Der mit den Hunden geht

Mit bis zu 15 Hunden spazieren zu gehen erfordert ein feines Gespür für das Rudel. Ein Dog Walker erzählt.
Alexandru Sasu, professioneller Dog Walker in Berlin
Interview: Julia Thiem Redaktion

Herr Sasu, mit ein paar Hunden bei Sonnenschein an der frischen Luft spazieren gehen und damit seinen Lebensunterhalt bestreiten – was ist dran an diesem Idealbild?
Es gibt definitiv solche Momente. Etwa im Sommer, wenn ich mit dem Rudel am See bin und wir gemeinsam eine Runde schwimmen. Allerdings scheint in Deutschland bei weitem nicht jeden Tag die Sonne. Ich bin also mindestens genauso oft im Regen unterwegs. Außerdem sind zwölf bis 15 Hunde eine große Verantwortung. Ich muss zu jeder Zeit aufmerksam und präsent sein, um im Zweifel eingreifen oder einzelne Hunde korrigieren zu können. Dog Walker zu sein ist also definitiv Arbeit, wenn auch eine sehr schöne.

 

Sind Sie mit einer festen Gruppe von Hunden unterwegs?
Ja. Mir geht es darum, die Hunde auszulasten und ihnen gleichzeitig artgerechte Sozialkontakte zu ermöglichen. Das gelingt nur in einem festen Rudel. Würden täglich neue Hunde dazukommen, wäre das negativ für die Gruppe. Sie müsste sich ständig neu sortieren und einzelne Hunde innerhalb der Gruppe neu positionieren. Das ist Stress, den ich zugunsten der Tiere vermeide.

 

Sie bieten aber unterschiedliche Frequenzen an, von zwei bis fünf Tage die Woche.
Das stimmt. Nicht jeden Tag sind alle Hunde im Grunewald mit uns unterwegs, die Gruppengröße variiert.

 

Nehmen Sie denn grundsätzlich neue Hunde auf?
Wenn es freie Kapazitäten gibt, natürlich. Ich arbeite auch gerade mit einem Mitarbeiter daran, eine zweite Gruppe anbieten zu können. Wenn jedoch ein neuer Hund in das bestehende Rudel aufgenommen werden soll, geschieht das immer sehr langsam, sodass sich alle Tiere aneinander gewöhnen können. Dynamik und Energie in der Gruppe müssen stimmen.

 

Laufen Hunde bei Ihnen mit oder ohne Leine?
Freilauf ist nur möglich, wenn das Energielevel der Hunde nicht zu groß ist. Aufregung verbreitet sich wie ein Lauffeuer, und die Gruppe wäre nicht mehr zu kontrollieren. Daher dürfen nicht alle Hunde auf einmal wild miteinander toben. Das erlaube ich immer nur ein paar Hunden zur gleichen Zeit, die gut harmonieren. Dann gibt es einen Wechsel. Selbst ich muss auf mein Energielevel achten, da Hunde ein feines Gespür für die Stimmung des Menschen haben. Harmonisch verlaufen die Spaziergänge nur, wenn auch ich ruhig bin und den Hunden Geduld entgegenbringen kann.

 

Und wenn doch mal ein Hund ausreißt?
Das kann natürlich passieren. Deshalb laufen alle Hunde bei mir mit einem GPS-Tracker. Die Halter bekommen den Link zum individuellen Tracker ihres Hundes und können so auch virtuell auf unseren Touren dabei sein.

 

Wer kann Dog Walker werden?
Seit letztem Jahr müssen Dog Walker eine theoretische und praktische Prüfung ablegen. Vor allem die Praxis wird genau begutachtet. Aus meiner Sicht ein wichtiger Schritt, denn nur so können sich die Halter darauf verlassen, dass ihr Tier in guten Händen ist. 

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