»Automatisierung und Vernetzung müssen stärker werden«

Deutschland hat eine Chance, bei Mobilitätsthemen zum Vorreiter zu werden, davon ist man bei Q_PERIOR überzeugt und zeigt auf, wie das gelingen kann.
Isabella Geis, Senior Consultant (l.) und Astrid Blechschmidt, Partner und Sector Lead Travel, Transport and Logistics Q_PERIOR (r.)
Q_PERIOR Beitrag

Frau Blechschmidt, insbesondere der Megatrend der Urbanisierung stellt unsere Verkehrsinfrastruktur vor neue Herausforderungen. Sind die mit dem aktuellen Stand überhaupt zu meistern?
Der Investitionsstau, den wir in Deutschland bei unserer Verkehrsinfrastruktur haben, ist erheblich. Daher kommen sowohl die Schiene als auch die Straße an ihre Grenzen. Das zeigt sich in Ballungsgebieten natürlich besonders deutlich, wozu die zunehmende Urbanisierung ihren Beitrag leistet. Die ist allerdings nicht nur Fluch, sondern auch Segen. Die steigende Nachfrage sorgt natürlich für Kapazitätsengpässe. Andererseits ist sie durch den Urbanisierungstrend auch stark gebündelt und an einem Ort zentriert, was die Konzeption passender Angebote erleichtert.

 

In erster Linie muss also in den Ausbau der Infrastruktur investiert werden?
Infrastrukturinvestitionen sind dringend nötig. Und diese berühmte OP am offenen Herzen ist sicher kein leichtes Unterfangen. Es sind aber nicht nur der Druck und die Notwendigkeit, die bestehende Mobilitätskonzepte verändern, sondern auch die vielen Ideen und Initiativen der zahlreichen Start-ups.

 

Ist heute schon klar, welche Start-ups langfristiges Potenzial haben?
Das ist tatsächlich schwer zu sagen. Vor zehn Jahren hat niemand gedacht, dass Busse einmal eine derart hohe Relevanz für den Fernverkehr haben werden. Letztendlich entscheidet der Kunde, was sich durchsetzt und langfristig Bestand haben wird. Er ist es auch, der neue Konzepte fordert.

 

Frau Geis, von innovativen Start-ups einmal abgesehen, gibt es genügend Ideen, wie die Mobilität der Zukunft in Deutschland aussehen könnte?
Die gibt es in der Tat. In den letzten Jahren wurde viel geplant und getüftelt, an zahlreichen Strategien gearbeitet, die in den Schubläden bereit liegen. Da ist das große Thema On-Demand-Mobilität, aber auch Sharing-Konzepte, Mobilitätsstationen oder Erweiterung des öffentlichen Personenverkehrs. Nun steigt der Druck, diese auch umzusetzen. Nur ist die Implementierung oftmals sehr komplex, weshalb sie an vielen Stellen nur zögerlich vorangeht.

 

Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Mobilität der Zukunft?
Eine große und wichtige. Allerdings herrscht hier auch der größte Nachholdbedarf. Das zeigt sich sehr deutlich an der starken Nachfrage, die uns derzeit von einer großen Bandbreite an Kunden erreicht. Denn eine der Stärken von Q_PERIOR ist, dass wir nicht nur die fachlichen Anforderungen verstehen, sondern auch deren Umsetzung in die IT vornehmen. Und genau dieser letzte Schritt ist wichtig, um die Themen heute schnell, effizient und wortwörtlich auf die Straße respektive Schiene zu bringen.

 

Frau Blechschmidt, viele große Hersteller und Dienstleister haben sich zum Ziel gesetzt, künftig DER Mobilitätsanbieter der Zukunft zu werden. Ist das realistisch?
Sie haben recht, dass diese Vision auffällig oft in den Zukunftsplänen großer Hersteller und Dienstleister zu lesen ist. Dabei ist klar, dass es DEN einen Anbieter sicher nicht geben wird. Der Markt wird künftig anders geteilt. Boden macht hier gut, wer es schafft, verschiedene Angebote clever zu kombinieren. Das heißt allerdings auch, sich für andere Mobilitätsanbieter zu öffnen.

