Erfolgsmodell sucht Unterstützung!

Etwa 100.000 Familienunternehmer suchen pro Jahr einen Nachfolger – viel Potenzial für Gründer.
Illustration: Dirk Oberländer
Claudia Behrend Redaktion

Im arabischen Doha ist man zufrieden. Im Oktober wird mit 200 Gästen die in nur zwei Jahren gebohrte und gebaute 111 Kilometer lange Tunnelröhre für die neue Metro der Hauptstadt des arabischen Emirats Katar gefeiert. Zum Einsatz kamen dabei Tunnelbohrmaschinen von Herrenknecht. Das Familienunternehmen aus dem badischen Schwanau ist Weltmarktführer in der maschinellen Tunnelvortriebstechnik.

Ob Prothesen, Kompressoren oder eben Tunnelbohrmaschinen – es sind oft deutsche Familienunternehmen, die in ihrem Segment globale Marktführer sind. Der Öffentlichkeit sind diese „Hidden Champions“ zwar nicht immer bekannt, sie werden allerdings Deutschland in diesem Jahr erneut zum Exportweltmeistertitel verhelfen. Denn zur Prognose des Ifo-Instituts, ein Überschuss in der Leistungsbilanz von 310 Milliarden US-Dollar, tragen zum Großteil gerade kleine und mittelständischen Unternehmen (KMU) bei.
95 Prozent davon sind Familienunternehmen. Viele erbringen Spitzenleistungen, sie sind beständig und innovativ. Sie beschäftigen zwei von drei Arbeitnehmern, erzielen mehr als 50 Prozent der Wertschöpfung und wirken stabilisierend auf die Wirtschaft. Wegen ihrer regionalen Verankerung entstehen auch in ländlichen Regionen Arbeitsplätze. Familienunternehmen wirtschaften langfristig und wenig riskant, agieren durch kurze Entscheidungswege flexibel und bestehen auch deshalb oft erfolgreich über mehrere Generationen.

Dafür benötigen sie nun allerdings zeitnah geeignete Nachfolger: Jeder sechste mittelständische Unternehmer in Deutschland plant, bis zum Jahr 2018 sein Unternehmen zu übergeben oder zu verkaufen. Das sind etwa 620.000 Unternehmen mit rund vier Millionen Beschäftigten, wie eine aktuelle Studie von KfW Research zeigt. Einfach ist der Generationswechsel für die Unternehmen aufgrund einer Vielzahl von Faktoren jedoch nicht. Ein wichtiger Aspekt ist der demografische Wandel. Zudem sinkt unter anderem aufgrund der guten Arbeitsmarktlage die Zahl der Gründer insgesamt. Das wiederum wirkt sich ebenfalls auf die Anzahl der potenziellen Nachfolger aus. „Im Jahr 2002 gab es noch rund 200.000 Übernahmegründer – 2015 waren es nur 62.000“, sagt Jörg Zeuner,
Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. „Damit gibt es aktuell jährlich etwa dreimal so viele übergabebereite Unternehmer wie Übernahmegründer.“

Die Unternehmensübergabe dennoch erfolgreich zu gestalten, wird folglich immer wichtiger. Umso mehr verwundert es, dass von den Inhabern kleiner und mittlerer Unternehmen, die binnen drei Jahren übergeben wollen, der Studie zufolge bisher lediglich 42 Prozent mit der Nachfolgeplanung begonnen und weitere 22 Prozent noch keine konkreten Pläne haben. Wenn die Übergabe jedoch verzögert wird oder gar scheitert, wirkt sich dies auf Investitionen, die Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze aus. Die Inhaber von KMU müssen deshalb potenzielle Gründer verstärkt dafür begeistern, wie spannend es sein kann, auf ein bestehendes Geschäftsmodell zu setzen, das zur Wertschöpfung und einer prosperierenden deutschen Wirtschaft beiträgt.

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