Individuelle Therapien

Die Redaktion befragt Akteure zu aktuellen Erkenntnissen der Diabetologie.
November 2020 stern Herz & Diabetes

»Bei Diabetes sollte man besonders auf das Herz achten.«

Sandra Schneller Bundesvorsitzende des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB)

Menschen mit Diabetes müssen besonders auf ihre Herzgesundheit achten, denn Diabetes kann das Herz und die Gefäße schwer schädigen – durch dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel und Bluthochdruck. Diabetespatienten haben ein zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, jeder zweite Diabetiker stirbt an einem Herzinfarkt. Diese Zahlen sind sehr alarmierend. Häufig wird eine Herzschwäche bei Diabetes auch viel zu spät entdeckt. Der DDB fordert deshalb eine engere, interdisziplinäre Zusammenarbeit von Hausärzten, Diabetologen und Kardiologen, um diabetesbedingte Herzschädigungen schon im Vorfeld zu verhindern und dafür zu sorgen, dass Diabetespatienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen frühzeitig die Möglichkeit haben, eine individuell optimierte Therapie zu erhalten. Der Deutsche Diabetiker Bund (DDB) ist die älteste Diabetes-Selbsthilfeorganisation in Deutschland und vertritt die Interessen aller Diabetespatienten gegenüber der Politik, der Industrie und den Kostenträgern.

 

www.diabetikerbund.de

November 2020 stern Herz & Diabetes

»Herzerkrankungen müssen früh erkannt werden.«

Prof. Dr. Andreas M. Zeiher Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V.

Durch die enormen Fortschritte in der Diagnostik und Therapie hat die Herzmedizin wie kaum ein anderes medizinisches Fachgebiet in den letzten beiden Jahrzehnten dazu beigetragen, unsere Lebenserwartung zu verlängern. Uns stehen viele minimalinvasive Methoden zur Verfügung, mit denen wir zum Teil Patienten behandeln können, die noch vor zehn Jahren wenig Chancen auf eine aussichtsreiche Behandlung hatten, beispielsweise bei Herzklappenerkrankungen. Außerdem hat die Forschung hervorragende neue Medikamente ermöglicht, unter anderem hat die Behandlung der Herzinsuffizienz hierdurch einen beachtlichen Sprung nach vorn gemacht. Dennoch sind in Deutschland die Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch immer Todesursache Nummer Eins. Besonders wichtig ist es daher, dass Herzerkrankungen frühzeitig erkannt werden. Je früher wir eine Behandlung beginnen können, desto besser stehen die Erfolgsaussichten. Uns Kardiolog*innen stehen immer mehr Möglichkeiten zur Verfügung, Ihnen als Herz-Patienten zu helfen.

 

www.dgk.org

November 2020 stern Herz & Diabetes

»Wir brauchen mehr Zusammenarbeit zwischen den Ärzten.«

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe Vorsitzender der Stiftung DHD (Der herzkranke Diabetiker)

Dass Diabetes ein Treiber von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist, der die Prognose und Lebenszeit bestimmt, ist Thema der Stiftung DHD (Der herzkranke Diabetiker) seit über 20 Jahren. Inzwischen wurde das Problem erkannt. Spätestens mit den Daten zur Herzinsuffizienz hat die Fachwelt verstanden, dass Diabetes mehr als eine metabolische Anomalie ist, die mit ein wenig „Zuckerkosmetik“ in den Griff zu bekommen ist. Das Zusammenspiel von Stoffwechsel, Herz und Gefäßsystem ist zum Mainstream geworden. Soweit die Theorie. In der Praxis ist die optimale Versorgung Zukunftsmusik. Patienten werden oft durch die Kaskade der medizinischen Maschinerie geschleust – bei immer kürzeren Behandlungszeiten. Es stellt sich die Frage nach Behandlung mit konkretem Nutzen für die Erkrankten. Mehr Dialog und Zusammenarbeit zwischen den Ärzten bleiben zu fordern. Mit dem Mandat für Patienten setzen sich die Stiftungsexperten der Endokrinologie, Kardiologie und Neurologie für eine bessere Versorgung ein.

 

www.stiftung-dhd.de