Mittelständler, die heute am Markt erfolgreich sind, stehen oft vor den gleichen Problemen wie große Konzerne: Sie müssen ihre Kosten und Leistungsfähigkeit permanent hinterfragen. Selbst Weltmarktführer in einem Segment, so genannte Hidden Champions, bleiben nur dann wettbewerbsfähig, wenn sie neben ausgezeichneten Produkten hervorragenden Kundenservice bieten und ihre Wertschöpfungsketten gut aufstellen. Ein wichtiges Element dabei ist die Logistik, ob im Vertrieb, im Einkauf oder in der Produktion.
Dabei stecken Mittelständler häufig in einem Dilemma: Während beispielsweise in der Automotive-Industrie viele Zulieferbetriebe meist über firmeneigene Software der OEM logistisch angebunden sind, müssen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ihr Stückgut meist über eine Spedition versenden, die wiederum selbstständige Transportunternehmen mit dem Transport beauftragt. Dieser Prozess ist in den vergangenen Jahrzehnten so gut wie unverändert geblieben. Intransparenz und Verzögerungen bei weit gespannten Lieferketten sind häufig die Folge.
Transparenz durch Frachtbörsen
Dabei gibt es heute viele Möglichkeiten, mittels IT-unterstützter Prozesse den Güterverkehr schneller, effizienter und für alle Beteiligten profitabler zu gestalten. Mit Frachtenbörsen zum Beispiel. Sie sind der neueste Trend in der Logistik, derzeit kämpfen verschiedene Start-ups und Modelle um Aufmerksamkeit und Aufträge. Reine Frachtenbörsen sind wie ein digitales schwarzes Brett, auf dem Verlader Aufträge platzieren und Transporteure Frachtraum anbieten. Diese Plattformen beschränken sich allerdings darauf, Frachtkapazität zu vermitteln. Anders bei digitalen Speditionen, wie Frachtraum, Cargonexx oder Saloodo. Sie vermitteln Aufträge zwischen Verlader und Transporteur, sind aber Vertragspartner und gehen damit Transportrisiken ein.
Bei Frachtraum arbeitet ein Team an der Abwicklung der Sendung, wählt die optimale Strecke und den Frachtführer. Der Verlader findet die für ihn notwendigen Informationen zum Transport in Echtzeit. Cargonexx setzt dafür auf mathematische Algorithmen, um die Entwicklung von Fracht und Laderaum preislich vorherzusagen. Saloodo wiederum ist an die Deutsche Post DHL angebunden und vermittelt vor allem von deren Kapazitäten. Ähnlich bei Drive4Schenker: Hier stehen Transportkapazitäten von rund 30.000 registrierten DB Schenker-Transportpartnern zur Disposition. Auch in der Produktion kommen Mittelständler an den Potenzialen der Digitalisierung nicht vorbei. Automatisierung, Anticipatory Shipping, selbstfahrende Lieferfahrzeuge oder 3D-Druck sind die wichtigsten Trends.
Viel Potenzial im Einkauf
Doch anders sieht es noch beim Einkauf aus. Viele Unternehmen haben großes Potenzial, um durch digitale Verfahren effizienter zu werden, aber sie nutzen es nicht. Ronald Bogaschewsky von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg hat diesen Bereich untersucht. Sein Fazit: „Der State of the Art des Einsatzes moderner IT-Instrumente im Bereich Einkauf und SCM muss in der Breite nach wie vor als eher ernüchternd eingestuft werden.“
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