Große Sprünge wagen

Interessante Neuigkeiten aus den Bereichen Internet und Technologie
Illustration: Sophia Hummler
Illustration: Sophia Hummler
Klaus Lüber Redaktion

Mut zum Risiko

„Wir brauchen keine weiteren Apps, Gadgets, Plattformen und digitalen Geschäftsmodelle, die unser Leben angeblich einfacher machen, aber uns de facto infantilisieren und überwachen. Wir brauchen sprunghafte Innovationen, die das Leben einer größtmöglichen Anzahl von Menschen in größtmöglichem Umfang besser machen.“ So schreiben Rafael Laguna de la Vera und Thomas Ramge in ihrem eben erschienen Buch „Sprunginnovation“. Laguna de la Vera ist Chef der im letzten Jahr gegründeten Bundesagentur für Sprunginnovation, die sich genau dieses Ziel gesetzt hat: Technologien mit weltveränderndem Potenzial zu fördern. Und zwar hier in Deutschland und Europa. Er und der Journalist Ramge sind sich einig: Das geht nur mit einem grundlegenden Umbau unserer Innovationsförderung. Vor allem der Staat müsse eine viel aktivere Rolle einnehmen und als risikofreudiger Akteur gerade dort auftreten, wo es noch keinen Markt gibt und gerade hochinnovative Geschäftsideen dringend Unterstützung benötigen. Das sei zwar riskant, aber bei weitem weniger gefährlich, als das Risiko erst gar nicht einzugehen.

Gewinn über Sicherheit?

Facebook stellt eigene Gewinne über die Sicherheit der Menschen. Dies zumindest ist der Vorwurf, den die Whistleblowerin Frances Haugen ihrem ehemaligen Arbeitgeber macht. Haugen hatte als Produktmanagerin bei Facebook gearbeitet, bevor sie interne Dokumente des Konzerns an US-Behörden und das Wall Street Journal weitergab. Demnach soll das Unternehmen durch eigene Studien zum Schluss gekommen sein, dass insbesondere die Fotoplattform Instagram der psychischen Gesundheit von Jugendlichen schaden und etwa die Gefahr von Essstörungen erhöhen könne. Dennoch halte Facebook weiterhin an seinen Produkten und Geschäftsmodellen fest. „Die Unternehmensführung weiß, wie Facebook und Instagram sicherer gemacht werden können. Sie nimmt aber nicht die notwendigen Änderungen vor, weil sie ihre astro-nomischen Profite über die Menschen gestellt hat“, sagte Haugen vor dem US-Unterausschuss für Verbraucherschutz, Produktsicherheit und Datensicherheit. Mehrere Senatoren kündigten nun Schritte gegen Facebook an. Das Unternehmen selbst weist die Vorwürfe entschieden zurück.

Nachhaltigkeit durch Digitalisierung

Digitale Technologien wie das Internet der Dinge oder Künstliche Intelligenz können als Katalysator für ressourceneffizienteres Wirtschaften dienen. Dieser Meinung sind offenbar immer mehr Unternehmen und richten ihre strategische Planung danach aus. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von Bitkom Research im Auftrag des IT-Dienstleisters Tata Consultancy Services (TCS) unter 951 Unternehmen mit 100 oder mehr Beschäftigten in Deutschland. So geben 7 von 10 Unternehmen (71 Prozent) mit 100 oder mehr Beschäftigten an, dass Nachhaltigkeit ein wesentlicher Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie ist. Und zwei Drittel (66 Prozent) sind überzeugt, dass digitale Technologien dabei helfen können, energieeffizienter zu wirtschaften. Fast ebenso viele (63 Prozent) versprechen sich langfristige Vorteile von Investitionen in digitale Technologien, die die eigenen Nachhaltigkeitsziele unterstützen.

Licht an!

Offenbar nutzt eine wachsende Anzahl von Menschen, die Smart-Home-Anwendungen in ihren Wohnungen und Häusern installiert haben, Sprachbefehle zur Steuerung ihrer Geräte. Das ist eines der Kernergebnisse der Bitkom-Studie „Smart Home 2021“. „Das Smart Home ist zum Haupteinsatzgebiet der Sprachassistenten geworden“, so Sebastian Klöß, Bereichsleiter Consumer Technology beim Bitkom. „Zuletzt sind nicht nur die Berührungsängste gegenüber der Sprachsteuerung gesunken, sondern auch die Sorge etwa vor Hackerangriffen.“ Wer einmal Smart-Home-Geräte nutzt, will nicht mehr davon weg. Aktuell verfügen 41 Prozent der Menschen in Deutschland über vernetzte Geräte in ihrem Zuhause. 88 Prozent hiervon sind sich sicher, dass Smart-Home-Anwendungen in ein paar Jahren in jedem Haushalt zu finden sein werden. 77 Prozent würden in ihren eigenen vier Wänden am liebsten alle technischen Geräte miteinander vernetzen und digital steuern. Fast drei Viertel (72 Prozent) betonen, ihnen helfe das smarte Zuhause dabei, energieeffizienter zu leben.

Umsatzrekord für IT-Sicherheit

Der Markt für IT-Sicherheit in Deutschland wächst und wächst. 6,2 Milliarden Euro werden 2021 für Hardware, Software und Services im Bereich IT-Sicherheit ausgegeben. Das hat das Marktforschungsunternehmens IDC im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom berechnet. Im Vergleich zum letzten Jahr ist das eine Steigerung um fast 10 Prozent. Auch künftig soll der Markt weiter rasant anwachsen: Für das Jahr 2022 ist ein neuerliches Umsatzplus von 9,9 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro prognostiziert. Mit einem durchschnittlichen Wachstum von 9,5 Prozent pro Jahr sollen im Jahr 2025 rund 8,9 Milliarden Euro Umsatz mit Lösungen für ein Mehr an IT-Sicherheit erzielt werden. „Cyberangriffe sind für die Wirtschaft zu einer existenziellen Bedrohung geworden. Für Unternehmen und Verwaltungen ist eine hohe IT-Sicherheit überlebensnotwendig und muss fester Bestandteil guten Managements sein“, so Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. „Die Corona-Krise hat gezeigt, wie verwundbar viele Firmen sind. Die Ausgaben für IT-Sicherheit werden künftig weiter steigen.“

Europa-Cloud

EU-Unternehmen sollen in Zukunft verstärkt die Möglichkeit haben, Daten in der Cloud nach europäischen Regeln und Standards zu verarbeiten. Dies ist das Ziel des Projektes IPCEI-CIS zum Aufbau der nächsten Generation von Cloud-Infrastrukturen und -Services in Europa. Koordiniert wird es von Deutschland und Frankreich, angeschlossen haben sich inzwischen insgesamt 180 Unternehmen aus zwölf Mitgliedstaaten, 22 davon aus Deutschland. Zu den beteiligten Unternehmen zählen SAP, Volkswagen, Siemens, die Schwarz-Gruppe und die Deutsche Telekom, aber auch einige mittelständische Unternehmen. Derzeit wird der Markt für Cloud-Dienstleistungen von wenigen großen Unternehmen aus Drittstaaten dominiert. Die europäischen Anbieter dagegen sind weitgehend fragmentiert. Insgesamt ist der Markt unter anderem durch fehlende Skalierbarkeit, Interoperabilität und Transparenz von Angeboten gekennzeichnet. Dies schadet dem Wettbewerb und verhindert, dass die hohen Innovationspotenziale der europäischen Wirtschaft voll genutzt werden können.

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