Dynamik der Digitalisierung

Die Redaktion befragt Akteure zu den Herausforderungen in ihren Branchen.
Juni 2022 stern Meine Gesundheit

»Wir müssen Innovationen schneller einführen.«

Dr. Marc-Pierre Möll Geschäftsführer Bundesverband Medizintechnologie | BVMed

Medizintechnische Innovationen, die den Menschen helfen, müssen schneller in den Gesundheitsmarkt eingeführt werden. Das hat auch ökonomische Vorteile: Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden führen zu einer Reduzierung von Fehlzeiten, verkürzen die Genesungszeiten der Patienten und ermöglichen es ihnen daher, schneller wieder am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Der Einsatz von Innovationen der Medizintechnologie wird jedoch oft dadurch erschwert, dass die meist höheren Initialkosten isoliert betrachtet werden, nicht jedoch die Nutzen- und Kosteneffekte über den Gesamtverlauf einer Behandlung oder Krankheit. Deshalb müssen die langfristigen Einsparpotenziale durch moderne MedTech-Verfahren in die Überlegungen und in die Kostenübernahme medizintechnologischer Produkte einbezogen werden. Der BVMed wirbt deshalb für eine Gesamtbetrachtung von Behandlungsprozessen. Das nennen wir „Value-based Healthcare“.

www.bvmed.de

Juni 2022 stern Meine Gesundheit

»Noch herrscht große Skepsis in den Praxen.«

Alexandra Köhler Leitung Kommunikation und Studien Stiftung Gesundheit

Wie steht es um die wirtschaftliche Zuversicht in der ambulanten Versorgung? Und was halten Ärzte und Heilberufler von aktuellen Entwicklungen in ihrem Beruf? Fragen wie diese können wir beantworten: Mit unseren Studien, wie etwa dem Medizinklimaindex, sind wir stets am Puls der Heilberufler und erfahren, wo der Schuh drückt. Derzeit ist die Dynamik der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen an vielen Stellen zu spüren – dennoch mangelt es an der flächendeckenden und funktionierenden Umsetzung. Wir haben hierzu kürzlich im Auftrag des Bundesverbands Gesundheits-IT einen Blick in die Praxis geworfen und sind auf erhebliche Skepsis gestoßen: Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer (56,0 Prozent) bezweifelt, dass die Digitalisierung die Patientenversorgung maßgeblich verbessern wird. Und während jeder Vierte glaubt, die Digitalisierung könne seine Arbeit in Zukunft erleichtern, rechnen 36,7 Prozent sogar mit einer höheren Belastung. Hier ist strukturell noch viel zu tun und Überzeugungsarbeit zu leisten.

www.stiftung-gesundheit.de

Juni 2022 stern Meine Gesundheit

„Die Hoffnung, dass sich etwas bewegt, ist groß.“

Han Steutel Präsident des Verbands Forschender Arztneimittelhersteller | vfa

Es ist noch nicht lange her, da landete Deutschland beim Digital-Health-Index der Bertelsmann Stiftung auf dem vorletzten Platz in Europa. Doch ist einiges passiert: Die elektronische Patientenakte wird sukzessive besser, das elektronische Rezept soll bald deutschlandweit ausgerollt werden und bei den Digitalen Gesundheitsanwendungen sind wir sogar erstmals internationaler Spitzenreiter. Zeit zum Ausruhen ist dennoch nicht. Das gilt insbesondere für die Verfügbarkeit und Nutzung digitaler Gesundheitsdaten, sowohl beim Arztbesuch als auch für die wissenschaftliche Forschung. Die Hoffnung, dass sich etwas bewegt, ist groß: Die EU-Kommission hat im Mai einen Gesetzgebungsvorschlag für einen europäischen Gesundheitsdatenraum vorgelegt und auch national diskutieren wir endlich über ein Registerdaten- sowie ein Gesundheitsdatennutzungsgesetz. Deutschland hat jetzt die Chance, die öffentliche und private Forschung der Zukunft mitzugestalten, und so den Weg zu einer modernen und personalisierten Gesundheitsversorgung zu bereiten.

www.vfa.de