Qualität auf dem Teller

Du bist, was du isst – aber was essen wir eigentlich? Wurden unsere Lebensmittel nachhaltig produziert und hatten die Tiere ein artgerechtes Leben? Verbraucher sollen mit immer mehr Labels aufgeklärt werden.

Illustration: Laura Neuhäuser
Illustration: Laura Neuhäuser
Julia Thiem Redaktion

So langsam kündigt sich der Sommer auch hierzulande an und gerade an den Wochenenden liegt er wieder in der Luft – der Duft von Grillgut. Dabei scheinen sich die Menschen in Deutschland vergleichsweise wenig Gedanken darüber zu machen, was eigentlich auf dem Grillrost landet. Denn obwohl die Haltungsform der Tiere mittlerweile als Siegel auf den Verpackungen zu sehen ist, kaufen 98 Prozent der Verbraucher Produkte der Haltungsstufen 1 und 2 – aus Kostengründen, weil in den Supermärkten die Auswahl fehlt und viele Menschen das DLG-Tierwohl-Label für wenig aussagekräftig halten. Tatsächlich sind Definitionen wie „Kontakt zu Außenklima“ schwer zu greifen, was bei Schweinen beispielsweise die Abgrenzung zwischen den unteren Stufen 1 und 2 zur besseren Haltungsbedingung der Stufe 3 ist.

Ähnlich geht es Verbrauchern vermutlich bei Eiern. Denn wer im Supermarkt Eier aus Bodenhaltung kauft, hat sicherlich ein ganz anderes Bild von den Lebensumständen der Legehennen. In der Bodenhaltung sind beispielsweise auch Volieren erlaubt. Vorstellen muss man sich hier einen Raum voller Regale mit Gitterböden, in denen 18 Hennen pro Quadratmeter gehalten werden – womit die meisten von ihnen in ihrem vergleichsweise kurzen Leben keinerlei Bodenkontakt haben.

Gute Preise für gute Qualität

Klar ist allerdings auch, dass es ein Umdenken bei den Verbrauchern geben muss, damit sich die Bedingungen für die Tiere verbessern. Denn am Ende des Tages sind es nicht die Landwirte, die sich gegen bessere Haltungsbedingungen sperren. Sie müssen allerdings auch wirtschaftlich sein – und das funktioniert eben nur, wenn für gute Qualität auch entsprechende Preise gezahlt werden. Bestes Beispiel: die Milchwirtschaft. Sie hat sich mit dem QM-Nachhaltigkeitsmodul vor fünf Jahren einen eigenen Standard gesetzt, der sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Aspekte – wie etwa den Umgang mit Ressourcen – berücksichtig, sich die Arbeits- und Lebensqualität der Bauern anschaut und das Tierwohl bewertet. Und nun will auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir neue Anreize für mehr Tierwohl schaffen. Eine Milliarde Euro für vier Jahre soll Betrieben zur Verfügung gestellt werden, die ihren Schweinen mehr Platz geben. Und wer die Ställe umbaut oder weniger Tiere besser hält, soll finanzielle Unterstützung bekommen.

Ob solche Initiativen für bessere Aufklärung und damit ein anderes Einkaufsverhalten bei Verbrauchern sorgt, wird sich zeigen. Denn auch wer ausschließlich Bioprodukte auf seinem Teller möchte, muss sich zunächst durch die unzähligen Siegel und ihre Kriterien kämpfen. So fasst das EU-Bio-Siegel gerade einmal Mindeststandards für die ökologische Erzeugung zusammen. Am strengsten sind die Kriterien bei Deutschlands ältestem Biosiegel Demeter, während man sich bei Bioland-Produkten vor allem auf eine nachhaltige Landwirtschaft verlassen kann. Und dann gibt es auch noch Labels von Biokreis und Naturland mit wieder anderen Definitionen, was Bio und Nachhaltigkeit eigentlich bedeuten. Man muss beim Einkauf für den nächsten Grillabend schon ganz genau hinschauen – und eventuell auch mal nachfragen.

Nächster Artikel