Erweiterter Wohnraum

Das Leben verlagert sich immer stärker in den Außenbereich. Hier geht der Trend zur nachhaltigen Gartengestaltung
Illustration: Josephine Rais
Sabine Phillip Redaktion

„Der hat ja noch nicht mal Schmetterlinge in seinem Garten“, lästerte einst Peter Lustig in seiner Sendung Löwenzahn über seinen Nachbarn. Der wollte wissen, ob man die irgendwo kaufen könne. Dabei war Peter Lustigs Rezept, um die Insekten anzuziehen, denkbar einfach: Vielfalt. Dazu muss man nicht wie einst Peter Lustig dem natürlichen Wildwuchs frönen. „Wer seinen Garten insektenfreundlich gestalten möchte, sollte einfach nur auf eine gesunde Mischung aus Gräsern, immergrünen Pflanzen, Blütenpflanzen und Laubgewächsen setzen“, rät Gerald Jungjohann, Ingenieur für Landschaftsplanung und Mitinhaber der Jungjohann & Jensen GmbH aus Güstrow. Die verschiedenen Pflanzen ziehen jeweils ganz unterschiedliche Insekten und damit auch die Singvögel an. Außerdem sind solche Gärten sehr viel widerstandsfähiger gegen Schädlinge und andere Umwelteinflüsse als reine Monokulturen, wo eine Raupe wie die des Buchsbaumzünslers ausreicht, um ganze Buchsbaumbestände zu vernichten.


Nachhaltigkeit liegt im Trend. „Die Menschen haben erkannt, dass auch die Gartenfläche vor und hinter ihrem Haus zu einer lebenswerten Umwelt beitragen kann“, so Jungjohann. Ein Grund für das Umdenken ist seiner Meinung nach auch der Klimawandel und die mittlerweile spürbaren Folgen. Denn eine weiträumige Bepflanzung spendet Schatten und schafft ein angenehmes Mikroklima. Auch Wasser kann die Aufenthaltsqualität gerade im Sommer enorm steigern. Hier erlebt der Ingenieur gerade einen regelrechten Boom – ob als Beregnungsanlage, um sich die Gartenbewässerung am Feierabend zu sparen, Pool, Teich, Springbrunnen oder Sprudelstein.


Auch in Bezug auf die Bepflanzung haben die heißeren Sommer ihre Spuren hinterlassen. „Aktuell sind mediterrane Pflanzen wie Salbei, Lavendel oder Thymian sehr gefragt, da sie oft besser mit der Hitze und der Trockenheit umgehen können als die einheimische Vegetation“, so Jungjohann. Die wärmeren Sommer würden außerdem dazu führen, dass sich das Leben immer stärker nach außen verlagert. Der Garten wird dabei als eine Erweiterung des Wohnraums gesehen. Mittlerweile gibt es sogar regelrechte Outdoorküchen, mit Feuerstellen und Arbeitsflächen, sodass der gesamte Kochvorgang im Garten stattfinden kann.


 Zurück zum Gartenbau. „Bei den Baumaterialien werden zurzeit Naturstein, Keramikplatten oder Metall wie zum Beispiel Cortenstahl stark nachgefragt, der besonders häufig bei den Hochbeet-Einfassungen oder Sichtschutzelementen zum Einsatz kommt“, berichtet Jungjohann. Cortenstahl ist ein bewusst rostig anmutender Stahl, dessen orangerote Flächen hervorstechen und damit Blickpunkte schaffen.


Eine andere Möglichkeit, Akzente zu setzen, sind LED-Beleuchtungskonzepte. „Während die Gärten früher schon mal mit 300-Watt-Strahlern beleuchtet wurden, setzt man heute immer häufiger LED-Leuchten ein, um ganz akzentuiert einzelne Pflanzen in Szene zu setzen. Damit lässt sich der Garten auch in der dunklen Jahreszeit zumindest noch optisch genießen.“

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