teil der urbanen Lieferverkehre zu übernehmen. Bis zu 70 Prozent der innerstädtischen Transporte ließen sich mit Cargobikes abwickeln, waren sich Fachleute vor Kurzem bei einer Veranstaltung der Hypermotion- Messe in Frankfurt am Main einig. Vorausgesetzt, die politischen Rahmenbedingungen stimmen: Verkehrsberuhigung, Halteverbote für Lkw und Zufahrtsbeschränkungen sind dafür wirksame Hebel. Und die Lockerung von gesetzlichen Vorgaben für Lastenräder.

 

Denn die beweisen schon heute ihre enorme Flexibilität. „Unser Vorteil ist, dass wir überall dort fahren dürfen, wo Räder zugelassen sind – auch in verkehrsberuhigten Bereichen und außerhalb der Lieferzeit für Lkw“, bestätigt Rusche. Weil viele Straßen in Hamburg mit Pollern gesperrt sind, kann das Lastenrad mit seinen 1,10 Metern Breite auch durch solche Engpässe wendig sausen. Dabei ist das Rad nicht nur ausgesprochen schnell und flink, sondern nimmt auch noch viel Nutzlast auf. „Eine halbe Tonne können wir laden – das sind drei Europaletten oder vier Kubikmeter Fracht“, sagt Rusche. Beim Antrieb unterstützen zwei elektrische Motoren mit je nominell 125 Watt, das reicht für rund 70 Kilometer und damit allemal für Hamburgs Innenstadt.

 

Bleibt natürlich die Frage: Wer soll die Räder eigentlich fahren? Immer mehr Start-ups und Kurierdienste setzen auf das umweltfreundliche Transportmittel. Das spiegelt sich in den Gehältern wider: 13 Euro zahlt Cargo Cycle den Fahrerinnen und Fahrern in der Stunde – mehr als der Mindestlohn. Dafür sind sie bei Wind und Wetter unterwegs.

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