Reisen? Sauber!

Die Deutschen reisen unverdrossen. Die Nachhaltigkeit muss dabei nicht zu kurz kommen.

Illustration: Laura Neuhäuser
Illustration: Laura Neuhäuser
Jost Burger Redaktion

Urlaubsreisen gehören für die meisten von uns wie selbstverständlich zum Leben. Doch der Wunsch nach einem Tapetenwechsel trägt zur Erderwärmung bei: Laut Umweltbundesamt verursachten die Deutschen mit Reisen ins In- und Ausland 2017 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) 111 Millionen Tonnen an Treibhausgasen. Geht das auch nachhaltiger?

Natürlich. Naheliegend – im Wortsinne – ist es, nicht zu sehr in die Ferne zu schweifen. Ein Urlaub mit kurzen Anfahrtswegen ist besser fürs Klima als eine Fernreise. Im Urlaub die eigene Stadt zu erkunden, kann spannend sein – und schont den Geldbeutel. Und statt Mallorca locken auch die Strände von Nord- und Ostsee. Wandern im Harz sorgt für einen kleineren CO2-Footprint als Trekking in den Pyrenäen. Verkehrsmittel der Wahl ist die Bahn – das gilt auch bei Reisen, die doch ein wenig weiter führen. Die Zahlen sprechen für sich. Laut Umweltbundesamt verursachte ein Inlandsflug 2019 214 Gramm an Treibhausgasemissionen pro Kilometer und Person. Für den Pkw lag dieser Wert bei 154 Gramm, für Züge im Fernverkehr bei 29 Gramm. Und soll es doch das Auto sein, so gibt es Möglichkeiten, den CO2-Ausstoß zu verringern. Königsklasse: Mit dem E-Auto verreisen. Wer keines hat, kann sich eines mieten. Das erfordert hinsichtlich der Reiseplanung – Stichwort: Ladestationen – ein bisschen Mehraufwand. Doch das Klima dankt es. Für Verbrenner gilt: Langsamer fahren, und nur das Nötigste an Gepäck mitnehmen. Das erspart den Dachgepäckträger. Das Umweltbundesamt rechnet vor, dass die Nutzung von Dachgepäckboxen sowie Fahrrad-Heckträgern zu einem Mehrverbrauch an Diesel und Benzin zwischen 3 und 32 Prozent führt. Auf das geliebte Radl im Urlaub verzichten, weil der Heckträger den Verbrauch steigert? Wer es ernst meint mit dem nachhaltigen Aktivurlaub auf zwei Rädern, kann diese ja auch im Zug transportieren. Oder vor Ort leihen – kaum eine Destination, die das inzwischen nicht ermöglicht, und das gilt zunehmend auch für E-Bikes. A propos Fahrrad: Eine wunderbar nachhaltige Reiseweise sind ausgedehnte Fahrradreisen. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) bietet auf seiner Website tolle Tipps zum Thema.

Soll es doch eine längere Flugreise sein, stellt sich die Frage nach der Kompensation. Für ein wenig mehr an Geld können Klimazertifikate gekauft werden, die die Treibhausgasemissionen ausgleichen. Dabei sollten sich Reisende nicht auf die Versprechen der Fluggesellschaften verlassen, dass der Ticketpreis den Ausgleich schon umfasst. Seriöser sind Portale wie atmosfair.de, climatefair.de, klima-kollekte.de, primaklima.org oder myclimate.org, über die CO2-Zertifikate erworben werden, die die wirklichen Emissionskosten einer Flugreise berücksichtigen. Gar gleich die ganze Reise „grün“ zu buchen, bieten zum Beispiel Öko-Reiseportale wie Bookitgreen, BookDifferent oder Fairweg an.

Am Urlaubsort angekommen schließlich enden die Möglichkeiten, nachhaltig zu reisen, nicht. Wem die Umwelt am Herzen liegt, der wählt Unterkünfte, die auf erneuerbare Energien setzen, auf den Pool verzichten und beim Essen vegetarische oder vegane Angebote machen. Und was für zuhause gilt, sollte auch für den Aufenthalt in der Fremde gelten: Müll vermeiden, Wasser sparen, aber auch die Kultur und Traditionen respektieren sowie die Tier- und Pflanzenwelt nicht zerstören.

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