Das geliebte Statussymbol

Wir Deutschen teilen, was das Zeug hält. Nur beim Dienstwagen wollen wir unsere Privilegien bisher nur zögerlich aufgeben. Fingerspitzengefühl ist gefragt.
Illustration: Agata Sasiuk
Julia Thiem Redaktion

Besitz war gestern, heute wird geteilt – das Sofa, die Musik und sogar des Deutschen liebstes Auto. Laut Umfragen der Unternehmensberatung PwC hat bereits mehr als jeder zweite Bürger Sharing-Angebote genutzt. Vor allem in den Städten kann man sich mittlerweile an jeder Straßenecke ein Auto leihen – für den Wocheneinkauf, die Freizeitgestaltung oder auch einfach nur aus Freude am Fahren. Laut fünfter Auflage des EY Carsharing-Barometers in Zusammenarbeit mit der EBS Universität waren Anfang 2016 bereits 1,26 Millionen Nutzer in Deutschland bei verschiedenen Carsharing-Anbietern registriert.


Doch kann dieses für die private Nutzung so erfolgreiche Modell auch auf die Fahrzeugflotten von Unternehmen übertragen werden? Schließlich suchen diese schon lange händeringend nach einer Möglichkeit, den immensen Kostenblock Fuhrpark reduzieren zu können. Das Carsharing-Barometer von EY suggeriert jedoch, dass Corporate Carsharing noch nicht sonderlich populär ist. Nur einem Fünftel der befragten 1.000 Berufstätigen war Corporate Carsharing überhaupt ein Begriff.


Den Grund hierfür sieht die Studie in der starken Konkurrenz des Dienstwagens. Individuell und zeitlich ohne Einschränkungen verfügbar sei dieser für viele seiner Besitzer eine Herzensangelegenheit. Zwei Drittel der Dienstwagenfahrer legten Wert auf den Besitz ihres Dienstwagens. Selbst wer das Carsharing privat nutzt, misst dem eigenen Dienstwagen hohe Bedeutung zu – auch 57 Prozent der privaten Carsharer ist ihr Dienstwagen wichtig oder sehr wichtig, belegt die Studie. Das heißt: Die positiven Erfahrungen im privaten Carsharing werden nicht ohne Weiteres auf die Corporate-Alternative übertragen.


Dennoch sind Anbieter vom Konzept des Teilens auf Unternehmensebene überzeugt. Der Sprecher der gläsernen VW-Manufaktur in Dresden, Carsten Krebs, sagte beispielsweise kürzlich im Rahmen der Bekanntgabe einer Partnerschaft mit dem Corporate Carsharing-Startup CarlundCarla.de, dass man glaube, dass die Idee des Corporate Carsharings ein Mega-Trend werde. Soll diese Vision wahr werden, ist es aber wohl von entscheidender Bedeutung, wie das Corporate Carsharing in ein bestehendes Mobilitätsangebot eingebunden wird. Als solitärer Baustein, davon ist man auch bei  Deutsche Bahn Connect überzeugt, werde es sich sicher nicht durchsetzen. Dort sieht man das Corporate Carsharing vielmehr als Ergänzung und flexible Kapazitätssteuerung. Dafür sorgen auch moderne Pay-per-use-Abrechnungsmodelle, bei denen der Kunde wirklich nur die tatsächliche Nutzung zahlt. Auch die Einbindung von Elektrofahrzeugen in ein stationsbasiertes Corporate Carsharing-Konzept ist denkbar, da die Standzeiten ideal zum Laden genutzt werden können.


Was die EY-Studie in jedem Fall deutlich macht: Dienstwagenfahrer werden wohl eher mit nichtmonetären Anreizen zu überzeugen sein. Außerdem, so betonen die Studienmacher, bedarf die Einführung eines Corporate Carsharings einer intensiven Planung, bei der weiche Einflussfaktoren ebenfalls berücksichtigt werden müssen. Kurz: Die Integration von Corporate Carsharing als Mobilitätsbaustein ist eine Aufgabe für das gesamte Management im Unternehmen.

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