Forschung, Wiederbelebung, Diabetes

Forum der Akteure

Juni 2024 stern Herz & Kreislauf

»Herz-Kreislauf-Medizin von morgen«

Han Steutel Präsident des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen

Pharmaforschung bedeutet, sich nicht mit dem Erreichten zufrieden zu geben. Beispiel chronische Herzschwäche: Pharmaund Medizintechnikfirmen haben seit den 1980er-Jahren die Therapiemöglichkeiten stetig verbessert, so dass Betroffene heute viel länger, mit weniger Symptomen und weniger Klinikeinweisungen leben können. Doch mehr soll möglich werden: Schichten gezüchteter Herzzellen können wahrscheinlich, auf das kranke Herz aufgenäht, bei manchen Menschen die Pumpleistung wieder steigern. Und sogenannte Antisense-Moleküle können womöglich das Fortschreiten der Krankheit aufhalten. Beides erproben die Pioniere dieser Behandlungsformen derzeit in Studien mit Patientinnen und Patienten. Oder Beispiel Schlaganfälle: Pharmaunternehmen arbeiten daran, Menschen noch besser vor ihnen zu schützen, ohne ihr Blutungsrisiko zu erhöhen. Antisense, Gewebezucht: Das klingt technologieverliebt. Aber das Maß des Erfolgs bleibt, was der Einsatz solcher Hightech den Erkrankten bringt. 

www.vfa.de

Juni 2024 stern Herz & Kreislauf

»Aktionsplan Wiederbelebung: Zusätzlich 10.000 Leben retten«

Dr. Marc-Pierre Möll Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Bundesverband Medizintechnologie – BVMed, Berlin

Über 70.000 Deutsche erleiden jährlich einen Herz-Kreislauf-Stillstand (HKS) außerhalb des Krankenhauses. Nur 10 Prozent überleben ihn. Das schnelle Handeln von umstehenden Personen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes rettet Leben. Aber: Die Laien-Reanimationsquote ist in Deutschland mit 51 Prozent niedriger als im EU-Vergleich. Der Koalitionsvertrag von 2021 sieht ein „Maßnahmenpaket Wiederbelebung“ vor. Bislang fehlt aber die konkrete Umsetzung, Deshalb haben der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) und der Deutsche Rat für Wiederbelebung (GRC) einen Aktionsplan „Wiederbelebung“ vorgelegt. Er wird unterstützt vom Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), der Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe (BAGEH), der Deutschen Herzstiftung und der Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Wir schlagen unter anderem vor, Beschäftigte regelmäßig zum Thema Wiederbelebung zu sensibilisieren sowie überall dort, wo es die Gegebenheiten erfordern, automatisierte externe Defibrillatoren (AED) verpflichtend am Arbeitsplatz vorzusehen.

www.bvmed.de

Juni 2024 stern Herz & Kreislauf

»Präzise Prävention und Therapie von Diabetes mellitus«

Prof. Dr. med. Andreas Fritsche Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft

Das Bundesgesundheitsministerium plant ein Präventionsgesetz zur Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen – an sich begrüßenswert! Doch Herz-Kreislauf-Erkrankungen treten nicht isoliert, sondern häufig als Folge anderer Erkrankungen wie Diabetes mellitus auf. Das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen ist bei Männern mit Diabetes 2- bis 4-fach erhöht, bei Frauen mit Diabetes sogar um das 6-fache. Das Vorhaben geht also nicht weit genug. Sinnvoller wäre ein Gesamtkonzept zur Prävention von Volkskrankheiten. Eine geeignete Initiative gibt es bereits – die Nationale Diabetesstrategie. Sie bietet ein ganzheitliches Präventionsprogramm, das auf Verhaltens- und Verhältnisprävention setzt, und 2020 bereits von der Politik verabschiedet wurde. Sie liegt seitdem jedoch vernachlässigt in BMG-Schubladen und wartet auf ihre Umsetzung. Diese könnte im Übrigen auch ein Vorbild für EU-weite Maßnahmen sein. Denn 31,6 Millionen EU-Bürgerinnen und -Bürger haben Diabetes – Tendenz steigend. 

www.ddg.info