Ganzheitliche Herausforderung

Forum der Akteure

Juli 2022 stern Leben mit Krebs

»Krebspatienten benötigen eine interdisziplinäre Versorgung.«

Dr. Johannes Rückher Ärztlicher Referent Deutsche Krebsgesellschaft e. V.

Patienten, die sich in den von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Zentren behandeln lassen, leben gemäß den jüngsten Ergebnissen der sogenannten WiZen-Studie länger. Dazu wurden circa eine Million Datensätze von Krankenkassen und Krebsregistern der Jahre 2009 bis 2017 analysiert. Insbesondere für Tumore des Darms, der Brust, des Gebärmutterhalses, der Prostata und des Nervensystems waren die Vorteile eindeutig. Diese Ergebnisse sind kein Zufall. Wie kaum ein anderer Versorgungsbereich stellt die Onkologie sehr hohe Anforderungen an eine interdisziplinäre Versorgung und an den sich (schnell wandelnden) aktuellen Stand des medizinischen Wissens. Das Zertifizierungssystem der Deutschen Krebsgesellschaft betrachtet Zentren daher als Netzwerke, in denen sowohl ärztliche als auch nicht-ärztliche Berufsgruppen eine hochqualifizierte Versorgung aus einer Hand leisten. Zur Beurteilung, ob ein Zentrum diesen hohen Anforderungen gerecht wird, braucht es ein ausgereiftes Datenmanagement, verbunden mit jährlichen Audits vor Ort.

www.krebsgesellschaft.de

Juli 2022 stern Leben mit Krebs

»Die Krebsnachsorge muss ganzheitlich erfolgen.«

Miriam Weber Leiterin Beratung, Angebote & Bildung Krebsliga Schweiz

Die Anzahl Menschen, die mit und nach Krebs leben, nimmt stetig zu. Weltweit wird sie bis 2040 auf über 30 Millionen ansteigen. Trotzdem fehlt es an koordinierter Nachsorge für die Zeit nach der medizinischen Erstbehandlung. Die Krebsliga füllt diese Lücke unter anderem mit persönlichen Beratungen zum Thema Cancer Survivorship. Denn viele Krebsbetroffene leiden noch Jahre nach der Erkrankung an den Folgen von Krebs. Sie sind zwar geheilt, aber trotzdem nicht gesund, kämpfen mit chronischen Gesundheitsproblemen und Langzeitfolgen der Krebstherapie. Die veränderten Lebensbedingungen fordern die Betroffenen, aber auch ihr Umfeld stark heraus. Das hat auch sozioökonomische Auswirkungen auf unsere Gesellschaft: Jede fünfte Person, die zum Zeitpunkt der Diagnose erwerbstätig war, ist fünf Jahre später nicht mehr beschäftigt. Deshalb ist es wichtig, die Nachsorge von Krebserkrankten nicht nur auf medizinische Folgeuntersuchungen zu beschränken, sondern ganzheitlich anzugehen.

www.krebsliga.ch

Juli 2022 stern Leben mit Krebs

»Niemand muss eine lebensbegrezende Erkrankung alleine durchstehen.«

Prof. Dr. Claudia Bausewein Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin

Die Diagnose einer lebensbegrenzenden Erkrankung wird von vielen Menschen als ein Sturz aus der Normalität erlebt. Deshalb ist es bereits zu diesem Zeitpunkt wichtig zu signalisieren: Niemand muss diese schwierige Phase alleine durchstehen. Die Palliativversorgung mithilfe eines multiprofessionellen Teams ist ein Prozess, in dem schwerkranke Menschen und ihre Angehörigen Raum und Zeit für all ihre Fragen, Belastungen, Ängste und Sorgen finden, in dem aber vor allem ihre gemeinsame Lebensqualität im Zentrum steht. Menschen sind in ihrer Ganzheitlichkeit wahrzunehmen, in ihren körperlichen, psychosozialen und spirituellen Bedürfnissen. Bitte scheuen Sie sich nicht, frühzeitig Kontakt zu einer Hospiz- oder Palliativeinrichtung aufzunehmen und Ihre Fragen zu stellen! Über 3.000 bundesweite Adressen und Informationen in neun Sprachen finden Sie in der Online-Datenbank www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de. Falls Sie sich inhaltlich näher umschauen möchten, dann tun Sie das gerne hier: www.dasistpalliativ.de.

www.palliativmedizin.de