Die nächste Sanierungswelle rollt an

Gebäude haben ein großes Potenzial, den Energieverbrauch und CO2-Emmissonen zu senken – vor allem im Bestand. Nach großen Fortschritten seit den 1990ern geht es bald in eine weitere Runde.
Industrie4.0_Energie&Wohnen
Illustration: Adrian Bauer
Lars Klaaßen Redaktion

Das Ziel der Bundesregierung lautet: Die CO2-Emissionen in Deutschland müssen bis 2020 um 40 Prozent gesenkt werden. Im Gebäudebereich sieht sie große Einsparpotenziale, weil Gebäude in Deutschland insgesamt 20 Prozent der CO2-Emissionen verursachen. Etwa 40 Prozent der Endenergie werden für Raumwärme, Warmwasser und Beleuchtung verbraucht. Verglichen mit einem Haus aus den 1960er Jahren kommt ein Neubau mit rund einem Drittel der Heizenergie aus. Gebäude aus der Zeit vor der ersten Wärmeschutzverordnung 1995 gelten bei Experten bereits als „energetische Altbauten“. Pro Jahr kommt zum Bestand weniger als ein Prozent Neubau dazu. Die energetische Zukunft liegt also in der Vergangenheit.


Schon allein aufgrund ihrer Masse gibt es in den Großwohnsiedlungen der 1950er bis 1980er Jahre erheblichen Sanierungsbedarf. Dort leben bundesweit rund fünf Millionen Menschen. „Die Verbesserung der Energieeffizienz des Gebäudebestandes und die Reduzierung der CO2-Emissionen aus dem Gebäudeenergiebedarf“, so die Studie „Energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), „werden damit zu einem zentralen strategischen Ansatz des Klimaschutzes“.


Wie weit Deutschland in Sachen Klimaschutz ist, lässt sich am Bestand der GdW ablesen. Rund 3.000 Wohnungs- und Immobilienunternehmen sind im größten Branchenverband des Landes Mitglied. Insgesamt rund 65 Prozent der GdW-Gebäude wurden seit 1990 vollständig oder teilweise energiesparend modernisiert, mehr als die Hälfte davon komplett, also inklusive Wärmedämmung. Unter den restlichen 35 Prozent befinden sich auch zahlreiche Neubauten. Damit ist die Zahl der energetisch sanierten Wohnungen allein seit 2005 um 14,3 Prozentpunkte angestiegen. Die von den GdW-Unternehmen jährlich eingesparte Energie entspricht etwa 177 Millionen Liter Heizöl. „Das ist eine Menge, die etwa 6.000 Tanklastzüge füllen würde. Aneinander gereiht würden sie von Potsdam bis an die polnische Grenze parken“, sagt GdW-Energieexperte Fabian Viehrig. „Legt man die Beheizungsstruktur des GdW zu Grunde, ergeben sich jährliche CO2-Einsparungen von 350.000 Tonnen.“ Dies entspräche einer Glaskugel mit rund 700 Meter Durchmesser.


In den alten Ländern sind rund 50 Prozent der GdW-Wohnungen energetisch voll- oder teilmodernisiert. Besonders hoch ist der Stand der energetischen Modernisierung in den neuen Ländern. Hier sind bereits 86,7 Prozent der Gebäude energetisch voll- oder teilmodernisiert. Das bedeutet ebenfalls einen Anstieg von 13,9 Prozentpunkten gegenüber 2005. „Durch die neuen Länder ging nach der Wiedervereinigung in den 1990er Jahren eine Sanierungswelle“, erläutert Viehrig. Doch damit ist es nicht getan. Gebäude müssen im  Schnitt nach 50 Jahren überholt werden, die Technik darin allerdings in Zyklen von 20 bis 25 Jahren. „Eine weitere Sanierungswelle“, betont Viehrig, „steht in den kommenden Jahren also wieder an.“

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