Smart Work

Die Digitalisierung der Arbeitswelt verkürzt die Aktualität von Wissen und Kompetenzen zunehmend. Die Konsequenz: permanente Weiterbildung – und zwar eigenverantwortlich.
Illustrationen: Mario Parra
Illustrationen: Mario Parra
Julia Thiem Redaktion

Unsere Arbeitswelt verändert sich – und das nicht erst seit Corona. Besonders deutlich wird das bei einem Blick auf aktuelle Stellenangebote. Dort werben Firmen neuerdings damit, ein CO2-neutrales Unternehmen zu sein, über ein Craftbier-Abo zu verfügen oder Mitarbeitern freien Zugang zur weltweit größten Weiterbildungsplattform zu bieten. Vor allem letzterer Aspekt wird in einer sich permanent verändernden Welt immer wichtiger. Denn wer heute nicht wenigstens über ein grundlegendes technisches Verständnis oder Programmierkenntnisse verfügt, hat es in einer zunehmend digitalen Arbeitswelt schwerer. Für alle, die keinen Abschluss in Informatik haben, heißt die Konsequenz daher: Weiterbildung.

 

Das ist an sich nicht neu. Weiterbildung spielt in vielen Unternehmen seit jeher eine wichtige Rolle. Es gibt eigene Akademien oder zumindest ein von HR gesteuertes Angebot. Allerdings verändert sich die Art der Weiterbildung mit zunehmender Digitalisierung – und vor allem auch noch einmal durch den Ausbruch von Covid-19. Das verdeutlicht nun eine aktuelle, gemeinsame Studie der Bitkom Akademie und HRpepper Management Consultants. Eine wichtige Erkenntnis der Erhebung: Weiterbildungen werden kürzer, digitaler, effizienter sowie zielgerichteter und können leichter in den Arbeitsalltag integriert werden. Und ganz im Sinne der von Eigenverantwortung geprägten New-Work-Bewegung werden Angestellte in Zukunft ihre berufliche Weiterentwicklung zunehmend selbst steuern.


Wenn sich nämlich die Belegschaft im Sinne des „Job Craftings“ die Arbeit so formen soll, dass sie zu den eigenen Talenten und Ansprüchen passt, muss auch die passende Weiterentwicklung von den Angestellten selbst geplant werden können. Voraussetzung dafür sei, dass das Management den strategischen Wert von Weiterbildung deutlicher kommuniziert, glaubt Dr. Matthias Meifert, Managing Partner der HRpepper Management Consultants: „Es sollten Rahmenbedingungen geschaffen werden, in denen Mitarbeitende auch mehr Eigenverantwortung übernehmen dürfen.“ Solche Freiräume werden nämlich tatsächlich genutzt, wie die Studie weiter unterstreicht: Beinahe jeder Dritte setzt seit Beginn der Corona-Pandemie mehr Zeit für Weiterbildungen ein. Fast 90 Prozent der Befragten gaben an, kostenfreie Online-Seminare besucht zu haben.


Bei der Direktbank ING ist das lebenslange Lernen seit September dieses Jahres sogar im Tarifvertrag verankert. Den rund 4.000 Mitarbeitenden in Deutschland steht damit ab sofort ein individuelles Weiterbildungsbudget in Höhe von 500 Euro pro Jahr zu Verfügung. Damit soll es den Beschäftigten ermöglicht werden, in einer Arbeitswelt, die sich im digitalen Umbruch befindet, immer auf dem neusten Stand zu bleiben und lebenslang zu lernen. „Das ist einmalig in der Bankenbranche", erklärt der für Kreditinstitute zuständige Bundesfachgruppenleiter der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi), Jan Duscheck, der den Zukunftstarifvertrag mit der ING ausgehandelt hat. Vermutlich wird dieses Konzept in Zukunft noch in Unternehmen anderer Branchen Schule machen.

 

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