Neue Gründerzeit

Die Redaktion befragt Experten zu Rahmenbedingungen für Selbstständigkeit in Deutschland.
Januar 2017 Capital Unternehmertum

»Wir brauchen eine Politik für eine neue Gründerzeit.«

Mario Ohoven Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft

Seit Jahren wagen immer weniger Deutsche den Schritt in die Selbstständigkeit. Allein 2016 ging die Zahl der Gewerbeanmeldungen gegenüber dem Vorjahr um 3,5 Prozent zurück. Das hat Gründe: Die meisten Bundesbürger scheuen die Risiken als Unternehmer. Zudem macht die Politik nicht gerade Mut zur Selbstständigkeit. So fehlen zum Beispiel attraktive steuerliche Rahmenbedingungen für Venture Capital-Geber. Dazu kommt die Bürokratie: Nur um ihren steuerlichen Verpflichtungen nachzukommen, brauchen Mittelständler bei uns im Schnitt 218 Stunden im Jahr – in der Schweiz sind es 63 Stunden. Umso erstaunlicher ist die Innovationsleistung. Die Hälfte der weltweit rund 2.700 Hidden Champions sind deutsche Mittelständler. Im Vorjahr haben die Unternehmen ihre F&E-Ausgaben um 9,5 Prozent auf über 62 Milliarden Euro gesteigert. Der Mittelstand erwartet von der Bundesregierung endlich eine Politik für eine neue Gründerzeit: weniger Steuern, Abgaben und Bürokratie. Denn das sichert unsere unternehmerische Zukunft.

www.bvmw.de

Januar 2017 Capital Unternehmertum

»Gründen ist eine Lebenseinstellung.«

Florian Nöll Vorsitzender; Bundesverband Deutsche Startups e.V.

Zum Gründen gehört erst einmal eine gute Idee. Am wichtigsten sind aber die Köpfe. Jeder der Gründer sollte seine eigene Erfahrung, seine eigenen Skills mitbringen. Heterogene Gründer-Teams, also beispielsweise ein Gründer mit einem BWL-Hintergrund, ein Gründer mit einem technischen Hintergrund, sind tendenziell besser auf die bevorstehenden Herausforderungen vorbereitet als homogene Teams. Zwei Maschinenbauer können vielleicht ein gutes Produkt entwickeln, nicht aber unbedingt ein Vertriebsnetz aufbauen, sich um die Finanzierung kümmern und das Marketing umsetzen. Ein Maschinenbauer kann alleine möglicherweise auch ein gutes Produkt entwickeln und der BWLer als Mit-Gründer kann es verkaufen und die Finanzierung sicherstellen. Ebenfalls wichtig ist das richtige Mindset. Wenn man gründet, sollte man wissen, dass man Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und Kreativität benötigt und in den kommenden Jahren sehr viel Zeit investieren muss. Gründen ist mehr als ein Fulltime Job. Gründen ist eine Lebenseinstellung.

www.deutschestartups.org

Januar 2017 Capital Unternehmertum

»Von Franchise profitieren alle Beteiligten.«

Torben Leif Brodersen Geschäftsführer; Deutscher Franchise-Verband e.V.

Selbstständigkeit ist für viele ein lang gehegter Wunsch. Wer es clever anstellen und sich in Zukunft unternehmerisch breit aufstellen möchte, sollte über Franchising nachdenken – ganz gleich ob Neugründung oder Kauf eines bestehenden Unternehmens. Im Franchising müssen Unternehmer nicht mehr Alleskönner sein. Als selbstständiger Teil eines Systems setzen sie sich vor Ort ein und konzentrieren sich ganz auf den Kunden. Die Weiterentwicklung, die Vermarktung und das Controlling liegen beim Franchisegeber. Ein Konzept also, von dem alle Beteiligten profitieren. So wundert es nicht, dass statt des Begriffes „Franchise“ immer öfter die Wortneuschöpfung „Friendchise“ zu lesen ist und es ist genau diese Aussage, die ins Schwarze trifft – schließlich können nur die Systeme erfolgreich am Markt bestehen, die ganzheitlich auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt  und Vertrauen mit Partnern und Mitarbeitern umgehen. Beide Seiten profitieren voneinander und tragen mit einem stetigen Austausch zum gemeinsamen Erfolg bei.

www.franchiseverband.com