Sauber, sauber, lieber Vorstand?!

Technik und Konzepte für nachhaltige Fuhrparks sind längst vorhanden. Allein die Mitarbeiter vieler Firmen setzen weiter auf PS.
Carsharing
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Axel Novak Redaktion

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka betankt ihren Dienstwagen mit synthetischem Diesel, das Fahrzeug von Bremens Stadtoberhaupt ist im Ranking der Länderchefs das mit dem niedrigsten CO2-Ausstoß: Beim Fuhrpark hat das Thema Nachhaltigkeit an Gewicht gewonnen. Abgesehen von den bayerischen Ministern setzen immer mehr Firmen und Behörden auf nachhaltige Fahrzeugparks. Grund: 19 Prozent  der Kohlendioxidemissionen weltweit stammen aus der Verkehrsbranche. Moderne Technik und intelligente Flottenkonzepte können den Ausstoß verringern.


Die Bundeswehr beispielsweise lässt eine der größten Dienstwagenflotten Deutschlands privat betreuen und hat den Schadstoffausstoß durch modernere Fahrzeuge und eine höhere Auslastung um 36 Prozent seit 2002 senken können. ­Dafür ist Deutschlands Armee von der Deutschen Umwelt­hilfe (DUH) mit einer grünen Karte ausgezeichnet worden. Die DUH hat diese positive Entwicklung im deutschen Flotten­management längst dokumentiert: Der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Unternehmensflotten ist von 156 Gramm pro Kilometer 2011 auf 138 Gramm pro Kilometer 2014 gesunken.


Hintergrund dieses Trends ist meist nicht die Liebe zur Natur, sondern Image- und Kostenüberlegungen. Nachhaltigkeit spart Energie und Kapitalkosten. Sparsamere Fahrzeuge mit moderner Technik verbrauchen in der Regel weniger Treibstoff. Die durchdachte Auswahl von Fahrzeugen und ihrer Einsätze führt dazu, dass die Auslastung steigt. Mit solchen Aspekten können viele Unternehmen ihre eigene Nachhaltigkeitsstrategie stärken. Da noch dazu immer mehr Firmen das Management ihres Fuhrparks an externe spezialisierte Dienstleister vergeben, besteht hier die Chance, weitere Effizienzeffekte zu erzielen. Auch im bestehenden Fuhrpark ist die Umweltbilanz steigerbar. Leichtlaufreifen und -öle vermindern den Kraftstoffverbrauch. Schulungen in spritsparender Fahrweise senken bei Logistikunternehmen den Treibstoffverbrauch um bis zu zehn Prozent. Software und telematische Anwendungen schließlich machen die Einsätze effizienter.


Überhaupt stellen sich mittlerweile viele Flottenmanager die Frage, ob Bedarfsspitzen nicht zum Beispiel durch Car­sharing aufgefangen werden können? Nach Untersuchungen der Unter­nehmensberater von Roland Berger wird dieser Markt bis 2020 voraussichtlich um 30 Prozent jährlich wachsen. Viele neue Geschäftsmöglichkeiten im Business-to-Business-­Bereich könnten hier entstehen und den Ausbau eigener Flotten verringern. Und zu guter Letzt bieten sich vor allem in Ballungszentren Transportmittel wie Fahrräder oder öffentliche Verkehrsmittel an. Angesichts langer Staus und Engpässe in der städtischen Infrastruktur haben sie längst den Ruch des Alternativen verloren.


Technik und Konzepte für nachhaltige Fuhrparks stehen also. Nur um eines ist es in Deutschland nicht so gut bestellt, um die Motivation der Mitarbeiter. „Das Bekenntnis zum Umweltschutz und das Handeln klaffen weit auseinander“, hat Michael Müller-Görnert vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) festgestellt. PS steht immer noch für Prestige. Und so lange die Firma den Sprit zahlt, kann man auf der Autobahn mit gutem Gefühl das Gaspedal durch­treten.

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