Hilfe, mein Finanzberater ist ein Roboter!

Fintechs setzen auf digitale Tools. Sie werden die Vermögensberatung massiv verändern.
Finanzberater
Illustration: Eléonore Roedel
Mirko Heinemann Redaktion

Können Roboter eigentlich mit Geld umgehen? Das ist angesichts der weitreichenden Digitalisierung eine gute Frage. Die Disruption durch internetbasierte Angebote, die bereits gesamte Branchen in ihrer Existenz bedroht – man denke an die Lexikonverlage, die Musikbranche, den Handel, die Ferienwohnungsvermietung oder das Taxigewerbe – wird auch die traditionelle Finanzberatung erfassen. 

 

Dies ist keine ferne Zukunft, sondern schon Wirklichkeit. Denn dass die Finanzberatung angesichts der Umwälzungen der Digitalisierung nicht bleiben wird, wie sie derzeit ist, liegt auf der Hand. Das sagt zum Beispiel Christian Rieck. In seinem Buch „Können Roboter mit Geld umgehen?“ sieht der Professor für Finance und Wirtschaftstheorie an der Frankfurt University of Applied Sciences die Branche im Umbruch: „Anlageentscheidungen sind zahlenorientiert und erfordern damit eine Form von Intelligenz, für die unser Gehirn nicht gut geeignet ist. Computer hingegen wurden genau für derartige Aufgaben geschaffen“, schreibt der Experte für Spieltheorie und die digitale Zukunft der Finanzbranche. Jetzt müssten sie nur noch lernen, mit den Besonderheiten von Menschen umzugehen. „Dann sind sie die viel besseren Anlageberater, als ein Mensch es jemals sein könnte“, so Rieck. 

 

Derzeit noch eine Domäne der Banken und Sparkassen, treten nun Online-Finanzinstitute und Start-ups an, die Finanzbranche umzukrempeln. Diese so genannten Fintechs, von denen es laut BaFin-Schätzung allein in Deutschland etwa 250 gibt, setzen intelligente Maschinen, so genannte „Roboter-Berater“ ein. Sie werden in Zukunft immer größere Teile der Finanzberatung übernehmen. So wie bereits bei vielen Aktienfonds Computer entscheiden, welcher Wert ins Portfolio gelangt, werden in Zukunft Algorithmen auch die Zusammenstellung eines Anlegerportfolios übernehmen können. Christian Rieck prognostiziert zwei große, durch Algorithmen gesteuerte Trends: zum einen eine rein durch Finanzdaten gesteuerte Finanzberatung, zum anderen eine Finanzberatung, die auch auf das kollektive Wissen zurückgreift, indem sie etwa die Sozialen Medien im Internet einbezieht. 

 

Rieck vergleicht Kompetenzen von Maschinen und Robotern auf verschiedenen Feldern, die für die Finanzberatung wichtig sind und kommt zu dem Schluss: Schon 2030 wird der maschinelle Finanzberater dem menschlichen weit überlegen sein. Roboter werden in Zukunft Aktieninformationen erstellen, mit Kunden chatten und die besten Chancen errechnen. Sie sind unbestechlich und dabei kostengünstig. 

 

Doch wie müssen Banken, Versicherungen und freie Berater jetzt reagieren? „Berater sollten so wenig wie möglich mit den Beratungsalgorithmen konkurrieren und sollten sie stattdessen möglichst sinnvoll ergänzen“, so Rieck. „In den kommenden Jahren werden die Algorithmen sicherlich noch nicht gut darin sein, Empathie zu entwickeln, und sie werden weniger kreativ sein. Ein guter Berater sollte sich daher auf diese Punkte spezialisieren und zugleich die Beratungsalgorithmen aktiv einsetzen.“ Er vergleicht diese mit Handwerkern: „Wir sind dann in einer ähnlichen Situation, wie wenn ein Handwerker bessere Maschinen an die Hand bekommt und damit selber viel produktiver wird.“ Menschliche Berater werden also niemals überflüssig. Sie werden sich aber stärker auf das Menschliche besinnen und ihren Kunden dort zur Seite stehen müssen, wo Empathie und Vertrauen gefragt sind.  

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