Chancen von KI nutzen

Forum der Akteure

Dezember 2024 Handelsblatt KI-Innovation

»Bei KI müssen und können wir zu den Gewinnern gehören.«

Dr. Ralf Wintergerst Präsident Bitkom

Die deutsche Wirtschaft nimmt bei Künstlicher Intelligenz Fahrt auf. Erstmals beschäftigt sich mehr als die Hälfte der Unternehmen mit KI, 20 Prozent setzen KI bereits ein. Vor zwei Jahren nutzten gerade einmal 9 Prozent Künstliche Intelligenz. Das zeigt eine aktuelle Bitkom-Studie. Es wird auch höchste Zeit, dass wir das Tempo bei KI erhöhen. Knapp die Hälfte der Unternehmen geht davon aus, dass Unternehmen, die generative KI nicht nutzen, keine Zukunft haben. Auch die Bürgerinnen und Bürger sind KI gegenüber deutlich offener eingestellt als angenommen. In vielen Bereichen des Lebens wünschen sich die Menschen den Einsatz von KI, etwa im Gesundheitswesen oder im Verkehr. Insgesamt überwiegt in der Bevölkerung klar die Chancenperspektive. 74 Prozent sehen KI vor allem als Chance, nur 24 Prozent betrachten sie primär als Risiko.

Mit der rasanten Entwicklung und Verbreitung von KI wird die Zukunft der Wirtschaftsstandorte neu definiert. Herausragende Bedeutung kommt im internationalen Wettbewerb dem AI Act der EU zu. Noch ist unklar, ob er die Unternehmen stärkt, indem er ihnen Rechts- und Planungssicherheit gibt, oder ob er sie schwächt, indem er Innovationen abwürgt. Alles hängt jetzt von der Umsetzung ab. Dabei dürfen wir die Fehler der Datenschutz-Grundverordnung nicht wiederholen und der deutschen Wirtschaft einen regulatorischen Klotz ans Bein binden. Deutschland hat alles, was man braucht, um beim globalen KI-Wettlauf ganz vorne dabei zu sein: eine international herausragende Forschungslandschaft rund um KI, Start-ups und große Unternehmen, die beim KI-Einsatz weit vorne sind. Was es nun braucht, ist eine vernünftige regulatorische Flankierung, die den Unternehmen Handlungsspielraum für Innovationen gibt und die Investitionen anreizt. Wir müssen und können bei KI zu den Gewinnern gehören.

www.bitkom.org

Dezember 2024 Handelsblatt KI-Innovation

»Auf die Stärken des KI-Standorts Europa setzen.«

Isabel Weyerts erbandsreferentin Bundesverband IT-Mittelstand

Wie kann Europa im Bereich der KI- Innovation neben den USA bestehen? Die nahezu allgegenwärtigen KI-Modelle von Unternehmen wie OpenAI, Google und Meta haben den Eindruck gefestigt, dass große US-Konzerne die Gestalter sind, während Europa vor allem als Anwender und Regulierer von KI-Technologien agiert. Doch im Sinne unserer wirtschaftlichen Teilhabe und technologischen Unabhängigkeit ist es dringend geboten, die Weichen auf KI-Innovationen „made in Europe“ zu stellen. Dabei sollten wir nicht versuchen, die Erfolge des Silicon Valley einfach nachzuahmen, sondern vielmehr die Stärken unseres digitalen Standorts nutzen: den vielseitig spezialisierten IT-Mittelstand.

Ein Vorbild könnten die Erfolgsgeschichten von Unternehmen des traditionellen Mittelstands sein, die durch hochspezialisierte Geschäftsmodelle in ihren Nischen zu Weltmarktführern werden konnten. Übertragen auf den KI-Sektor bedeutet dies: Europa kann sich durch spezialisierte KI-Lösungen, etwa in Bereichen wie Verwaltung oder Medizin, im globalen Markt positionieren und seine Innovationskraft entfalten. So lassen sich gezielte, praxisorientierte Lösungen mit hohem Mehrwert für die digitale Transformation entwickeln.

Um dieses enorme Potenzial für den Wirtschaftsstandort Europa und seine digitale Souveränität voll auszuschöpfen, muss die Politik jedoch den IT-Mittelstand als wesentlichen Treiber unserer Wirtschaft begreifen. Ein erster, entscheidender Schritt wäre ein vorübergehender Stopp weiterer Regulierungen durch die EU. Die Unsicherheiten sowie die bürokratischen und finanziellen Belastungen, die durch Regulierungen wie den AI Act entstehen, stellen ein erhebliches Innovationshemmnis für europäische KMU dar, während sie große US-Konzerne kaum beeinträchtigen.

www.bitmi.de

Dezember 2024 Handelsblatt KI-Innovation

»Daten nutzen, um wieder wettbewerbsfähig zu werden.«

Dirk Freytag Präsident Bundesverband Digitale Wirtschaft

Machen wir uns nichts vor. Die Lage ist ernst. Mit Blick auf die Bundestagswahl 2025 entscheiden wir über Deutschlands Zukunft. Die Herausforderungen sind vielfältig. Wie stärken wir unsere Wettbewerbsfähigkeit? Wie ermöglichen wir eine erfolgreiche nachhaltige Transformation? Und wie organisieren wir die Arbeit der Zukunft? Als Digitale Wirtschaft sind wir überzeugt: Der zentrale Schlüssel dafür sind Daten.

Daten erschließen neue Wachstumsfelder und schaffen zukunftssichere Arbeitsplätze. Nur mit ihnen lassen sich neue Technologien wie Künstliche Intelligenz weiterentwickeln. In Europa fehlt es jedoch an Investitionen in die Zukunft. Europa bleibt im letzten Jahrhundert stecken, während die Welt in die Technologie der Zukunft investiert. So zeichnet es der Draghi Report. Auf Deutschland trifft das womöglich noch stärker zu.

Dabei ist die Ausgangslage vielversprechend. Wir haben herausragende Forschungseinrichtungen und Innovationsabteilungen. Doch wir haben verlernt, Chancen und Risiken in ein ausgewogenes Verhältnis zu setzen. Um nachhaltig etwas zu verändern, müssen wir unser Mindset ändern. Das zeigt sich insbesondere bei datengetriebener Innovation und Datenschutz. Besinnen wir uns auf beide Aspekte, steht die richtige Datennutzung im Fokus. 

Einer der wichtigsten Hebel für eine nachhaltige Veränderung ist unsere Sprache; wie wir Aufgaben und Rollen benennen, prägt das Handeln. Wieso heißen die Datenschutzbeauftragten, die sich in Behörden und Unternehmen genau um diese richtige Datennutzung kümmern, nicht auch so? Legen wir mit den Datennutzungsbeauftragten den Grundstein für eine echte Datenkultur. Sorgen wir für mehr Austausch, Beratung und Zusammenarbeit. Ermöglichen wir mit einer echten Datenkultur einen zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort. 

www.bvdw.org