Karrierechancen in der Life Science Branche

Der Fachkräftemangel wird die Life Science Branche erst noch richtig treffen, glaubt man beim spezialisierten Personaldienstleiter Aristo und bereitet sich entsprechend vor.
Florian Wiedner
Florian Wiedner
Aristo Gruppe Beitrag

Herr Wiedner, vor welchen personellen Herausforderungen stehen Medizintechnik, Pharmaindustrie oder Biotechnologie heute?

 

Vor immensen. Die Life Science Branche ist nicht nur eine hoch innovative Branche, sondern im Vergleich zur IT oder dem Banking auch sehr stabil. Entsprechend groß ist der Bedarf an Fach- und Führungskräften – auch weil sich beispielsweise in der Medizintechnik die Zulassungsanforderungen immer mehr an die Pharmaindustrie anpassen, damit komplexer werden und neue Spezialisten dringend benötigt werden. 

 

Auch, weil die Branche permanent wächst?

 

Absolut. Die Biotechnologie und die Pharmaindustrie wachsen sehr konstant zwischen zwei und vier Prozent pro Jahr. In der Medizintechnik sehen wir in den kommenden fünf bis zehn Jahren sogar ein enormes Wachstumspotenzial. 

 

Mit entsprechenden Chancen für Kandidaten?

 

In den letzten 24 Monaten waren europaweit etwa 22.000 offene Stellen im Bereich Life Science neu zu besetzen, davon rund 50 Prozent in Deutschland und der Schweiz. Und während das Einstiegsgehalt in Krankenhäusern zwischen 30.000 und 35.000 Euro bei teils extremer Arbeits-belastung liegt, liegen die Zielgehälter in der Life Science Branche im Schnitt deutlich über 50.000 Euro. Wobei wir auch immer wieder feststellen, dass Gehalt nicht alles ist. Aus- und Weiterbildungen, Trainings, Flexibilität bei den Arbeitszeiten, Vereinbarkeit von Beruf und Familie – all das zählt insbesondere für die jüngere Generation mindestens genauso viel.

 

Darauf müsste die Branche bei dem von Ihnen beschriebenen Fachkräftemangel ja reagieren.

 

Große Pharmakonzerne tun das in der Tat. In der Medizintechnik würden wir uns noch mehr Engagement wünschen. Insbesondere im süddeutschen Raum finden Sie viele noch sehr traditionelle, inhabergeführte Unternehmen, die sich noch mehr öffnen könnten. Hier ist aus unserer Sicht die Brisanz, vor der die Branche beim Thema Fach- und Führungskräftemangel steht, noch nicht in ihrer vollen Tragweite angekommen. Zumindest fehlen uns an verschiedenen Stellen entsprechende Maßnahmen.

 

Heißt das, dass Sie als Personaldienstleister nicht nur rekrutieren, sondern Unternehmen auch beratend zur Seite stehen?

 

Das ist sogar ein ganz essentieller Bestandteil unserer täglichen Arbeit. Wenn Sie einen Mitarbeiter von Hamburg nach München holen wollen, müssen Sie ihm schon mehr Anreize geben als nur  zwei, drei Prozent mehr Gehalt. Hier schauen wir gemeinsam mit den Kunden, wie sich attraktive Pakete schnüren lassen. Wichtig für uns ist auch immer, dass wir möglichst direkt mit den Fachabteilungen sprechen, um die tatsächlichen Rekrutierungsbedürfnisse zu verstehen. Das erhöht unsere Trefferquote ungemein. Denn für eine erfolgreiche, langfristige Zusammenarbeit müssen fachliche und persönliche Komponenten stimmen. 

 

Dafür müssen Ihre Berater die Anforderungen aber sehr genau verstehen.

 

Definitiv. Dafür setzen wir bei Aristo auf ein Sektorenprinzip. Jeder Mitarbeiter arbeitet tatsächlich nur in seinem Bereich, etwa der Zulassung von Arzneimitteln oder Medizinprodukten. Das kann bedeuten, dass ein Unternehmen mehrere Ansprechpartner bei uns im Haus hat. Auf den ersten Blick ist die Personalabteilung darüber meist nicht so glücklich, sieht dann aber in der langjährigen Zusammenarbeit, die wir mit vielen Kunden pflegen, dass wir unsere Erfolgsquote durch diese Herangehensweise deutlich steigern können. 

 

Was raten Sie Kandidaten, die sich für Life Science interessieren?

 

Sich schon möglichst früh mit der Branche zu beschäftigen. Ein fundier-ter naturwissenschaftlicher Abschluss reicht meist nicht aus. Unternehmen wünschen sich Branchenerfahrung, weshalb es Berufs- oder Quereinsteiger schwer haben. Praktika oder erste Einblicke als Werkstudent können diese Hürde senken – ein Einsatz, der sich bei den Aussichten für die Branche definitiv lohnt.

 

Florian Wiedner; Gründer der Aristo Gruppe

 

www.aristo-group.com

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