An kaum einem anderen Ort prallen Vergangenheit und Zukunft so aufeinander wie auf der Autobahn zwischen Hamburg und Berlin. Die A24 ist innerhalb weniger Jahre mehrfach saniert worden. Seit kurzem wurde die Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 km/h aufgehoben. Wer jetzt mit Tempo 110 spritsparend Richtung Hamburg fährt, erlebt rasch Begegnungen einer anderen Art: Wie Dinosaurier tauchen im Rückspiegel die Scheinwerfer fossil betriebener SUV auf, die mit geschätzten 200 km/h an einem vorbei rauschen. Das ist die Vergangenheit.
Die Zukunft dagegen liegt links und rechts der Autobahn. Photovoltaik-Module auf Brachen, auf Hallen und auf den Dächern von Einfamilienhäusern erzeugen diskret Energie. Strom für Licht, Wärmepumpen, Waschmaschinen, Industrieprozesse – und irgendwann vielleicht auch mal für diese absurd tonnenschweren Vehikel, die in Deutschland als E-Autos der Zukunft verkauft werden. Irgendwann also treffen auf der A24 Vision und Gegenwart zueinander.
PV-Anlagen lohnen sich
In den vergangenen Monaten sind die Strom- und Energiepreise explodiert. Weil sich Deutschland und die EU aus der Abhängigkeit vom russischen Erdgas lösen, werden die Energiekosten vermutlich weiterhin hoch bleiben oder steigen. Nun tut sich einiges: Der Umstieg auf erneuerbare Energiequellen wird politisch gepusht. Und immer mehr Menschen denken darüber nach, selbst zum Stromerzeuger zu werden, indem sie sich eine PV-Anlage auf das Dach setzen oder an das Balkongitter hängen.
Unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten sind Photovoltaik-Anlagen meist lohnend, vor allem, wenn man den selbst erzeugten Sonnenstrom selbst verbrauchen kann. Außerdem hat die Regierung einige Stolpersteine aus dem Weg geräumt. So fällt seit Jahresbeginn bei Neuanlagen keine Mehrwertsteuer und auf Gewinne aus kleinen Solaranlagen keine Einkommenssteuer mehr an. Anlagen werden also billiger und lohnen sich schneller.
Viele Menschen haben die Vorteile längst erkannt: 2,2 Millionen Photovoltaikanlagen waren im März 2022 auf Dächern und Grundstücken installiert, mehr als 10 Prozent mehr als im Vorjahr, so das Statistische Bundesamt. Zugleich ist Solarstrom nicht nur eine Energiequelle, sondern bringt auch Gewinne. 174 Euro erwirtschafteten private Haushalte im Durchschnitt im Monat. Dazu kommen noch viele Mini- oder Plug-and-Play-Solaranlagen (Bindestriche), die sich an einer Balkonbrüstung montieren lassen und über die Steckdose Strom einspeisen. Weil viele dieser Balkonkraftwerke nicht angemeldet werden, können Fachleute ihre Anzahl nur schätzen. Sie gehen davon aus, dass eine halbe Million mittlerweile in Privathaushalten die Stromkosten drücken.
Grundsätzlich gilt: Weil die Stromkosten hoch sind und vermutlich bleiben werden, rechnet sich eine Solaranlage umso schneller, je mehr Solarstrom der Betreiber selbst verbraucht. Rechnerisch können Privathaushalte ein Drittel ihres produzierten Stroms selbst nutzen, mit einem Speicher ist sogar ein Eigenverbrauch von bis zu zwei Dritteln möglich. Künftig sollte das noch mehr werden, wenn Deutschland nämlich elektromobil unterwegs ist.