Innovationen für die Zukunft

Forum der Akteure

April 2023 Handelsblatt Technologien der Zukunft

»Bundesregierung muss Medizintechnik made in Germany fördern.«

Dr. Meinrad Lugan Vorstandsvorsitzender Bundesverband Medizintechnologie e.V.

Die Medizintechnik-Branche ist in Deutschland ein wichtiger Teil der Gesundheitswirtschaft, Unternehmen aus diesem Sektor beschäftigen über 250.000 Menschen. Dabei ist die Branche stark mittelständisch geprägt, 93 Prozent der Firmen sind KMU. Auf dem Weltmarkt können Sie sich mit ihren Produkten und Lösungen sehr gut behaupten, die Exportquote liegt bei 66 Prozent, der Gesamtumsatz beläuft sich auf 36 Milliarden Euro. Medizintechnologien sind ein wichtiger Treiber des medizinischen Fortschritts. Rund 9 Prozent des Umsatzes geht in Forschung und Entwicklung. Die jüngsten Krisen waren allerdings auch für MedTech-Unternehmen eine Herausforderung. Denn die globalen Lieferketten, von denen Medizintechnologie-Unternehmen stark abhängen, sind beeinträchtigt. Zusätzlich kämpft die Medizintechnik-Branche mit steigenden Kosten bei Energie, Rohstoffen, Logistik.

Moderne Medizintechnologien sind Teil der Lösung, um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Gesundheitsversorgung zu begegnen. Die MedTech-Unternehmen sind Lösungsanbieter in einer alternden Gesellschaft. Was muss getan werden, um diese technologischen Potenziale besser zu nutzen? Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung bietet bereits gute Ansätze. Die „innovative Gesundheitswirtschaft“ wird als „Grundlage des weiteren medizinischen Fortschritts“ bezeichnet, die „viel Potenzial für Beschäftigung und Wohlstand“ bietet. Dabei will sich die neue Bundesregierung ausdrücklich für „Medizintechnik made in Germany“ einsetzen.

Wir erwarten von der Bundesregierung ein konkretes und zwischen den Ressorts koordiniertes Maßnahmenpaket, um den Worten Taten folgen zu lassen. Wir brauchen das angekündigte „neue Deutschland-Tempo“ auch für den Medizintechnik-Standort Deutschland. Dazu gehört eine bessere Nutzung von Forschungsdaten, ein Belastungsmoratorium für Medizintechnik-Unternehmen und Fast-Track-Ansätze für Innovationen mit klaren Fristen.

www.bvmed.de
 

April 2023 Handelsblatt Technologien der Zukunft

»Wir machen Neueinsteigern Mut, den Schritt in die Robotik zu wagen.«

Helmut Schmid Vorsitzender Deutscher Robotik Verband e.V.

Es tut sich etwas in Sachen „Innovationskultur“. Die Zusammenarbeit zwischen kreativen Start-ups und etablierten Herstellern wird enger. So werden Jungunternehmen immer häufiger auf Messestände großer Anbieter eingeladen. Oder es entstehen vielversprechende Kooperationen, so wie gerade erst vom Branchenportal „Automationspraxis“ gemeldet: Der japanische Roboter-Pionier Kawasaki Robotics steigt über eine Partnerschaft mit dem deutschen Start-up Neura Robotics in den Cobot-Markt ein.

Warum beschäftigt uns das als Verband? Es zeigt, dass der Markt in Bewegung ist. Da gibt es eine Reihe interessanter Entwicklungsansätze. Die „kognitive Robotik“, wie sie Neura propagiert, ist ein Beispiel, der Low-Cost-Roboter von Igus ein weiteres. Sprach- und Gestensteuerung werden wohl in der Servicerobotik gefragt sein. Und es wird spannend, zu sehen, wie sich die Idee durchsetzt, komplette Anwendungen über Apps zu betreiben. Wie praxisgerecht dies ist, wird sich zeigen. Ob solche Entwicklungen erfolgreicher in einem einzelnen Start-up, in einem Robotikcluster oder einer Partnerschaft gedeihen, bleibt abzuwarten. Wir sehen unsere Aufgabe jedenfalls darin, gerade Neueinsteigern beim Einsatz automatisierter Lösungen Mut zu machen, den Schritt in die Robotik zu wagen.

KI und Industrie 4.0 sind Stichworte der Speerspitze technologischer Entwicklung. Das muss uns beschäftigen, weil diese Dinge über kurz oder lang im betrieblichen Alltag Einzug halten. Wenn diese Dinge helfen, die Einstiegshürden abzubauen – nur zu. Ein bisschen Smartphone und ein wenig „Alexa“ aus dem privaten in den betrieblichen Bereich zu übernehmen, kann nicht schaden.

www.robotikverband.de
 

April 2023 Handelsblatt Technologien der Zukunft

»Wir müssen lernen, mit dem mächtigen Instrument KI umzugehen.«

Frank Kartitschek Vizepräsident des Bundesverband IT-Mittelstand e.V.

Die Popularität von ChatGPT führt uns konkret vor Augen, dass sich durch Künstliche Intelligenz (KI) in den nächsten Jahren unsere Arbeitswelt, aber auch unsere Gesellschaft stark verändern wird. Viele zeitraubende Aufgaben, wie etwa das Erstellen von Präsentationen oder das Schreiben von E-Mails, können zukünftig von KI-Systemen erledigt werden, sodass wir uns auf andere Tätigkeiten konzentrieren können. Allerdings müssen wir auch mögliche Schwachstellen von KI-Systemen im Blick behalten und ihre Ergebnisse mit kritischem Auge betrachten.

Denn diese sind erfahrungsgemäß nicht immer korrekt oder diskriminierungsfrei. Das ist allerdings oft nicht auf den ersten Blick erkennbar. Wenn etwa ein Chatbot eine falsche Antwort ausgibt, ist diese unmarkiert, als handle es sich um einen Fakt. Diskriminierende Ergebnisse einer KI-Anwendung sind in der Regel auf ihre Lerndaten zurückzuführen: Wenn diese – vielleicht unerkannte – diskriminierende Tendenzen enthalten, werden sie von der KI reproduziert und unter Umständen verstärkt. Diese Ergebnisse werden daher von der KI selbst nicht als problematisch erkannt und entsprechend markiert. Ein unkritischer Nutzer könnte also in beiden Fällen annehmen, die ausgegebenen Ergebnisse seien vertrauenswürdig.

Unter dem Gesichtspunkt dieser bekannten Schwachstellen müssen wir uns die Frage stellen, in welchen Bereichen unserer Arbeitswelt und Gesellschaft wir uns Aufgaben von KI abnehmen lassen wollen: Sind ihre medizinischen und juristischen Aussagen vertrauenswürdig? Wollen wir KI in den Schulunterricht einbinden oder unsere Medien von ihr erstellen lassen? Um KI ethisch, effizient und sicher für unsere Zukunft nutzen zu können, müssen unsere Gesellschaft, Politik und Unternehmen lernen, mit diesem mächtigen Instrument umzugehen.

www.bitmi.de