Die Medizintechnik rüstet digital auf

Die Digitalisierung verändert das Gesundheitswesen stetig und nachhaltig – wenn auch in vielen Bereichen mit kleinen Schritten.
Christian_Kocourek
Christian_Kocourek
medizinkraft solutions GmbH & CO. KG Beitrag

Herr Kocourek, die Digitalisierung gibt viele Impulse in die Health Care-Branche, aus denen sich zahlreiche Start-ups entwickeln. Ihr Unternehmen ist eines davon. 

 

Das stimmt zunächst. Wobei die meisten beim Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen wohl in erster Linie an mobile Health-Apps oder auch das Aktivitätstracking denken. Die Medizintechnik, in der wir uns bewegen, steht bei all dem wohl eher in der zweiten Reihe – was sie jedoch nicht weniger spannend macht.

 

Und weshalb sie Medizinkraft gegründet haben.

 

Richtig. Wobei man es als Start-up in der Medizintechnik deutlich schwerer hat, Zugang zu Wagniskapital zu bekommen. Zu Unrecht: Unsere Technologie schafft Alleinstellungsmerkmale, die nicht ohne Weiteres dupliziert werden können. Die Skalierung ist bei Hardware aufwändiger und langsamer, doch ist die Anzahl der Mitbewerber viel geringer. Akzeptiert der Markt ein Produkt, ist der Return des eingesetzten Investments bei einem verbreiteten Exit nach sieben Jahren garantiert  deutlich höher. 

 

Worauf genau haben Sie sich spezialisiert?

 

Wir wollen den Begriff des »Motor Signs Monitoring« prägen. Wie bei der Überwachung von Vitalzeichen, beobachten wir die Veränderung der Motorik des Menschen, messen und bereiten die Daten für die medizinischen Experten auf – vom Schulkind bis hin zur älteren Generation.

 

Mit welchem Ziel?

 

Vorab: Wir haben viele Visionen, wie und wo unsere Technologie MotionAid künftig zum Einsatz kommen kann. Allerdings zielen wir nicht auf eine schnelle Revolution ab, sondern legen sehr viel Wert auf die gemeinsame digitale Transformation mit den Nutzern. Dafür braucht es Empathie und auch Geduld. Wir haben für uns entschieden, dass wir mit unserer Technologie dann überzeugen, wenn sie sich eher zurückhält und starten deshalb mit der Beweglichkeitsuntersuchung bei Knie- und Hüftgelenkserkrankungen. 

 

Sie unterstützen zunächst also Orthopäden?

 

Genau. Vereinfacht ausgedrückt, beob-achtet MotionAid über Sensoren Bereiche des menschlichen Körpers, welche definierte Kriterien erfüllen, während der Arzt die Beweglichkeitsuntersuchung von Knie oder Hüftgelenk unverändert durchführt. Natürlich ohne Marker oder andere Hilfsmittel. So können wir ein biomechanisches Modell erstellen und die Beweglichkeit messen. Diese Daten werden als Report im Anschluss den Medizinern zur Verfügung gestellt. Entscheidend ist die Zuverlässigkeit und Nachvollziehbarkeit des Ergebnisses, denn Studien von herkömmlichen Messmethoden haben beachtliche Abweichungen von über 10 Grad aufgezeigt.

 

Und Ihre Vision?

 

Dass Menschen zu jeder Zeit und an jedem Ort ihre Beweglichkeit messen lassen können – einfach, vertrauensvoll wie beim Gewicht. So könnten wir viele Veränderungen frühzeitig erkennen, therapeutische Maßnahmen setzen und damit die Lebensqualität steigern.

 

Christian Kocourek; CEO und Co-Founder Medizinkraft

 

www.medizinkraft.com

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