Krise als Chance

Frank Hartmann ist Geschäftsführer der alphaX Digital Services, Serien-Entrepreneur und Business Angel. Er appelliert nicht nur an die Finanzbranche, mutiger zu werden und die Digitalisierung stärker zu forcieren.
Frank Hartmann Geschäftsführer alphaX Digital Services
alphaX Digital Services Beitrag

Herr Hartmann, die aktuelle Situation zeigt: Digitalisierung ist möglich. Fehlte vorher schlicht der Wille?
Vielleicht auch etwas der Mut. Mit Krisen gehen ja bekanntlich immer Chancen einher. Manchmal muss sich der Druck erhöhen, um neue Wege zu gehen und etwas auszuprobieren. Das Potenzial, dass die Digitalisierung bietet, ist immens, war bisher aber regelrecht aufgestaut. Nun löst sich dieser Stau und wird die Art und Weise, wie wir interagieren und zusammenarbeiten, nachhaltig verändern. Dabei unterstützen wir.

 

Wobei jetzt vermutlich nicht der richtige Zeitpunkt für größere Investitionen ist.
Natürlich ist er das. Es gibt keine Alternative als sich in Krisenzeiten zu wandeln. Alles andere wäre Stillstand. Genau das erleben wir ja gerade. Geld muss grundsätzlich fließen. Und letztendlich ist es auch ein Irrglaube, dass neue digitale Lösungen immer mit großen Investitionen verbunden sein müssen. Gerade, wenn man neue Ideen ausprobiert und am Markt testet, reichen schon kleinere Budgets für einen ersten Prototypen. Hier können wir in Deutschland noch viel von anderen Ländern wie Israel, den USA oder dem Baltikum lernen.

 

Ist das ein Grund, warum Ihre alphaX Digital Services einen Sitz in Tallinn hat?
Estland ist tatsächlich sehr weit vorn in Sachen Digitalisierung, insbesondere in der Verwaltung. Das inspiriert uns. Steuererklärung, Behördengänge, Finanzgeschäfte, selbst der Gang zum Notar funktioniert digital. Von einem solch dynamischen Umfeld profitieren wir als alphaX natürlich und damit am Ende des Tages auch unsere Kunden.

 

Mit welchen Dienstleistungen unterstützen Sie Ihre Kunden?
Wir unterstützen unsere Kunden bei allen Digitalisierungsfragen – egal ob FinTech, Mittelstand oder Konzern. Unternehmen stehen immer vor der grundlegenden Frage: selber machen oder einkaufen? Jedes Unternehmen, jeder Unternehmer ist anders. Entsprechend individuell sind unsere Dienstleistungen. Wir beraten, „leihen“ auch schon mal ganze Teams an Kunden aus oder übernehmen in enger Abstimmung mit dem Auftraggeber die Entwicklung mobiler Apps und Web Applikationen.

 

Ist nicht aber die Finanzbranche bei Digitalisierungsthemen insgesamt schon sehr weit vorn?
Dem kann ich nur eingeschränkt zustimmen. In vielen Bereichen haben Sie Recht. Bei der Interaktion mit Kunden gibt es jedoch immenses Potenzial. Aus meiner Sicht fehlt das Gespür für sozio-ökonomische Veränderungen. Auch hier müssten Finanzinstitute mutiger werden und auf Basis der technologischen Möglichkeiten Neues ausprobieren. Das gilt übrigens branchenübergreifend. Wir nutzen in Deutschland das Digitalisierungspotenzial nur halbherzig.

 

Haben Sie ein Beispiel, wie die Finanzwelt auf die veränderten Kundenanforderungen reagieren kann?
Das zeigt die von uns auf Basis der Blockchain-Technologie entwickelte Plattform heymate sehr gut. Vereinfacht ausgedrückt, haben wir dort den Handschlag, mit dem Unternehmer seit jeher Geschäfte machen, digitalisiert. Oder die 220 Bank, eine mobile Banklösung speziell für Influencer mit besonderen Features wie etwa dem digitalen Bankberater für Anlageentscheidungen und persönliches Accounting. Wir glauben an die API-Economy und daran, dass Firmen über geeignete Schnittstellen Teile verschiedener Produktlandschaften kombinieren und auslagern können. Natürlich ist die IT-Sicherheit dabei stets Basis von allem, was wir tun und gerade in der Finanzbranche extrem wichtig. Dennoch dürfen Entscheider nicht vergessen, dass die heranwachsende Generation neuer Kunden genau solche Features kennt und sich wünscht.

 

 

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