»Mehr Fortschritt wagen!«
Mit diesem Titel ihres Koalitionsvertrages weckte die Bundesregierung bei ihrem Start vor zwei Jahren die Hoffnung, dass die notwendige Modernisierung unseres Gesundheitssystems mutig und mit Weitblick angepackt würde. Die Zwischenbilanz im Herbst 2023 ist aus meiner Sicht ernüchternd. Denn das zentrale gesundheitspolitische Projekt dieser Legislaturperiode, die für 2024 geplante Krankenhausreform, ist noch unausgegoren und sieht in ihrer aktuellen Fassung unnötige bürokratische Beschränkungen und Reglementierungen vor. Im Ergebnis würden die Pläne dazu führen, dass viele kleinere, leistungsfähige und bedarfsnotwendige Kliniken schließen müssen. Das gilt vor allem im ländlichen Raum, wo den Patientinnen und Patienten weite Wege zur medizinischen Grundversorgung und längere Wartezeiten in den noch verbliebenen Krankenhäusern drohen. Hinzu kommt, dass die Reform ihre beabsichtigte Wirkung allenfalls mit mehreren Jahren Verzögerung entfalten wird, was für die meisten Kliniken viel zu spät ist. Was an den Reformplänen falsch ist und wie es besser gemacht werden könnte, zeigen wir mit der Kampagne Krankenhausretten.de, die auch von kirchlichen Krankenhäusern unterstützt wird. Um einen planvollen und bedarfsorientierten Strukturwandel einzuleiten, muss dringend die Unterfinanzierung der Kliniken beendet werden. Erforderlich sind außerdem neue Anreize und Freiräume, die innovative Behandlungsformen und die Effizienz fördern. Dies könnte mit einer integrierten regionalen Versorgungsplanung, die wir der Politik vorgeschlagen haben, gelingen. Damit würde nicht nur die stationäre, sondern auch die ambulante ärztliche Versorgung, die Übergangspflege und die Rehabilitation in den Blick genommen. Dies wäre ein Gewinn für die Patientinnen und Patienten und der ideale Einstieg zu den im Koalitionsvertrag der Ampelregierung vereinbarten Gesundheitsregionen.