»Je schneller die Mobilität, desto teurer ein Anhalten«

Medizinische Vorfälle in Flugzeugen, auf Schiffen, Schiene oder Straße verursachen hohe Kosten. m.Doc will das ändern und kreiert spezielle Gesundheitslösungen für den Sektor.
Admir Kulin, Geschäftsführer der m.Doc GmbH
m.Doc GmbH Beitrag

Herr Kulin, Mobilität und Gesundheit, wie passt das zusammen?
Erlauben Sie mir eine Gegenfrage: In welcher Branche spielt das Thema Gesundheit keine Rolle? Der demografische Wandel sorgt dafür, dass wir immer länger leben. Entsprechend ist die Gesundheit der Bevölkerung ein hohes Gut, das künftig noch stärker an Bedeutung gewinnen wird. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Gerade beim Thema Mobilität kann die medizinische Versorgung schwierig für Patienten und äußerst kostspielig für die Unternehmen werden. Wussten Sie beispielsweise, dass eins von fünf Industrieschiffen pro Jahr aufgrund medizinischer Vorfälle vom Kurs abweichen muss? Die durchschnittlichen Kosten für eine solche Abweichung belaufen sich auf 180.000 US-Dollar – von den medizinischen Konsequenzen für die Betroffenen einmal ganz abgesehen.  

Gilt das auch für andere Mobilitätsbereiche?
Für Fluggesellschaften sind medizinische Not- oder Zwischenlandungen ebenfalls sehr teuer und den Patienten könnte vielleicht schon an Bord geholfen werden. Oder denken Sie an den Schienenverkehr. Selbst bei LKW-Flotten oder im Außendienst können Abweichungen von Terminen die Unternehmen teuer zu stehen kommen und medizinische Vorfälle im Zweifel Menschenleben kosten.  

Medizinische Vorfälle lassen sich aber nicht verhindern.
Sie können ihnen jedoch anders begegnen. Mit m.Doc haben wir eine Plattform geschaffen, mit der unsere Kunden ihren Arzt praktisch immer dabei haben. Im Fall der Industrieschifffahrt würde das etwa bedeuten, dass ein Arzt über unsere Plattform bei einem medizinischen Vorfall zugeschaltet wird und sich des Patienten annehmen kann. Studien aus den USA zeigen, dass dank dieser Art der Telemedizin mindestens jeder fünfte Einsatz eines Helikopters oder Abweichungen vom Kurs verhindert werden können.

Was sind das für Ärzte?
Bei m.Doc arbeiten wir ganz gezielt mit Universitätskliniken zusammen. Wenn Sie so wollen, sind unsere telemedizinischen Lösungen für den Mobilitätssektor nichts anderes als der verlängerte Arm einer Notaufnahme. Sie dürfen nicht vergessen: Je schneller die Mobilität, desto teurer ist ein Anhalten und nicht immer handelt es sich um einen akuten, lebensbedrohlichen Notfall.

Konzentrieren Sie sich mit Ihrer neuen Plattform ausschließlich auf den Mobilitätssektor?
Wir glauben, dass wir dem Mobilitätssektor mit unserer Plattform einen erheblichen Mehrwert bieten können. Und gerade die Anbindung von Fluggesellschaften zeigt, wie technisch versiert m.Doc aufgestellt ist. Denn insbesondere in diesem Bereich haben Sie es mit großen technischen Herausforderungen zu tun. Grundsätzlich sind wir jedoch davon überzeugt, dass wir mit unserer Plattform sehr vielen Branchen, aber vor allem in der Gesundheitsversorgung einen Mehrwert bieten können.

 

Können Sie uns Beispiele nennen?
Die  haus- und fachärztliche Versorgung ist allgemein ein sehr großes Thema, das mit Helfern an verschiedenen Standorten, zu denen dann ein Arzt zugeschaltet wird, sicher angegangen werden könnte. Wir sehen außerdem eine große Nachfrage von Kliniken, die ihre „Patient Journey“ mit unserer Plattform ganz anders gestalten könnten – angefangen vom digitalen Anamnesebogen über die online Essensauswahl bis hin zum digitalen Behandlungsplan.

Ihre Plattform ist also sehr vielseitig?
Absolut. Wir setzen nicht nur auf Kommunikationslösungen, über m.Doc lassen sich auch sämtliche Daten von medizinischem Gerät, Wearables und klassischen Apps anbinden. Zudem bieten wir auch eigene Applikationen wie die virtuelle Praxis für Ärzte an. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Anbindung von qualifizierten Partnern mit ihren Lösungen und Services in unser System. Denn davon lebt eine Plattform letztendlich.

 

m.Doc: Eine Plattform, viele Möglichkeiten

 

Stellen Sie sich vor, Sie sind im Außendienst tätig und gerade in ihrem Wagen auf der Autobahn unterwegs. Sie fühlen sich unwohl. Sie schwitzen, Ihnen ist übel und Sie verspüren eine leichte Atemnot. Sind das vielleicht unspezifische Anzeichen für einen Herzinfarkt oder haben Sie doch nur etwas Falsches gegessen? Was wäre, wenn Sie in einem solchen Fall per Knopfdruck über Ihr Entertainment- und Navigationssystem im Auto mit einem Arzt sprechen könnten, um mit ihm Symptome und nächste Schritte abzuklären? Genau das ist es, was m.Doc ab sofort Kunden im Mobilitätssektor zugänglich machen will. Egal ob Flugzeug, Schiff, Schiene oder Straßenverkehr – ein Arzt ist für den Notfall immer dabei.
 

Doch die Gesundheitsplattform kann noch viel mehr. Langfristig, so die Vision, soll jeder Mensch seinen Arzt immer und jederzeit in der Hosentasche dabei haben. Denn insbesondere der demografische Wandel stellt das Gesundheitssystem in vielen Industrienationen vor große Herausforderungen. Die Lebenserwartung steigt und damit auch die durchschnittlichen Prokopfausgaben für die Gesundheit. Und schon heute gibt es in vielen Regionen einen Haus- und Fachärztemangel.

Neben der klassischen Kommunikation wie Video oder Messaging können Patienten m.Doc auch als sicheren Aufbewahrungsort für ihre medizinischen Daten nutzen. Sowohl medizinische Geräte wie EKG oder Ultraschall als auch Wearables und klassische Apps können an die Plattform angebunden werden. Das erleichtert auch den Ärzten die Behandlung via Telemedizin. Die wiederum können die eigens entwickelten Applikationen von m.Doc wie die virtuelle Praxis oder Smart Clinic nutzen, um gezielt mit ihren Patienten in Kontakt zu treten. Das würde Gesundheitssystem und Wartezimmer gleichermaßen entlasten. Denn schon heute ist nicht jeder physische Gang zum Arzt tatsächlich notwendig oder überhaupt machbar. Der Digitalisierungsweg des Gesundheitssektors ist sicherlich noch lang. m.Doc bietet jedoch bereits heute einen interessanten Einstieg und großen Mehrwert für viele Branchen. Das sollte motivieren.

 

www.mdoc.one

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