Zeitenwende in der Arbeitswelt

 Forum der Akteure

Dezember 2024 Die Zeit Arbeitswelt der Zukunft

»Fit für eine KI geprägte Arbeitswelt?«

Adél Holdampf-Wendel Bereichsleiterin Future of Work und Arbeitsrecht Bitkom

Künstliche Intelligenz hält auch in der Arbeitswelt rasch Einzug. Die KI-Verordnung der EU setzt einen regulatorischen Rahmen für den Einsatz von KI. Arbeitgeber können als Anbieter oder Betreiber von KI-Systemen Adressaten der KI-Verordnung sein, je nachdem, ob sie selbst entwickelte oder fremde KI-Systeme einsetzen.

Die KI-Verordnung verpflichtet ab Februar 2025 Anbieter und Betreiber, dafür zu sorgen, dass ihr Personal über ausreichende KI-Kompetenz verfügt. Dazu zählen die Fähigkeiten, die Kenntnisse und das Verständnis, KI-Systeme sachkundig einzusetzen und sich der Chancen und Risiken von KI und möglicher Schäden, die sie verursachen kann, bewusst zu sein. Doch wie gut sind Unternehmen auf die Vermittlung von KI-Kompetenz vorbereitet?


Laut der Weiterbildungsstudie von Bitkom-Akademie und HR-Pepper (2024) haben 53 Prozent der Berufstätigen bereits KI-Anwendungen wie ChatGPT oder Copilot im Arbeitsalltag genutzt. Bei den Führungskräften sind es sogar 71 Prozent. Demgegenüber haben sich nur 22 Prozent der Befragten bereits zu KI weitergebildet, 8 Prozent planen dies für dieses Jahr. 44 Prozent haben noch keine KI-Weiterbildung absolviert, wären aber daran interessiert.

Damit die Beschäftigten verantwortungsvoll und sicher mit Künstlicher Intelligenz umgehen können, sollten entsprechende Schulungen bedarfsgerecht, zielgruppenspezifisch und kontinuierlich erfolgen. Neben technischen Grundlagen zur Funktionsweise von KI im Allgemeinen und im konkreten Anwendungskontext sollten auch (datenschutz-) rechtliche und ethische Fragestellungen einbezogen werden. Weiterbildungskonzepte sollten unter anderem einen Lernraum zum Ausprobieren, Peer-Learning und Community-Netzwerke für informelles Lernen beinhalten.

www.bitkom.org

 

Dezember 2024 Die Zeit Arbeitswelt der Zukunft

»Auf die Potenziale schauen, die Menschen mitbringen«

Cawa Younosi Geschäftsführer Charta der Vielfalt

Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor Herausforderungen, die alles was Sie kennen in Frage stellen. So geht es heute vielen Arbeitgebenden. Wir leben in Zeiten vieler und schneller Veränderungen. „Wie bekommen wir bloß neue Arbeitskräfte?“, werde ich gefragt, „Wie gehen wir mit den gesellschaftlichen Veränderungen um?“


Wir müssen die Sache ganz anders denken. 19 Prozent der deutschen Beschäftigten haben laut aktuellem Gallup-Report (2024) innerlich gekündigt – das sind über 7,3 Millionen Menschen. Was wäre also, wenn Menschen wirklich gerne arbeiten, weil der Job zu ihren Fähigkeiten passt? Wenn Menschen sich am Arbeitsplatz sicher fühlen, weil sie vor Schubladendenken, Diskriminierung und Langeweile geschützt werden? Wir schauen also auf die Potenziale, die Menschen mitbringen, und wie wir sie am Arbeitsplatz bestmöglich einsetzen und fördern können. 

Wer so denkt, gewinnt auf mehreren Ebenen: Beschäftigte arbeiten motivierter, kreativer und innovativer. Sie bleiben dem Unternehmen länger erhalten, weil sie Raum für Entwicklung finden. Der Arbeitsplatz wirkt auch auf potenzielle Arbeitskräfte attraktiver. Um dieses Umdenken zu schaffen, braucht es überzeugte Führungskräfte. Sie sind diejenigen, die im Recruiting und bei Beförderungen entscheiden. Unbewusste Vorurteile sorgen dafür, dass jedoch noch stark nach persönlicher Ähnlichkeit und Sympathie entschieden wird. So finden sich laut aktuellem AllBright-Bericht in den 160 deutschen Börsenunternehmen mehr Vorstandsvorsitzende, die Christian heißen, als Frauen. Wie viele von ihnen eine Behinderung haben oder nicht-weiß sind, können Sie sich ausmalen. Für die Zukunft können Sie Ihre visionäre Kraft besser einsetzen, indem Sie mehr in Menschen sehen als ihren Lebenslauf. Lassen Sie uns Potenziale entdecken und Menschen Chancen geben.

www.charta-der-vielfalt.de
 

Dezember 2024 Die Zeit Arbeitswelt der Zukunft

»Deutschland braucht KI für die demographischen Herausforderungen«

Jörg Bienert Vorstandsvorsitzender KI Bundesverband

Der Fachkräftemangel wird in den kommenden Jahren eine der größten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft darstellen. Die sinkende Zahl an Erwerbstätigen könnte unüberschaubare negative Auswirkungen auf Wachstum und Wohlstand haben, sowie zu hohen Risiken bei der allgemeinen Versorgung und der kritischen Infrastruktur führen. Eine wesentliche Maßnahme, um dem entgegenzuwirken, ist die Steigerung der Produktivität durch Digitalisierung sowie den verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Robotik. Diese Technologien bieten enorme Potenziale, Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten und Engpässe zu überwinden. Damit dies gelingt, müssen Unternehmen jetzt alle Bereiche ihrer Wertschöpfungskette auf Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung analysieren, entsprechende Maßnahmen planen und diese konsequent umsetzen. Es ist keine Zeit zu verlieren.


Jedoch dürfen wir dabei nicht nur an Automatisierung und Effizienz denken. Es gilt, eine ganzheitliche Strategie für den Arbeitsmarkt zu entwickeln. Denn wenn wir nicht aufpassen, könnten in 10 Jahren Millionen von Arbeitsplätzen im Verwaltungsbereich wegfallen, während gleichzeitig Handwerker und technische Fachkräfte fehlen. Eine Schieflage, die wir uns nicht leisten können. Um diesem Szenario vorzubeugen, müssen wir heute bereits die Weichen für die Arbeitsmarktstrukturen der Zukunft stellen. Welche Jobs werden in 10 Jahren gefragt sein? Welche Qualifikationen sind erforderlich? Die Antworten darauf beginnen in unseren Schulen. Bildung muss sich radikal verändern, um zukünftige Arbeitskräfte optimal auf die digitale Arbeitswelt vorzubereiten.

Hier muss die Politik und die gesamte Gesellschaft rasch handeln, denn derartige Strategien sind derzeit noch nicht erkennbar.

www.ki-verband.de