Mehr Digitalisierung wagen

Die Redaktion befragt Akteure zu den Herausforderungen in ihren Branchen.
August 2018 Capital Finance 4.0

»Die Zukunft liegt in Big Data«

David Grimm Berater im Fachbereich FinTech beim Bundesverband der Dienstleister für Online Anbieter e.V. (BDOA)

Die digitale Entwicklung macht auch vor den Banken nicht halt. Hierzulande fällt es den Instituten sehr schwer, die neuen Geschäftsmodelle zu verstehen und alte gewachsene Systeme auf einen aktuellen Stand zu bringen. Dies birgt Chancen für Drittanbieter, innovative Finanzdienstleistungen anzubieten, die die modernen Möglichkeiten der Datenverarbeitung ausschöpfen. Neben der Erkennung und Verarbeitung von Daten werden Algorithmen uns künftig helfen, unser eigenes Konsumverhalten zu verstehen und unser Ausgabenprofil anzupassen. Auch wird das Smartphone bei der Bezahlung künftig eine größere Rolle einnehmen. Fintechs sehen sich allerdings vor allem durch die Bürokratie hierzulande herausgefordert. Die Zukunft liegt in Big Data und der immer besseren Verarbeitung dieser Daten. Diesen Datenfluss reduzieren oder unterbinden zu wollen, kann nicht zu einer gelungenen Digitalisierungsstrategie gehören.

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August 2018 Capital Finance 4.0

»In der Fondsbranche ist der technische Fortschritt enorm.«

Thomas Richter Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband Investment und Asset Management e.V. (BVI)

Während die Öffentlichkeit seit ein paar Jahren intensiv über Fintechs und Digitalisierung spricht, digitalisiert sich die Fondsbranche seit nunmehr 20 Jahren. Die regulatorischen Vorgaben haben diesen Wandel noch verstärkt: Heute betreffen die Berichtspflichten nicht nur die KVGs, sondern auch deren Kunden. Gerade im institutionellen Geschäft mit Versicherungen und Pensionskassen ist der technische Fortschritt enorm. Die Digitalisierung betrifft das tägliche Geschäft entlang der gesamten Wertschöpfungskette; Vertrieb, Portfoliomanagement und Abwicklung. Dennoch denkt jeder beim Thema Digitalisierung zunächst an die neuen Angebote im Endkundengeschäft. Sie sind eine Chance für die Branche, sich die junge Kundengeneration zu erschließen. Fakt ist aber auch: In einem regulierten Markt wie dem Fondsmarkt lenken auch Vorschriften die Nachfrage. Gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen etablierten analogen und neuen digitalen Dienstleistungen sind deshalb unerlässlich.

www.bvi.de

August 2018 Capital Finance 4.0

»Wir müssen mehr Digitalisierung wagen.«

Patrik Maeyer Leiter Betriebstechnik Digitalisierung und IT beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV)

Die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung halten immer mehr Einzug auch in die täglichen Abläufe von Versicherungsunternehmen. Automatisierte Verfahren und damit schnellere Prozesse und noch besserer Service finden ihren Weg von Teilprojekten und Prototypen in die Kernanwendungen der Versicherer. Doch um die Potenziale auch produktiv nutzen z u können, müssen Unternehmen genüge nd Spielraum für Innovation haben. Versicherer arbeiten seit jeher mit vielen Daten: Um Produkte zu entwickeln oder Risiken zu bewerten sind umfassende Datenanalysen erforderlich. Gleichzeitig sind sich die Unternehmen ihrer Verantwo rtung im Umgang mit zum Teil sensi belsten, persönlichen Daten sehr bewusst. Effizientere Prozesse, digitale Kommu nikationswege und automatisierte Ver fahren sollten aber nicht durch techno logiefeindliche Regelungen erschwert werden. Nur dann können Versicherer die technischen Potenziale der Digitalisierung zum Vorteil ihrer Kunden auch ausschöpfen.

www.gdv.de