Lichttechnologie als Raumversteher

Dass Disruption auch eine große Chance sein kann, zeigt Osram. Eine Metamorphose vom Leuchtmittelhersteller zum Software-Unternehmen.
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100 Jahre lang hat man ein gutes Produkt, ein solides Geschäftsmodell, auskömmliche Umsätze und sich bei den Konsumenten einen respektablen Namen erarbeitet. Und dann ist alles anders. Eine neue Technologie, eine Gesetzesänderung und Altes, Bewährtes muss weichen. Das ist Disruption und viele Unternehmen, ja sogar ganze Branchen erleben immer deutlicher, welches Ausmaß Wandel annehmen kann – im Negativen wie im Positiven. Osram ist ein solches Beispiel. Fragt man Menschen auf der Straße, was sie mit dem Namen Osram verbinden, hallt es einem unisono „Glühlampe“ entgegen. Das war auch die längste Zeit der 111-jährigen Firmengeschichte so, bis das LED-Licht kam und klassische Leuchtmittel von vielen Regierungen verboten wurden. „Zunächst einmal haben solch weitgreifende Transformationen selbst für ein Traditionsunternehmen wie Osram massive Auswirkungen. Man steht an einem Scheideweg und die Frage, die es zu beantworten gilt, lautet dann: Wollen wir verharren und warten, was passiert, oder die Zukunft des Unternehmens neu gestalten“, bringt es Thorsten Müller, Innovationschef bei Osram, auf den Punkt.
 

Neue Wege beginnen oft mit Einschnitten


Bei Osram hat man sich dafür entschieden, den zukünftigen Unternehmenserfolg auch weiterhin in die eigene Hand zu nehmen und hat dafür einen radikalen Weg gewählt. 2017 hat sich der Konzern von seinem größten Geschäftsfeld, dem Lampengeschäft, getrennt. „Der Verkauf des Lampengeschäfts hat uns den notwendigen Spielraum verschafft, den es braucht, um sich neu zu erfinden. Auf der anderen Seite haben wir uns von rund 40 Prozent unseres Umsatzes getrennt und etwa ein Drittel unserer Mitarbeiter sind mit dem Verkauf zu einem neuen Arbeitgeber gewechselt. Das war ein deutlicher Einschnitt“, erinnert sich Müller.

Seitdem ist viel passiert und Osram hat sich mit technologisch anspruchsvollen Geschäftsfeldern neu aufgestellt. Da wäre zunächst das Halbleitergeschäft, in dessen Rahmen Osram auch mit Infrarot- und Lasertechnologien beispielsweise die Zukunft des autonomen Fahrens vorbereitet. Ein weiteres Segment umfasst das Thema Spezialbeleuchtungen unter anderem für die Industrie, Fahrzeugscheinwerfer aber auch große Showveranstaltungen. Und hinzu kommt noch die Allgemeinbeleuchtung. Hier wandelt sich Osram gerade vom einstigen Leuchtmittelhersteller zum echten Software-Konzern, wie Müller erklärt: „Es gibt zwei wesentliche Merkmale, die Lichtinfrastruktur auszeichnen. Zum einen ist sie in jedem Raum eines jeden Gebäudes verbaut. Zum anderen sitzt sie stets strategisch ideal platziert an der Decke, sodass man von dort aus der Vogelperspektive Räume gut überblicken kann. Diese beiden Eigenschaften haben wir uns zu Eigen gemacht und unsere LIGHTELLIGENCE-Plattform entwickelt.“
 

Offen gestaltete Plattform mit unzähligen Möglichkeiten


Auf der diesjährigen Messe Light +Building hat Osram seine neue Plattform für das Internet der Dinge zum ersten Mal vorgestellt. Die Besonderheit von LIGHTELLIGENCE: Osram nutzt das Erfolgsrezept der offenen Plattformökonomie. Somit müsse das Rad nicht immer neu erfunden werden, wenn es um die Entwicklung einer Applikation für die Licht- und Gebäudetechnik geht, betont Müller: „Anwender unserer offenen Plattform können eine vollentwickelte Infrastruktur nutzen, ohne sie selbst aufbauen oder warten zu müssen. Ein Smartphone an sich bietet seinen Nutzern auch keinen sonderlich großen Mehrwert. Es sind die unzähligen Apps, auch von Drittanbietern, die das Smartphone heute unentbehrlich machen. Dieses Prinzip verfolgen wir auch mit LIGHTELLIGENCE.“

Ein Konzept, das offensichtlich ankommt – die Resonanz auf LIGHT-ELLIGENCE sei durchweg positiv und es sei bereits in kurzer Zeit gelungen, Partner für die IoT-Plattform zu gewinnen. „Vor allem der Mittelstand zeigt großes Interesse an einer Partnerschaft mit LIGHTELLIGENCE“,berichtet Müller.

 

Anwendungsbeispiele überzeugen Kunden
 

Das Interesse potenzieller Partner an der Osram-Plattform ist sicher auch deshalb so groß, weil die Anwendungsbeispiele von LIGHTELLI-GENCE basierten Apps so vielschichtig sind und den Kunden einen echten Mehrwert bieten, weiß Müller: „Denken Sie beispielsweise an die Beleuchtung eines Hochlagers. Unsere App weiß, wann die Gabelstapler welches Regal ansteuern und kann dieses dann gezielt beleuchten. Das spart Energiekosten. Wir können mit unseren Sensoren und den daraus generierten Daten jedoch noch einen Schritt weiter gehen – etwa Gabelstaplerfahrer mit einem Lichtsignal warnen, wenn an einer uneinsichtigen Kreuzung Querverkehr kommt. Und anhand der Daten können wir sagen, welche Teile des Lagers nur äußerst selten angesteuert werden, sodass der dortige Bestand überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht werden kann. Das bedeutet, vorhandene Lagerflächen können wesentlich effizienter genutzt werden.“

Dieser Effizienzgedanke lässt sich auf viele andere Gebäudearten übertragen. Wenn Mitarbeiter morgens das Bürogebäude betreten, kann ihnen eine App  beispielsweise freie Schreibtische auf den verschiedenen Etagen zuweisen. Denn die sind in der Regel nur zu maximal 80 Prozent ausgelastet. Und auch die Lichtsteuerung für eine höhere Produktivität der Belegschaft kann über LIGHTELLIGENCE basierte Lösungen erfolgen. „Licht hat einen immensen Einfluss auf unser Wohlbefinden und damit auf unsere Produktivität – ein Konzept, das auch Mitarbeitervertreter und Gewerkschaften unterstützen. Denn nicht nur die Unternehmen profitieren durch eine Effizienzsteigerung, sondern auch die Mitarbeiter fühlen sich mit einer intelligenten, auf die Bedürfnisse des Körpers abgestimmten Beleuchtung besser“, führt Müller die Erkenntnisse von Osram aus, die das Unternehmen auch selbst an seinem größten deutschen Standort in Regensburg einsetzt. Auch bei der Software-Entwicklung hat sich Osram gezielt für Deutschland entschieden und baut am Standort Berlin gerade seinen globalen Software-Hub auf.


www.osram.de

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