Wasserstoff: kleines Molekül, großes Potenzial

Grüner Wasserstoff ist ein wichtiger Energieträger der Zukunft – wie er hergestellt und transportiert wird, erläutert Jens Schmidt, CTO des Unternehmens TES.

JENS SCHMIDT CTO bei TES
JENS SCHMIDT CTO bei TES
TES Beitrag

Herr Schmidt, auf Wasserstoff als Energieträger ruhen viele Hoffnungen – allerdings nur auf grünem Wasserstoff. Können Sie erläutern, was das ist?
Grüner Wasserstoff stammt aus erneuerbaren Energiequellen. Sie liefern den Strom, mit dem in einem Elektrolyseur Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt wird – ohne Beteiligung fossiler Energieträger und damit emissionsfrei.
 

Allerdings stellen die meisten Länder, in denen enorme Energiemengen verbraucht werden, zu wenig Strom aus erneuerbaren Energien her. Wie lässt sich dieses Problem lösen?   
Durch die Produktion an Orten, wo erneuerbare Energie effizienter zu gewinnen ist, unter anderem im Sonnengürtel der Erde, etwa in Australien, Nordafrika oder den USA. Dort wechseln sich starke Sonneneinstrahlung und stetiger Wind oft ab, was eine Kombination aus Solar- und Windkraftanlagen   ermöglicht, die für den effizienten und kostengünstigen Betrieb der sehr teuren Elektrolyseure ideal ist.
 

Wie kommt der Wasserstoff dann nach Mitteleuropa?
Generell per Schiff, aber dem steht die Physik im Weg: Das Wasserstoffmolekül ist das kleinste überhaupt und durchdringt daher die meisten Materialien. Für den Schiffstransport gibt es verschiedene Möglichkeiten, etwa die Verflüssigung durch das Herunterkühlen auf -253 Grad Celsius, die Kopplung an organische Trägerflüssigkeiten oder die Verbindung mit Stickstoff zu Ammoniak. Die Optionen haben allerdings Nachteile, wie einen geringeren Massenanteil, zusätzlich benötigte Energie oder eine geringe Energiedichte.

Welche Alternative gibt es?
TES setzt auf das so genannte Sabatier-Verfahren. Wir kombinieren Wasserstoff mit Kohlendioxid, also CO2, emissionsfrei zu synthetischem Methan. Der Fachbegriff dafür ist electric Natural Gas, kurz e-NG. Das e-NG lässt sich verflüssigen und über die komplette bestehende Infrastruktur transportieren: von den vorhandenen Verflüssigungsanlagen für Erdgas über ein Exportterminal für Schiffe bis zu jedem beliebigen LNG-Terminal weltweit. Von dort wird es entweder über bestehende Gaspipelines weitergeleitet oder wir trennen es wieder in CO2 und Wasserstoff, der eingespeist werden kann, sobald in Zukunft ein entsprechendes Pipeline-Netz installiert ist. Das CO2 verschiffen wir anschließend zurück zu den Wasserstoff-Produktionsanlagen – ein geschlossener, klimaneutraler Kreislauf.
 

Welche Rolle übernimmt TES dabei?
Wir sind ein kompletter Energieversorger. TES plant, errichtet und betreibt die gesamte Struktur, inklusive des CO2-Rücktransports und der Vermarktung der grünen Energie in den Zielregionen.
 

Was sind Ihre aktuellen Baustellen?
Demnächst eröffnen wir die erste große Produktionsanlage in Texas, das weltweit erste Schiff zum Transport von sowohl e-NG als auch CO2 ist in Planung, und in Wilhelmshaven werden wir 2026 die erste landbasierte Re-Gasifizierungseinheit in Betrieb nehmen – dann ist auch das derzeitige zweite im Bau befindliche schwimmende Terminal vor Ort Geschichte.

www.tes-h2.com
 

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