DEN KUNSTKANON NEU KALIBRIEREN

Die Berliner Ausstellung Foreign Affairs zeigt fünf aufstrebende, internationale Künstlerinnen.
Performance Still 2018 SENTIENT PAINTING Romana Londi
Sara Karayusuf Isfahani Redaktion

Ein Rahmenprogramm aus Panel Talks und Workshops widmet sich dem Thema „Women in Art“ und bietet eine Plattform für Künstler, Sammler und Akteure aus den Bereichen Mode, Technologie und Entrepreneurship.

 

Wie das Künstlerkollektiv Guerilla Girls bereits in den 1980er-Jahren kritisch anmerkte: In den Museen der Welt treffen wir auf Frauen vor allem in Gestalt weiblicher Musen, als weibliche Künstler sind sie dagegen kaum präsent. Daran hat sich bis heute nur wenig geändert. Lediglich drei Frauen finden sich unter den 30 nach Auktionsumsätzen weltweit höchstgehandelten Künstlern, wie die Plattform Artprice für das Jahr 2017 ermittelte.


Allerdings gilt dies nicht unbedingt für die jüngere Generation. Hier scheint sich der berüchtigte Gender Gap langsam zu schließen. Im Jahr 2018 waren im selben Artprice-Bericht unter den Top-5-Künstlern bereits drei Frauen vertreten. Die Anerkennung für Künstlerinnen steigt, ebenso das Preisniveau ihrer Werke. Erleben wir also doch einen Umschwung?


Es besteht kein Zweifel: „Women in Art“ ist längst zum geflügelten Wort geworden. Die Frage ist nur: Inwieweit führen die aktuelle Stimmung, der vielerorts gezeigte gute Wille und die Absichtserklärungen tatsächlich zu einem nachhaltigen Paradigmenwechsel?


Auf Initiative von in|pact-Mitgründerin Sara Karayusuf-Isfahani und co-kuratiert von Lorena Juan aus dem Team der Berliner Sammlung Boros, stellt die Ausstellung Foreign Affairs fünf aufstrebende, internationale Künstlerinnen und deren Positionen vor. Ein Bindeglied in diesen sehr unterschiedlichen Zugängen zur Kunst ist die geteilte Erfahrung der Internationalität: alle Künstlerinnen leben und arbeiten außerhalb ihrer Heimatländer,für alle spielt Berlin einen wichtige Rolle in ihren Karrieren.


Romana Londi (Italien), Beatriz Morales (Mexiko), Tomoko Mori (Japan), Leila Pazooki (Iran) und Fette Sans (Frankreich) – Künstlerinnen, die allesamt international aktiv und teilweise bereits of großen Kunstmessen vertreten sind, repräsentieren ein breites Spektrum an Medien, künstlerischen Sichtweisen und konzeptionellen Umsetzungen. Politischer Subtext findet dabei in dieser Auswahl ebenso Platz wie das ästhetisierende Spiel mit konsequenter Abstraktion von Farben und Materialien.


Foreign Affairs will einen Perspektivwechsel ermöglichen. Es soll darum gehen, den Kunstkanon neu zu kalibrieren, und den Markt, der nach wie vor von einem Überschuss an Männern geprägt ist, in eine neue Balance zu bringen, eine Balance, die vor allem auf Qualität und Substanz fußt, anstatt in strukturellen Diskursen zu Fragen der Gleichberechtigung  verhaftet zu bleiben.


Die Ausstellung eröffnet am 25. April, als erste Veranstaltung von art perspectives, einer neuen Modern-Culture-Plattform. Ziel des neuen Formats ist es, Kunst jenseits des klassischen Galeriemodells zu präsentieren. Art perspectives bietet vielfältige Möglichkeiten zum Austausch zwischen aufstrebenden und etablierten Künstlern, erfahrenen Sammlern und interessierten, vielleicht auch erstmaligen, Kunstkäufern und Akteuren aus den Bereichen Mode, Technologie und Entrepreneurship.


Die Ausstellung Foreign Affairs, das Magazin das Sie in Händen halten, sowie das art perspectives Rahmenprogramm mit Panel Talks, Galerie-Rundgängen und Sammlerworkshops, bilden zusammen eine vielschichtige, integrative Plattform, die über Berufs- und Rollengrenzen hinweg einen substanziellen, inspirierenden Austausch ermöglichen soll.

 

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