Die Zukunftsfähigkeit der Medizin

Forum der Akteure

November 2024 Die Zeit Zukunft Medizin

»Krankenhausreform braucht Korrekturen«

Thomas Bublitz Hauptgeschäftsführer Bundesverband Deutscher Privatkliniken e.V.

Das Ende der Ampel-Regierung ist ein Signal an die Bundesländer, das Mitte Oktober vom Bundestag beschlossene Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) an den notwendigen Stellen zu korrigieren. Die diversen handwerklichen Mängel des Gesetzes können noch nachgebessert werden, wenn der Bundesrat in seiner Sitzung am 22. November entscheidet, den Vermittlungsausschuss anzurufen. Dieser Aufschub der Reform ist dringend erforderlich, denn die im KHVVG durchaus vorhandenen guten Ansätze reichen allein nicht aus, um die Krankenhauslandschaft zu konsolidieren und die Spezialisierung der Krankenhäuser zu fördern.

Oberste Priorität hat eine kostendeckende Finanzierung der Krankenhäuser, zudem muss die vorgesehene Vorhaltefinanzierung ohne Fallzahlbezug ausgestaltet werden. Sinnvolle Reformansätze, wie eine in Länderverantwortung verbleibende Krankenhausplanung nach einer bundeseinheitlichen Systematik von Leistungsgruppen können aus dem KHVVG übernommen werden und in einen neuen Kontext der Krankenhausreform gestellt werden. Die Bundesländer müssen für die Krankenhausplanung die Letztverantwortung behalten. Das gilt auch für die Fachkrankenhäuser. Wenn das KHVVG nicht nachgebessert wird, würden viele orthopädische Fachkrankenhäuser nicht mehr als solche eingestuft, weil sie im Gesetz nicht berücksichtigt sind. Behoben werden könnte dieser offensichtliche Fehler dadurch, dass die Bundesländer weiterhin im Rahmen der Krankenhausplanung über die Zuteilung des „Levels F – Fachklinik“ entscheiden können. 

Außerdem muss die Bürokratie in den Krankenhäusern wirksamer abgebaut und die Mitarbeitenden stärker entlastet werden. Das Gesetz jetzt in Torschlusspanik durchzuwinken, würde der gesundheitspolitischen Glaubwürdigkeit schaden und weder den Krankenhäusern noch den Patienten helfen. 

www.bdpk.de

November 2024 Die Zeit Zukunft Medizin

»Bessere Versorgung? Nur mit MedTech«

Dr. Marc-Pierre Möll Geschäftsführer & Vorstandsmitglied BVMed – Bundesverband Medizintechnologie

Die Medizintechnik-Branche ist ein wichtiger Zukunftsmotor für die deutsche Wirtschaft. Die Medizintechnik-Unternehmen beschäftigen in Deutschland über 265.000 Menschen und stellen 13.000 Ausbildungsplätze. Die MedTech-Branche hat 93 Prozent Mittelstand und Familienunternehmen mit Forschung und Produktion in Deutschland. Im Durchschnitt investieren die Unternehmen rund 9 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Die Exportquote der deutschen Medizintechnik liegt bei rund 68 Prozent, der jährliche Gesamtumsatz bei über 40 Milliarden Euro.

Deutschland ist in der Medizintechnik Weltspitze. Noch. Die BVMed-Herbstumfrage 2024 zeigt: Der Medizintechnik-Standort Deutschland ist stark gefährdet. Das liegt vor allem an hausgemachten Problemen: Ein handwerklich schlecht gemachtes, zu kompliziertes regulatorisches System für Medizinprodukte (EU-MDR), das Innovationen ausbremst. Überbordende Bürokratisierung und Regulierungswut, die KMU erstickt. Schleppende Digitalisierung des Gesundheitssystems und mangelnde Datennutzung. 

Dabei braucht Deutschland eine forschungsstarke, leistungsfähige, wirtschaftlich gesunde und international wettbewerbsfähige Medizintechnik-Branche. 

Medizintechnik muss in allen Versorgungsbereichen und Reformvorhaben mitgedacht werden: als Teil der Lösung! Unsere Technologien, Produkte und Verfahren tragen zu einer besseren Versorgung der Menschen, zu effizienteren Prozessen und Entlastung des medizinischen Personals bei. Es geht #NurMitMedTech. 

Um Top-Talente im Land zu halten und Innovationen hier zu entwickeln, benötigen wir standortfreundlichere Rahmenbedingungen. Das erreichen wir durch ganzheitliche Ansätze. Durch eine eigenständige MedTech-Strategie mit einem konkreten Maßnahmenkatalog, um den Medizintechnik-Standort Deutschland zu stärken. 

www.bvmed.de

November 2024 Die Zeit Zukunft Medizin

»Krankenhausreform – Aufbruch in die Zukunft«

Dr. Gerland Gaß Vorstandsvorsitzender Deutsche Krankenhausgesellschaft

Die große Krankenhausreform soll die Voraussetzungen schaffen, um die Krankenhäuser für die Zukunft fit zu machen. Aber wird die als Revolution angekündigte Reform diesem Anspruch gerecht? Aktuell gibt es weder eine Fokussierung auf das Ziel der Krankheitsvermeidung/Prävention, noch scheint die Politik die Kraft zu haben, die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen so zu verändern, dass Ärzt:innen, Krankenhäuser und die Gesundheitswirtschaft von bürokratischen Lasten befreit und neue Anreize für innovative Versorgungskonzepte gesetzt werden.

Wir befinden uns vielmehr in einer Phase der kleinteiligen Regulierung anstelle der Ermöglichung neuer Wege der Zusammenarbeit und der Konzentration auf den mittel- und langfristigen Nutzen für die Patientinnen und Patienten. Mit Blick auf den demografischen Wandel wird die Zeit knapp, um grundlegend eine neue Ausrichtung des Gesundheitswesens und damit auch der Krankenhäuser politisch und gesellschaftlich voranzubringen. Dafür brauchen wir einen konzentrierten gesellschaftlichen Diskurs, der die Voraussetzung dafür ist, die umfassende Transformation der Krankenhauslandschaft im Konsens anzugehen und damit den Boden für notwendige Veränderungen zu bereiten. 

Das Krankenhaus der Zukunft muss sich deutlich verändern. Vom heutigen Standortdenken hin zu einer Organisation, die gemeinsam mit anderen Leistungserbringern in der Region, aber auch darüber hinaus, sehr viel stärker ganzheitlich die Gesundheit der Bevölkerung zum Ziel hat. Dafür brauchen die Krankenhäuser und das Gesundheitswesen insgesamt Freiheitsgrade, die es ermöglichen, Kreativität und Innovation zu entfalten. Wenn Politik das erkennt und die dafür notwendigen Rahmenbedingungen schafft, wäre dies tatsächlich eine Revolution.

www.dkgev.de