Gemeinsam für die Gesundheit

Forum der Akteure

Oktober 2025 Die Zeit Zukunft Medizin

»Leitwirtschaft Medizintechnik stärken«

Dr. Marc-Pierre Möll Geschäftsführer & Vorstandsmitglied BVMed – Bundesverband Medizintechnologie

Die deutsche Medizintechnik-Branche ist eine Schlüsselindustrie. Sie gehört weltweit zur Spitze in Forschung, Qualität und Export. Moderne Medizintechnologien versorgen täglich Millionen Menschen, helfen, heilen, retten Leben. Egal ob Prävention, Digitalisierung, KI, Robotik oder personalisierte Medizin – überall ist moderne Medizintechnik enthalten. Sie ist zudem der Schlüssel für eine erfolgreiche Ambulantisierung.

Die Innovationskraft und internationale Wettbewerbsfähigkeit der MedTech-Branche ist aber zunehmend gefährdet: durch steigende regulatorische Lasten oder schleppende Digitalisierung.

Die neue Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag die Bedeutung der MedTech-Branche für Gesundheitsversorgung und Wirtschaftsstandort erkannt und explizit als Leitwirtschaft anerkannt. Jetzt muss daraus in einem nächsten Schritt eine eigenständige MedTech-Strategie mit einem ressortübergreifend abgestimmten Maßnahmenkatalog folgen. 

Aus Sicht des BVMed gehören dazu – neben einer besseren Koordinierung der Ressorts Wirtschaft, Forschung, Gesundheit und Finanzen – vor allem eine zukunftsfähige Innovationspolitik mit besseren Rahmenbedingungen für Produktion und Forschung in Deutschland, FastTrack-Verfahren mit klaren Fristen, einer besseren Nutzung von Gesundheitsdaten sowie vereinfachte und einheitliche Datenschutzregelungen für die Forschung. Wir brauchen eine wettbewerbsfähige Regulatorik, eine Bürokratieabbau-Offensive mit stark reduzierten Berichtspflichten und eine frühe Einbeziehung der MedTech-Branche in Konzepte des Zivilschutzes und der Notfallversorgung.

Ziel muss es sein, dass Deutschland seine Position als führender Medizintechnik-Standort stärkt und zugleich eine hochwertige Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung sicherstellt.

www.bvmed.de
 

Oktober 2025 Die Zeit Zukunft Medizin

»Seltene Erkrankungen: Wegbereiter der Zukunftsmedizin«

Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich Vorstandsvorsitzende Eva Luise und Horst Köhler Stiftung

Seltene Erkrankungen sind kein Nischenthema: Allein in Deutschland leben über vier Millionen Menschen mit einem der mehr als 8.000 bekannten Krankheitsbilder. Betroffene und ihre Familien leiden unter langen Diagnosewegen, fehlenden Therapieoptionen und fragmentierten Strukturen. Ihre Versorgung ist nicht nur eine medizinische, sondern auch eine politische und gesamtgesellschaftliche Verantwortung.


Zugleich sind Seltene Erkrankungen ein Motor für Fortschritt und eine Blaupause für die personalisierte Medizin der Zukunft: Wer hier forscht, arbeitet an Präzisionstherapien, neuen Versorgungswegen und digitalen Lösungen – Innovationen, die weit über die Seltenen hinauswirken. Und wer hier investiert, stärkt nicht nur die Versorgung einzelner, sondern legt die Grundlage für Verbesserungen bei vielen häufigen Erkrankungen.

Damit dieser Innovationsmotor zukunftsfest bleibt, müssen Politik und Gesellschaft jetzt entschlossen handeln: Wir brauchen eine Verstetigung des Nationalen Aktionsbündnisses für Menschen mit Seltenen Erkrankungen mit fester Geschäftsstelle, die den Dialog aller relevanten Akteure sichert. Die Zentren für Seltene Erkrankungen, die Betroffenen Orientierung und Perspektiven bieten, müssen strukturell und dauerhaft finanziert werden. Forschung ist auf gezielte Förderung, verlässliche Rahmenbedingungen für Orphan Drugs und weniger Bürokratie bei Studien angewiesen. Ebenso wichtig ist der Aufbau von Registern – national wie international –, die Nutzung der elektronischen Patientenakte, eine bessere Früherkennung durch ein genetisches Neugeborenen-Screening und mehr Aufmerksamkeit für das Thema in der medizinischen Ausbildung. 

Seltene Erkrankungen sind nicht nur ein Prüfstein für die Leistungsfähigkeit unseres solidarischen Gesundheitswesens. Sie sind eine Chance, es innovativ und zukunftsfest zu gestalten.

www.elhks.de
 

Oktober 2025 Die Zeit Zukunft Medizin

»Deutsche profitieren von Apps auf Rezept«

Henrik Emmert Vorstandsmitglied Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung

Deutschland hat bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens eine Vorreiterrolle übernommen: Mit den „Apps auf Rezept“ sind wir international führend bei der Integration digitaler Therapien in die Regelversorgung. Seit 2020 wurden sie bereits über eine Million Mal genutzt – ein Erfolg, der international Nachahmer findet. Digitale Gesundheitsanwendungen, kurz DiGA, sind digitale Medizinprodukte, die Ärzte verschreiben können und die von den Krankenkassen erstattet werden. Sie decken ein breites Spektrum ab: von Diabetes über Brustkrebs bis zur Behandlung von Depressionen oder Adipositas. Das Besondere:


DiGA adressieren oft die Ursachen von Volkskrankheiten, indem sie Patienten bei dauerhaften Verhaltensänderungen unterstützen. Statt nur Symptome zu lindern, helfen sie dabei, Gewohnheiten zu verändern und Selbstmanagement zu stärken. Dabei sind sie nebenwirkungsfrei und rund um die Uhr verfügbar. Für das stark beanspruchte Gesundheitssystem stellen DiGA eine wertvolle Ergänzung dar: Sie unterstützen in der Zeit zwischen den Arztbesuchen, begleiten im Alltag und stärken die Eigenverantwortung. Jede DiGA wird dabei vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte intensiv geprüft. Nur Anwendungen, deren Wirksamkeit in Studien nachgewiesen werden konnten und die den strengen gesetzlichen Standards zu unter anderem Datensicherheit, Qualität und Patientensicherheit entsprechen, erhalten eine Zulassung. Die Zukunft verspricht noch stärkere Verzahnung: So sollen Ärzte enger in die Behandlung eingebunden werden und die Therapie datenbasiert individualisieren können. Mit aktuell 57 verfügbaren DiGA zeigt sich: Die digitale Medizin ist Realität geworden. Deutschland setzt damit Maßstäbe – und ermöglicht Patienten neue Souveränität über ihre Gesundheit.

www.digitalversorgt.de