 

Was meinen Sie mit öffnen?
Wenn ich als Münchnerin mit dem Zug nach Frankfurt fahre, will ich die Fahrt zum Bahnhof in München nicht über die App der MVV buchen, dann mein Zugticket im DB Navigator vorzeigen, um mir anschließend in Frankfurt angekommen noch die App der VGF runterladen zu müssen. Kunden wünschen sich einfache, transparente und komfortable Lösungen. In vielen Bereichen gibt es solche Kooperationen bereits. Doch Automatisierung und Vernetzung müssen stärker werden. Und an vielen Stellen wächst vielleicht zusammen, was bisher auf den ersten Blick gar nicht zusammenpasst.

 

Frau Geis, was Ihre Kollegin da anspricht, ist die klassische Plattformökonomie. Ist die in der Mobilitätsbranche schon angekommen?
Plattformen sind in unserem Alltag allgegenwärtig. Auch die Mobilitätsbranche hat längst erkannt, dass Mobilitätsplattformen ein zentraler Zugangspunkt zum Kunden sind, wenn sie einen einfachen und komfortablen Zugang zu Mobilität ermöglichen. Diese Plattformen funktionieren insbesondere dann, wenn sie Daten verschiedener Mobilitätsanbieter integrieren. Im goldenen Zeitalter der Daten treten damit aber auch viele neue Fragen auf, die über die technische Integration hinausgehen: Wem gehören welche Daten? Wie sieht eine DSGVO-konforme Übermittlung  aus? Wie wird abgerechnet? Rechtliche und wettbewerbsrelevante Fragen rücken in den Fokus.     

 

Das Auto ist in Deutschland allerdings noch immer das beliebteste Verkehrsmittel. Müssen also erst einmal die Kunden von neuen Mobilitätslösungen überzeugt werden?
Studien zeigen, dass Entscheidungen rund um die eigene Mobilität in der Tat davon abhängen, wie jemand sozialisiert ist. Und Mobilität ist Gewohnheit. Das Gros der Autofahrer ist sicherlich nach wie vor sehr tolerant bei Störungen – sprich Staus – und nimmt diese in Kauf, anstatt ein anderes Verkehrsmittel zu wählen. Wir sehen aber auch, dass gerade in den jüngeren Generationen ein Wertewandel stattfindet. Stichwort Dienstwagen, der zunehmend an Bedeutung verliert. Ein Umdenken und damit ein Umsteigen ist also möglich – insbesondere, wenn von Städten, Gemeinden und Unternehmen entsprechende Anreize geschaffen werden. Ein Beispiel sind Gamification-Apps, welche die Nutzung des ÖPNV belohnen, beispielsweise durch Bonuspunkte. Parkraumbewirtschaftung spielt hier ebenfalls eine
wichtige Rolle.

 

Frau Blechschmidt, Ihre Kollegin sprach gerade Anreize von offizieller Seite an. Braucht es deutlichere Vorgaben von der Regierung?
Fest steht, dass Deutschland aufholen muss – und zwar umgehend. Wir haben die Chance, hier eine relevante Rolle zu spielen. Dafür braucht es eine deutlich klarere Positionierung der Regierung, die Leitlinie für Städte, Gemeinden und Unternehmen sein kann. Nur so kann es gelingen, ehrgeizige Ziele zu erreichen.

 

 

 

www.q-perior.com

 

Travel, Transport and Logistics


Die drei Buchstaben TTL – Travel, Transport and Logistics – stehen bei der international tätigen Business- und IT-Beratung Q_PERIOR für die Mobilität der Zukunft. Denn Mobilität ist nicht nur Grundlage für wirtschaftliche und soziale Aktivität sowie essenzieller Bestandteil unseres Lebens. Sie muss heute gleichzeitig auch kosteneffizient sein – für Reisende und Anbieter. Q_PERIOR berät Städte, Gemeinden und Unternehmen bei der Frage, wie Mobilität heute intelligent und vernetzt gestaltet werden kann. Die erfahrenen Berater sind dabei integrale Schnittstelle zwischen dem fachlichen Bedarf und der IT. Das nämlich ist eine der großen Stärken von Q_PERIOR: Es werden nicht nur Konzepte und Ideen entwickelt, sondern bis zu deren Umsetzung aus einer Hand verantwortet – ein echtes Alleinstellungsmerkmal, das Kunden überzeugt. Mehr als 335 erfolgreiche Projekte hat Q_PERIOR
in den Bereichen Travel, Transport und Logistics bereits umgesetzt.

85 Prozent davon im Kontext der Digitalisierung. 100 Prozent der großen Bahn-Verkehrsunternehmen in der DACH-Region sind Teil des Q_PERIOR Kundenportfolios.

 

 

 

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