»Wir brauchen einen Qualitätswettbewerb statt struktureller Verbotsdebatten.«
In der ambulanten Versorgung wird derzeit über Form statt Inhalte gestritten. Die Frage, wie die Qualität der Versorgung in Stadt und Land bezahlbar aufrechtzuerhalten ist, wird dagegen kaum gestellt. Auch nicht die, wie wir damit umgehen, dass immer mehr Mediziner weniger arbeiten und so trotz mehr Ärzten die verfügbare Arztzeit sinkt. Stattdessen haben Arztverbände und Dr. Karl Lauterbach das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) als 'Gegner' erkoren. Eine Form der Praxisorganisation, die sich dadurch auszeichnet, dass auch Nichtärzte, also z. B. Krankenhäuser Betreiber sein können. Aktuell gibt es deutschlandweit gut 2.000 solcher MVZ.
Kritisiert wird, dass hinter einer Klinik, die das ambulante MVZ betreibt, im letzten auch ein Private-Equity-Investor stehen kann. Ein Umstand, der für jedes Krankenhaus, Pflegeheim oder jede Rehaklinik gilt. Im Kontext des MVZ ist der latente Glaubenskrieg zu privaten Investoren jedoch zu einer Seinsfrage erhoben worden. Lauterbach will, dass MVZ denen gehören, die darin arbeiten. Allerdings gibt es schlichtweg nicht genügend Ärzte, die das unternehmerische Risiko auf sich nehmen, um Arbeitgeber für andere Ärzte und Kollegen zu sein.
Die Herausforderung ist, die zahlreichen Ängste, die mitschweben, wenn sich Investoren in der medizinischen Versorgung engagieren, in konstruktive Bahnen zu lenken. Transparenz über die Eigentümerschaft? Unbedingt. Schaffen wir ein ambulantes Strukturregister! Verhinderung von honorarorientierter Leistungspickerei? Unbedingt. Führen wir die von der Bundesärztekammer geforderte Prüfung der Leistungsbreite ein, allerdings bitte für alle Praxen! Stattdessen wird vor allem eine Verbotsdebatte geführt. Keine Investoren – keine Probleme, so die Rechnung. Es ist aber nötig, sich von dieser unrealistischen Vereinfachung zu lösen und wieder über Qualität und Werte der ambulanten Versorgung statt über deren Form zu diskutieren.