Geld verdienen im Schlaf?

Angesichts des rasanten technologischen Wandels werden alternative, aus dem Wertpapierhandel generierte Einkommen zunehmend interessanter. Aber was können sie tatsächlich leisten?
Illustration: Josephine Warfelmann
Illustration: Josephine Warfelmann
Juliane Moghimi Redaktion

Wenn es um die Zukunft der Arbeitsmärkte geht, bestimmt vor allem ein Begriff die Diskussion: Digitalisierung. Er steht dafür, dass die Arbeitswelten immer vernetzter und komplexer, gleichzeitig jedoch auch ungleich effizienter werden. Droht damit Millionen von Menschen die Arbeitslosigkeit?

Noch, so zeigen aktuelle Erhebungen des Bundesamtes für Statistik, macht sich der Megatrend Digitalisierung zumindest zahlenmäßig nicht bemerkbar: Deutschland hat derzeit so viele Beschäftigte wie noch nie zuvor. 44,3 Millionen waren es laut Destatis 2017, in diesem Jahr werden es erstmals über 45 Millionen sein. Aber diese Ruhe ist aus zwei Gründen trügerisch. Zum einen gibt es auch deutlich mehr Teilzeitbeschäftigte als früher, sodass viele Stellen auf mehrere Personen aufgeteilt sind. Zum anderen laufen all jene, die nicht ausreichend für den digitalen Wandel qualifiziert sind, Gefahr, dass sie früher oder später den Anschluss verlieren.

Grund zur Panik besteht ganz sicher nicht, wohl aber Anlass, sich über alternative Einkommensquellen Gedanken zu machen. Dies gilt auch vor dem Hintergrund, dass in vielen Branchen die Löhne derzeit kaum steigen. Es lohnt sich daher gerade jetzt, auf die Wertpapiermärkte zu schauen: Denn die dort gehandelten Produkte bieten verschiedene Modelle, um zusätzliches Einkommen zu generieren.

Dividenden: Zahltag für die Anleger

Wenn jetzt im Frühjahr die alljährliche Dividenden-Hauptsaison startet, schütten die börsennotierten Unternehmen wieder weltweit ihre Überschüsse aus. Für die Anleger ist dann quasi Zahltag: Sie erhalten ihren Anteil am Unternehmensgewinn. Gerade in Zeiten, in denen es an den Börsen eher verhalten zugeht und größere Kursgewinne auf sich warten lassen, kann die Dividende zum entscheidenden Faktor werden – wenn man denn in entsprechend dividendenstarke Wertpapiere investiert hat.

Ermittelt wird die Dividenden-Rendite, indem die ausgezahlte Dividende durch den aktuellen Aktienkurs geteilt und dann mit 100 multipliziert wird. Der errechnete Betrag wird dem Anleger pro Aktie direkt ins Depot gebucht. Dabei sind weder ein anhaltendes Kurswachstum noch die Zugehörigkeit des Unternehmens zu einem renommierten Index Garanten für ein gutes Zusatzeinkommen: So bewegen sich beispielsweise beim DAX die Dividenden-Renditen für 2018 zwischen 0,6 Prozent (ThyssenKrupp) und 8,5 Prozent (RWE AG St). Die Commerzbank schüttet in diesem Jahr überhaupt keine Dividende aus.

Unverzichtbar: Der Blick über den Tellerrand

Die Orientierung auf die Dividenden ist eine eigene Anlagestrategie, die einige Vorteile mit sich bringt. Abgesehen davon, dass sie auch bei Seitwärtsbewegungen im Markt attraktive Renditen bringen kann, ermöglicht sie ein entspanntes Abwarten jenseits der täglichen Kursschwankungen.

Dennoch sollten Dividenden-Anleger stets auch das große Ganze im Blick behalten, denn die beste Dividende nützt nichts, wenn sie sich als Strohfeuer entpuppt. Damit ein Unternehmen nachhaltig Dividenden ausschütten kann, muss es wirtschaftlich gesund sein. Experten sprechen von Dividenden-Aristokraten: Unternehmen, die ihre Dividende Jahr für Jahr steigern oder zumindest stabil halten. Eine plötzlich sehr hohe Dividenden-Rendite wiederum kann unter Umständen ein Hinweis darauf sein, dass die Aktien des Unternehmens eingebrochen sind. Denn aus der Art der Berechnung (Gewinn geteilt durch Aktienkurs mal 100) folgt, dass eine niedrigere Aktie die Rendite steigen lässt.

Um mit Dividenden Geld zu verdienen, ist es nicht zwingend nötig, Aktien zu kaufen. Es gibt auch Dividendenfonds, die darauf spezialisiert sind, in Aktien mit überdurchschnittlichen Dividenden-Renditen zu investieren. Eine dritte Möglichkeit sind Index-Zertifikate, mit denen man ebenfalls von den Dividenden der gelisteten Unternehmen profitiert. Allerdings spiegeln Zertifikate auch sämtliche Kursbewegungen des Index wider, je nach Art zum Teil auch stark potenziert.

Viele Einkommensquellen in einem: Multi-Asset-Income-Funds

Anleger, denen es zu wenig ist, auf die jährliche Gewinnausschüttung zu warten, haben auch andere Möglichkeiten, Einkommen zu generieren. Als Klassiker dürfen hier Anleihen gelten, bei denen der Investor dem Unternehmen sein Kapital überlässt, ohne jedoch Unternehmensanteile zu erwerben. Im Gegenzug werden ihm Zinsen ausgezahlt, die je nach Modell fest oder variabel sein können. Weil jede der verschiedenen Einkommensarten Vor-, aber auch Nachteile hat, hat es sich bewährt, ganz im Sinne der Diversifikation auch verschiedene Einkommensquellen zu kombinieren.

Hier kommen die Multi-Asset-Income-Funds ins Spiel. Als Mischfonds sind sie sehr flexibel und können sich – zumindest theoretisch – auf jede Situation am Markt einstellen: Die enthaltenen Aktien sorgen dafür, dass bei Kursgewinnen Geld fließt, Derivate wandeln Kursverluste in Renditen um, Anleihen kommen in Zeiten steigender Zinsen zum Tragen. Die Erträge aus den Fonds werden regelmäßig an die Anleger ausgeschüttet und stellen somit ein relativ planbares zusätzliches Einkommen dar.

Damit das Konzept aufgeht, müssen diese Fonds jedoch klug gemanagt werden. Je nach aktueller Entwicklung am Markt gilt es, die Gewichtung der einzelnen Assetklassen anzupassen. Wer nicht bereit ist, in dieses Management zu investieren, wird hier auf keinen grünen Zweig kommen, denn Chancen und Risiken müssen immer wieder neu austariert werden. Daran ändern auch die fest zugesagte Rendite und Auszahlung nichts, denn wenn der Fonds nicht genug Überschüsse erwirtschaftet, müssen diese aus der Fondssubstanz entnommen werden. Professionelle Fondsmanager werden es jedoch nicht so weit kommen lassen, sondern so arbeiten, dass in Wachstumsphasen ausreichend Puffer angelegt werden.

Anleger, die die Kosten für die aktiv gemanagten Multi-Asset-Income-Funds scheuen und bereits tiefer in der Materie stecken, können sich alternativ auch verschiedene ETFs nach den Mustern der Multi-Asset-Income-Funds zusammenstellen.

 

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