Das neue Geld

Mit den wieder steigenden Zinsen werden die Kredite teurer. Außerdem wird bei kleinen Unternehmen jede fünfte Kreditanfrage abgelehnt. Es wird deshalb Zeit, über alternative Finanzierungswege zu reden.
Illustration: Agata Sasiuk
Illustration: Agata Sasiuk
Juliane Moghimi Redaktion

Wenn es um die betriebliche Finanzierung geht, halten viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) am guten, alten Hausbankprinzip fest: Bei Bedarf stellen sie eine Kreditanfrage an „ihre“ Bank. Einer Befragung durch das Finanzierungsportal Compeon im Januar 2018 zufolge pflegen drei von vier KMU nur eine oder maximal zwei geschäftliche Bankverbindungen.

Solange die Bonität stimmt, ist alles gut. Aber besonders kleine und junge Unternehmen haben nicht selten Probleme, eine Bankfinanzierung zu bekommen. Carl-Dietrich Sander, Leiter der Fachgruppe Finanzierung-Rating im Bundesverband „Die KMU-Berater“, schätzt, dass bis zu 20 Prozent der Kreditanfragen kleiner Firmen abgelehnt werden. In anderen Fällen wird der Kredit gewährt, aber zu schwierigen Bedingungen. So zahlten 14 Prozent der von Compeon befragten Unternehmen über 10 Prozent Zinsen.

Aber auch Mittelständler mit entsprechender Bonität sollten spätestens mit dem allgemeinen Wiederanstieg der Zinsen alternative Finanzierungswege in Betracht ziehen. Fünf gangbare Wege für KMU:

Factoring:
Hinter Factoring verbirgt sich der Weiterverkauf von Forderungen, zum Beispiel offenen Rechnungen an Händler. Dadurch verbessern sich die Liquidität und die Eigenkapitalquote des Unternehmens, denn der Käufer (Factor) zahlt sofort. Üblich ist ein Weiterverkauf für 80 bis 90 Prozent der offenen Summe. Die Differenz sind die Gebühren an den Factor, unter anderem dafür, dass er das Forderungsausfallrisiko übernimmt.

Leasing:
Teure Geräte und Maschinen auf Zeit zu nutzen und dann gegen neue einzutauschen, kann die finanziellen Ressourcen des Unternehmens in beachtlicher Weise schonen. Zudem ist Leasing bilanzneutral: Die Eigenkapitalquote verändert sich dadurch nicht. Die Leasingraten sind in Deutschland als Betriebsausgaben voll von der Steuer absetzbar.

Förderdarlehen:
Förderdarlehen werden neben Neugründungen vor allem für Unternehmen gewährt, die in umweltfreundliche Technologien investieren. Sie zeichnen sich durch sehr gute Konditionen aus: aktuell Zinsen ab 1,00 Prozent, zudem langfristige Zinsfestschreibungen und lange Laufzeiten. Auch tilgungsfreie Jahre sind möglich. Förderdarlehen vergeben die Förderbanken des Bundes (KfW) und der Länder sowie die Europäische Investitionsbank.

Unternehmensanleihen:
Anleihen sind börsengehandelte Wertpapiere und eignen sich deshalb nur für größere Unternehmen, die bereits emissionsfähig sind, das heißt den entsprechenden Berichts- und Dokumentationspflichten nachgekommen sind. Das Prinzip besteht darin, dass sich das Unternehmen vom Anleger Geld leiht. Dafür erhält der Investor Zinsen während der Laufzeit und am Ende seinen Betrag zurück. Die Begebung einer Anleihe dauert in der Regel sechs bis acht Wochen.

Crowdinvesting:
Was in Form des Crowdfunding der Finanzierung einzelner Projekte dient, kommt auch als Investitionsform immer mehr in Mode. Beim Crowdinvesting investieren viele Anleger kleinere Summen, dafür erhalten sie eine Beteiligung an den Unternehmensgewinnen. Die Methode kommt vor allem bei der Finanzierung von Start-ups zur Anwendung.

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