Do’s and Dont’s des Online-Trading

Online-Trading bietet in diesen stürmischen Zeiten große Chancen. Aber: Anleger müssen vorsichtig sein, wem sie ihr Geld anvertrauen.
Illustration: Ivonne Schulze
Axel Novak Redaktion

Wer in den vergangenen Wochen mit Glück und dem Gespür für den richtigen Zeitpunkt mit Aktien, Anleihen oder anderen Instrumenten gehandelt hat, der konnte mitunter noch Gewinne einstreichen. Gerade solch unruhige Zeiten bieten Tradern Chancen. Denn: Trading heißt, Wertpapiere, Währungen, Kryptogeld, Rohstoff-Zertifikate oder so genannte Differenzkontrakte (CFD) rasch und nur für kurze Zeit zu kaufen, um sie genauso schnell wieder abzugeben.


Jeder private Anleger kann dank Online-Handel und Online-Depots Wertpapiere oder Finanzprodukte kaufen und verkaufen. Doch wer an den Märkten mitspielen will, sollte sich nicht auf sein Glück verlassen, sondern grundlegende Regeln beachten.


Schon ganz zu Beginn gilt es daher, nüchtern darüber nachzudenken, ob das Traden die passende Beschäftigung ist. Trader brauchen nicht nur einen Rechner und eine stabile, schnelle Internetverbindung. Sondern mindestens ebenso stabile Nerven und eine Strategie, an die sie sich mit enormer Selbstdisziplin halten. Außerdem sollten angehende Trader Folgendes wissen und verinnerlichen:


Online Broker

 

Größtes Hindernis ist: Privatpersonen dürfen nicht direkt an der Börse und den außerbörslichen Handelsplätzen handeln. Sie brauchen einen Mittler, den Broker. Diese haben meist eine kaufmännische Ausbildung oder ein Studium hinter sich und das Handwerk bei einem Finanzdienstleister gelernt. Außerdem müssen sie zugelassen sein. Ein Vergleich von Brokern und Plattformen ist auch online möglich. Zudem bieten viele renommierte Banken heute ebenfalls Online-Trading an. Und dort können Kunden sicher sein, dass es sich um seriöse Unternehmen handelt. Doch auch unabhängige und nur aufs Trading spezialisierte Online-Broker sind auf dem Markt aktiv. Sie unterscheiden sich in ihrem Portfolio, im Zugang zu den Märkten, ihren Zielgruppen – und vor allem ihren Konditionen. Auch gibt es Unterschiede, welche Produkte in welchem Umfang gehandelt werden können.

 

Trading Apps

 

Wer tradet, will das auch unterwegs tun – überall und zu jeder Zeit. Die meisten Online-Broker bieten Trading-Apps mit zusätzlichen Features an, wie beispielsweise Chats oder die einfache Überweisung von Bargeld und Einzahlungsschecks. Wichtig ist, dass die App Softwarelösungen enthält, um Kursverläufe in Echtzeit und auch anders darzustellen.

 

Die Kosten

 

Kosten sind das entscheidende Kriterium für eine Wertpapierhandelsplattform. Heute gibt es praktisch keine Depotführungsgebühren mehr. Doch die Trading-Gebühren können sich durchaus deutlich unterscheiden. Hinzu kommen mitunter auch Kosten für zusätzliche Services. Der Spread zum Beispiel ist eine typische Trading-Gebühr. So heißt die Differenz zwischen dem Kaufpreis und dem Verkaufspreis eines Produktes oder – beim Forex-Trading – Währungspaares. Parallel zum Spread fällt oft eine Kommission an.

 

Versteckte Gebühren

 

Wer liest schon seitenlange AGBs, wenn der große Gewinn lockt? Dabei können gerade im Kleingedruckten weitere Gebühren auftauchen. Zum Beispiel Inaktivitätsgebühren, monatliche oder quartalsweise Mindestbeträge oder so genannte Margin-Kosten. Für eine telefonische Beratung können gesonderte Gebühren anfallen, aber auch für Übernacht-Positionen oder für bestimmte Hebelprodukte. Sogar Nachrichtendienste und Daten-Feeds können unter Umständen etwas kosten. Genau hinschauen lohnt hier.

 

Gier macht blind

 

Wer all diese Punkte geklärt hat, dem steht eigentlich nichts mehr im Weg, ein erfolgreicher Trader zu werden – solange eines nicht dazwischendrängt: Die Gier. Leider lassen gerade im Internet oder bei Finanzplattformen manche Menschen alle Zweifel, Vernunft und den gesunden Menschenverstand beiseite. Vor allem beim Handel von Differenzkontrakten (CFD) und am Devisenmarkt (Forex-Trading) versprechen einige Handelsplattformen im Internet exorbitante und leicht zu erzielende Gewinne.

 

Zweifelhafte Masche

 

Mit ein bisschen Erfahrung ist es leicht, seriöse von unseriösen Angeboten zu unterscheiden. Denn die Masche ist oftmals gleich: Mit aufwändigen Internetseiten, persönlichen Erfolgsgeschichten und prominenten Namen oder Logos bekannter Medien täuschen Anbieter Seriosität vor. Anfänglich machen die Verbraucher große Gewinne. Dann aber folgen Verluste, Auszahlungen finden nicht mehr statt, Anbieter reagieren nicht mehr. Dabei gibt es ein paar Hinweise, die auf unseriöse Dienstleister hinweisen.


Beispielsweise die EU-Lizenz, die Plattformen besitzen sollten. Ob das der Fall ist, können Interessierte in der Unternehmensdatenbank der BaFin erfahren. Allerdings ist auch die EU-Lizenz nicht allein ein Zeichen für seriöse Geschäfte.
Ein Blick auf das Impressum ist ebenfalls ein guter Schnell-Check. Denn unseriöse Anbieter weisen nur ein kurzes oder gar kein Impressum vor. Korrekt angegeben muss es jedoch die Adresse des Unternehmens, einen Vertretungsberechtigten, eine E-Mail-Adresse sowie einen Hinweis auf das Handelsregister mit der entsprechenden Nummer enthalten. Sind die Betreiber von Internet-Handelsplattformen – also die Vertragspartner der Kunden – auf den Internetseiten nur sehr versteckt genannt, etwa in den AGBs, ist das ein Hinweis auf einen unseriösen Anbieter. In vielen Fällen sind bekannte Offshore-Briefkastenanschriften als Sitz angegeben. Angehende Trader sollten daher stets misstrauisch sein: Selbst ein deutscher Internetauftritt und eine Kundenbetreuung in deutscher Sprache mit deutscher Telefonnummer bedeuten nicht, dass das Unternehmen seinen Sitz in Deutschland hat.

 

Viele Beschwerden


Selbstverständlich sollten angehende Trader solch unseriöse Plattformen meiden. Wer sich nach Blick auf EU-Lizenz und Impressum unsicher ist, kann sich auch an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wenden. Sie warnt ausdrücklich davor, Geld an solche Plattformen zu überweisen. Es bestehe ein „hohes Risiko, die Rückzahlung der eingezahlten Gelder beziehungsweise die Auszahlung erwirtschafteter Gewinne nicht durchsetzen zu können.“ Regelmäßig gehen bei der BaFin und beim Verbraucherschutz Beschwerden über zwielichtiges Geschäftsgebaren ein. Außerdem wichtig: Wer einem Betrug aufgesessen ist, sollte sofort Anzeige erstatten – bei der nächsten Polizeidirektion oder Staatsanwaltschaft. Zum Glück kann man auch das mittlerweile online erledigen.

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