Mehr Optimismus

Forum der Akteure

April 2024 Handelsblatt Technologien der Zukunft

»Auf KI ›made in Europe‹ setzen.«

Isabel Weyerts Verbandsreferentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Bundesverband IT-Mittelstand e.V.

Mit dem Vormarsch Künstlicher Intelligenz sind viele Unternehmen im Zwiespalt: Auf der einen Seite können mit KI-Anwendungen alltägliche Arbeitsprozesse automatisiert und damit Arbeitszeit und Ressourcen eingespart werden. Auf der anderen Seite haben sich mit Nachrichten über KI, die Daten intransparent verarbeitet, fehlerhafte oder diskriminierende Ergebnisse liefert oder den Schutz personenbezogener Daten nicht sicherstellt, Zweifel an der Technologie verfestigt. Die Schlussfolgerung daraus darf aber nicht sein, sich vor dem Einsatz innovativer Anwendungen zu verschließen, sondern viel eher, dabei auf einen vertrauenswürdigen Partner auf Augenhöhe zu setzen. Dafür lohnt es sich, den Blick auf unseren eigenen Digitalsektor zu richten. Denn es gibt eine Reihe an innovativen deutschen und europäischen Unternehmen, deren KI-Anwendungen verantwortungsbewusst gestaltet sind, eine transparente Funktionsweise haben und durch ein Hosting in Europa Datensicherheit garantieren. 

Als Gestalter von Zukunftstechnologien wie KI blicken wir oft zuerst auf große Tech-Konzerne aus den USA und China. Die heimische Wirtschaft sehen wir eher als Anwender von deren Lösungen – eine Wahrnehmung, die nicht nur inkorrekt, sondern auf lange Sicht schädlich für unseren Wirtschaftsstandort ist. Denn so begeben wir uns immer weiter in Abhängigkeiten von diesen Konzernen, während leistungsstarke deutsche und europäische Unternehmen das Potenzial bieten, Innovation nach europäischen Werten und Bedarfen zu gestalten. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen, die unseren Digitalsektor ausmachen, stellen das zur Verfügung, was wir für eine souveräne digitale Transformation brauchen: qualitative Alternativangebote.

www.bitmi.de

April 2024 Handelsblatt Technologien der Zukunft

»Die Unternehmen haben es selbst in der Hand.«

Dr. Ralf Wintergerst Präsident Bitkom

Deutschland steht vor einem im internationalen Vergleich einzigartigen demographischen Wandel mit einem sich verschärfenden Fachkräftemangel. Die Zeiten, in denen Geld kein Thema war, sind vorbei, unsere Verwaltungen sind nicht mehr auf der Höhe der Zeit, unsere Sicherheit ist durch Cyberangriffe bedroht, unser Bildungswesen und das Gesundheitssystem brauchen ein Update. Stärker als in der Vergangenheit müssen wir deshalb auf digitale Technologien setzen, wenn wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft und die Leistungsfähigkeit von Staat und Öffentlicher Hand erhalten und steigern wollen. Fragt man die Unternehmen, so erkennt die große Mehrheit die herausragende Bedeutung von Technologien wie KI, Big Data, Robotik oder dem Industrial Metaverse für den Standort Deutschland. Mit der Umsetzung dieser Erkenntnis kommen viele Unternehmen noch nicht schnell genug voran. So ist etwa Big Data in 48 Prozent der Unternehmen in der Diskussions- und Planungsphase, nur 37 Prozent nutzen es. Beim aktuellen Top-Thema KI ist die Diskrepanz zwischen denen, die noch diskutieren und jenen, die schon machen, mit 33 zu 13 Prozent sogar ungleich größer. Klar ist, analoge Geschäftsmodelle sind keine Antwort mehr auf einen sich verschärfenden digitalen Wettbewerb.

Die gute Nachricht ist: Jedes Unternehmen hat es selbst in der Hand, das zu ändern. Dass es geht und wie es geht, zeigt jenes Drittel der deutschen Unternehmen, die sich als Vorreiter der Digitalisierung sehen. Ihnen sollten die anderen zwei Drittel folgen. Die Einstiegshürden in den Einsatz neuerster Technologien sind so niedrig wie nie. Ohne große Investitionen in eigene Hardware oder Personal kann man heute zum Beispiel über Cloud-Dienste problemlos auf die neuesten KI-Anwendungen zugreifen. In den Unternehmen muss es deshalb heißen: Digitalisierung jetzt – und aus Herausforderungen Chancen machen!

www.bitkom.org

April 2024 Handelsblatt Technologien der Zukunft

»Daten die Basis, Offenheit das Erfolgskriterium.«

Dirk Freytag Bundesverband Digitale Wirtschaft e. V. | BVDW

Manchmal passiert es subtil und unscheinbar. Manchmal sehr plakativ. Zukunftstechnologien entstehen meist durch Disruption. Das bedeutet nicht nur ausgetretene Pfade zu verlassen, es geht vielmehr um Lösungsansätze, die uns – den Menschen – dienen. Der Erfolgsfaktor ist dabei ihre Offenheit, sich wandeln zu können. Das Smartphone ist ein Paradebeispiel dafür. Vereinte es zu Beginn Telefon, MP3-Player und Digitalkamera, kamen im Laufe der Zeit Ortungsdienste, Laptop-Funktionalitäten sowie Bezahlfunktionen hinzu, um einige zu nennen. Mit dieser Evolution machte das Smartphone abseits seiner eigentlichen Funktionen zahlreiche andere Geräte überflüssig.

Heute ist Künstliche Intelligenz in aller Munde. Die Technologie wird unsere Zukunft mitbestimmen, doch gestalten müssen wir sie. Als BVDW begleiten wir Zukunftstechnologien eng. Dabei ist für uns nicht nur der wirtschaftliche und technologische, sondern auch der gesellschaftliche und ethische Blick relevant. Einerseits müssen Technologien den Menschen in den Mittelpunkt stellen und damit den europäischen Wertekanon wie Gleichberechtigung, Freiheit und die Würde des Menschen berücksichtigen. Technologisch und wirtschaftlich steht nicht nur die beschriebene Offenheit im Fokus, sondern auch die kreative Herangehensweise. Nur wenn Technologie weit und offen gefasst ist, kann sie sich neuen Bedürfnissen öffnen und Lösung für die Zukunft sein.

Die Basis für diese Technologien war, ist und bleibt dabei Daten. Schaffen wir es nicht, ein besseres Verständnis von Daten und deren Nutzung in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu verankern, kommen wir nicht vor die Welle. Dann dominiert weiterhin die Skepsis. Zukunftstechnologien entstünden außerhalb unseres Wirkungsbereichs. Zukunft zu gestalten, heißt Verantwortung übernehmen. Um nichts Geringeres geht es.

www.bvdw.org