Beschäftigungsrekord!

Wieder ein Jahr der Superlative für den deutschen Mittelstand: Mit 70 Prozent aller Erwerbstätigen sind kleine und mittlere Betriebe Jobmotor Nummer Eins in Deutschland.
Illustration: Josephine Warfelmann
Illustration: Josephine Warfelmann
Julia Thiem Redaktion

Noch nie waren so viele Menschen in Deutschland in mittelständischen Unternehmen beschäftigt“, das ist eine der beeindruckenden Kernaussagen des aktuellen Mittelstandspanels der staatlichen Förderbank KfW, dessen Ergebnisse Ende Oktober veröffentlicht wurden. Nachdem kleine und mittelständische Betriebe bereits 2015 neue Rekorde aufgestellt hatten, ging der rasante Aufwärtstrend 2016 also steil weiter – ein Plus von 1,46 Millionen Erwerbstätigen oder 4,6 Prozent, eine imponierende Zahl.

Es sind aber auch die Details des Mittelstandspanels, die aus wirtschaftlicher Sicht interessant sind. KMUs liegen beispielsweise beim Thema flexible Arbeitszeitmodelle voll im Trend. Denn der Beschäftigungszuwachs im letzten Jahr wurde durch eine Ausweitung der Teilzeitbeschäftigung getragen, heißt es von der KfW. Plus fünf Prozent sind ein fünfmal so starker Anstieg wie bei der Vollzeitbeschäftigung. Bei der KfW interpretiert man diese Entwicklung als positiv, da die Gesellschaft immer mehr nach flexiblen Modellen verlange und eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf Wunsch vieler Arbeitnehmer sei.

Zudem spricht KfW-Chefvolkswirt Dr. Jörg Zeuner von einem sektoralen Wandel: „Die Entwicklung hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft geht auch am Mittelstand nicht vorbei. Hauptträger des Beschäftigungsaufbaus der letzten Jahre sind ganz eindeutig wissensintensive Dienstleister. Allein drei Viertel aller seit 2010 entstandenen Arbeitsplätze im Mittelstand gehen auf ihr Konto. Mit einer weiteren Zunahme ist auch zukünftig zu rechnen. Digitalisierung und eine starke Binnennachfrage begünstigen die Dienstleister.“ Als wissensintensive Dienstleistungen werden Branchen mit überdurchschnittlich hohem Akademikeranteil sowie einer starken Technologieorientierung bezeichnet, etwa Ingenieurbüros, Unternehmensberatungen aber auch datenverarbeitende Unternehmen. Sie profitieren vom Outsourcing, das in vielen Bereichen stark im Kommen ist – etwa bei der IT-Wartung, der Datenspeicherung aber eben auch in den Bereichen Recht und Steuern.

Der zweite spannende Aspekt, den Zeuner anspricht, ist die Binnennachfrage. Denn beim Auslandsumsatz hinkt der Mittelstand den Großen hinterher. KMUs steuerten laut KfW-Mittelstandspanel 2016 45 Prozent zu den deutschen Gesamtexporten bei. 2015 waren es 46 Prozent, 2012 noch 52 Prozent – auch, weil KMUs auf den Absatzmärkten außerhalb Europas rund acht Milliarden Euro an Umsatz verloren haben. Im Mittelstand sind es eben die räumliche Nähe, Ähnlichkeiten bei Kundenpräferenzen, Sprache und Geschäftsabläufe, die im Mittelpunkt stehen – und aufgrund der guten Konjunktur hierzulande muss man sich schlicht weniger auf anderen Märkten umschauen.

Denn auch ohne großes Auslandsgeschäft sind die Aussichten für KMUs in Deutschland positiv. Das belegt vor allem der Zuwachs beim Neuinvestitionsvolumen. Wurde der Mittelstand bisher oft als „Investitionsmuffel“ gerügt, habe der Anteil der Erweiterungsinvestitionen laut KfW um sieben Prozentpunkte auf 57 Prozent zulegen können. Das zeigt, dass bestehende Kapazitäten weit gehend ausgelastet sind und man Vertrauen in die gute Konjunktur hat. Wir können also auch für 2017 mit neuen Rekorden des Wachstumsmotors Mittelstand rechnen.

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