Wein aus der Papierflasche

Verpackungen assoziieren viele mit Plastik und Müll. Doch längst entwickelt die Verpackungsindustrie Produkte, die die Umwelt weniger belasten.

Illustration: Laura Neuhäuser
Illustration: Laura Neuhäuser
Andrea Hessler Redaktion

Bienen bestäuben die Blüten von Beeren, Obstbäumen und Gemüse – und müssen dafür zuweilen an ihren Arbeitsplatz transportiert werden. Dafür hat der  Verpackungsspezialist Streiff & Helmhold für das Unternehmen myhoney, das Patenschaften für Bienenvölker anbietet, eine neuartige Transportbox entwickelt. Sie besteht aus altbewährtem Material: Wellpappe aus recyceltem Papier, stabil, luftdurchlässig und wiederverwendbar, ein bienenfreundliches Beispiel für Nachhaltigkeit.

Immer häufiger ersetzen jedoch neu entwickelte Materialien herkömmliche Plastikverpackungen. So können die Hersteller von Fertiggerichten, etwa für „Essen auf Rädern“, auf nachhaltige Behältnisse zugreifen. Ein Lieferant ist das Unternehmen Greenbox, das wiederbefüllbare Mehrwegbehälter anbietet. Basis ist ein robuster Materialmix aus Biokunststoff und Holzfasern aus zertifizierter Waldwirtschaft.

Zwischen Umwelt- und Produktschutz

Trotz vieler Neuerungen ist das am meisten verwendete Verpackungsmaterial aber immer noch Plastik, etwa zum Schutz von Lebensmitteln wie Käse, Brot, Obst und Gemüse vor Bakterien und Schimmel. Nach Gebrauch landen die Behältnisse in Müllverbrennungsanlagen, auf Deponien und in den Meeren. Allein in Deutschland entsteht pro Jahr rund 40 Kilogramm Verpackungsabfall pro Einwohner. „Die Verpackungswirtschaft steht im Spannungsfeld von Umwelt- und Produktschutz“, betont Kim Cheng, Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts (dvi). Gut, dass der Umstieg auf regenerative Energien bei Produktion und Transport, der Einsatz nachhaltiger Rohstoffe sowie die Entwicklung neuer Designs zur Senkung des Materialverbrauchs und Verbesserung der Recyclingfähigkeit bei Verpackungen Fortschritte macht.

Nachhaltig Wein genießen

Immer wieder gibt es Überraschungen. Bei den PAC Global Awards für innovative Verpackungen in New York wurden in diesem Jahr Papierflaschen für Wein ausgezeichnet. Die Firma Heinz Hein aus Wiesbaden ist der erste Importeur des Rebensafts „Cantina Goccia“ aus Italien in der Papierflasche. „Dem Winzer und uns sind Nachhaltigkeit sehr wichtig“, sagt Silvia Miebach, Inhaberin des Unternehmens. „Deshalb war es nur konsequent, nach einer Alternative zu suchen, die keinen so großen ökologischen Fußabdruck hinterlässt wie die Glasproduktion, die allein viel Wasser verbraucht.“ Die Papierflasche enthält 77 Prozent weniger Plastik, die Außenhülle besteht aus recycelter Pappe. Innen verhindert PET, dass die Verpackung aufweicht. Nach Genuss kommt die äußere Hülle ins Altpapier, die innere Verpackung in die gelbe Tonne. Mit knapp zehn Euro pro Flasche liegt Miebachs Wein allerdings deutlich über dem Durchschnittspreis, den der bundesdeutsche Weintrinker in sein Vergnügen investiert. Ob sich die Weinzähne hierzulande an diese Nachhaltigkeitslösung gewöhnen, bleibt also abzuwarten.

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