Mehr Power

Eine steigende Zahl von Ladepunkten und leistungsstärkere Batterien machen die E-Mobility endlich alltagstauglich.
Andrea Hessler Redaktion

Es war knapp, aber letztlich sprintete die Katze an den Konkurrenten vorbei. Auf dem Genfer Autosalon 2019 wählten 60 Autojournalisten aus 23 Ländern den Elektro-SUV Jaguar I-Pace zum Auto des Jahres. Eine Auszeichnung, die in den 35 Jahren seit der erstmaligen Auslobung des Preises nur zweimal der Schwestermarke Rover zuteil geworden war. Und das ist schon ziemlich lange her.


Umso erstaunlicher, dass auch die PS-Aficionados der Autopresse nun in Richtung sauberes Fahren umschwenken. E-Mobilität, das beweisen Modelle wie die Flitzer von Tesla und der E-SUV von Jaguar, ist inzwischen dank elegantem Design, hoher Leistungskraft von mehreren hundert Pferdestärken und steigender Reichweite der Batterien eine echte Alternative zu Benziner und Diesel. Bald werden, so die erklärten Ziele von Politik und Industrie, die geräuscharmen Gefährte in allen Typen- und Preisklassen auf deutschen Straßen unterwegs sein.

 

Das Reichweitendilemma

 

Anfang 2019 war deren Zahl hierzulande mit rund 80.000 Fahrzeugen noch vergleichsweise gering. Bisher scheiterte die Entscheidung vieler Interessenten beim Kauf oft an der Tatsache, dass ein Ladevorgang deutlich weniger Strecke ermöglicht als eine Tankfüllung. Zudem kostet in der Anschaffung von E-Autos Reichweite echtes Geld; Kleinwagen für unter 30.000 Euro schaffen gerade mal 200 bis 300 Kilometer, während man für Autos mit 400 oder 500 Kilometern Reichweite schnell 50.000 bis 100.000 Euro los wird. Und im realen Betrieb erzielen E-Autos meist nur zwei Drittel der offiziell verkündeten Reichweite. Wer zum Beispiel drauflos brettert und dabei noch die Klimaanlage laufen lässt, findet sich unter Umständen schneller als gedacht saft- und kraftlos am Straßenrand wieder.


Trotzdem sind E-Autos für viele Nutzer europaweit inzwischen eine echte Alternative. Das hat der Leasing-Spezialist LeasePlan in seiner Untersuchung herausgefunden, die er in 22 europäischen Ländern zum Thema Electric Vehicles (EV) durchgeführt hat. Laut seinem EV Readiness Index sind Norwegen, die Niederlande und Schweden aktuell die drei Länder, die auf die Umstellung auf Elektrofahrzeuge am besten vorbereitet sind – dicht gefolgt von Deutschland auf Platz 6 (siehe Kasten).


Zahl der Ladestellen wächst

 

Auch das Stromzapfen macht Fortschritte. Rund 8740 Ladepunkte verzeichnet aktuell die Liste der Bundesnetzagentur. Die ist aber bei weitem nicht vollständig. Dort sind nur die Ladepunkte aufgeführt, die den Anforderungen der Ladesäulenverordnung (LSV) genügen und deren Betreiber einer Veröffentlichung zugestimmt haben. Tatsächlich gibt es also weitaus mehr Ladestellen. So meldete der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), dass in den ersten Monaten des Jahres 2019 die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte für Elektrofahrzeuge in Deutschland deutlich gestiegen sei. Ende März sollen es 17.400 gewesen sein. Noch spielen Großstädte wie Berlin und Hamburg hierbei eine Vorreiterrolle. Bei den Flächenländern liegen Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg vorn.


Bis zum Jahr 2020 soll es bundesweit 28.000 Normalladepunkte und 7.000 Schnellladepunkte geben. Für schnell steigende Zahlen spricht, dass immer mehr Unternehmen ihren Mitarbeitern und Kunden das Stromtanken ermöglichen. An den Säulen können ladeberechtigte Nutzer automatisch identifiziert werden, ihre Verbräuche lassen sich individuell zuordnen und abrechnen. Auch der Einzelhandel kann mit eigenen Ladestellen, an denen mit Kundenkarte, Gutschein oder Stromvertrag bezahlt wird, einen zusätzlichen Service bieten. Große Anbieter sind zudem Energieversorgungsunternehmen und Tankstellen. Und das Strom-Tanken wird immer bequemer: Über Smartphone-Apps können sich Nutzer von Elektroautos an Ladestationen unterschiedlicher Anbieter ganz einfach freischalten.

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