(Erlebnis-) Flughafen München

Wer die Zeit bis zum Abflug am Flughafen bisher als lästiges Übel empfunden hat, war wohl länger nicht in München. Hier setzt man auf Innovationen für ein Mehr an Erlebnissen.
Sarah Wittlieb Leiterin Innovations- management,  Flughafen München GmbH
Sarah Wittlieb; Leiterin Innovations- management, Flughafen München GmbH
Flughafen München GmbH Beitrag

Frau Wittlieb, Shoppinghighlight, Eventlocation, Bürokomplex – sind die Zeiten, in denen es an Flughäfen nur ums Fliegen ging, vorbei?

 

Ich würde es anders formulieren: Flughäfen sind heute viel mehr als reine Infrastruktur – insbesondere große Drehkreuze wie München. Das liegt vor allem an den veränderten Kundenanforderungen. Während die Qualität eines Flughafens früher anhand von Basisanforderungen wie Lage, Sauberkeit, Beschilderung und ähnlichem definiert wurde, lautet die zentrale Frage heute, was bietet mir ein Flughafen während meines Aufenthaltes? Urlaubsreisende schätzen etwa das Shoppingangebot, Geschäftsreisende priorisieren eine reibungslose, zeitsparende Reise. 

 

Und wie reagieren Sie in München auf diese veränderten Anforderungen?

 

Wir versuchen, unsere Marke für die jeweilige Zielgruppe spürbar und erlebbar zu gestalten. Wir haben ein sehr großes Einzugsgebiet und uns ist wichtig, dass der Urlaub schon am Flughafen beginnt, beziehungsweise Geschäftsreisende nicht mehr Zeit als nötig hier ver-
bringen müssen. Um die Bedürfnisse und Anforderungen der jeweiligen Zielgruppe zu verstehen, setzen wir vom Flughafen München auf das so genannte ‚Open-Innovation-Konzept’.

 

Das heißt, Sie gestalten nicht im stillen Kämmerlein, sondern holen sich gezielt Input von außen?

 

Genau. Wir führen etwa regelmäßige Workshops mit Vertretern der verschiedenen Zielgruppen durch, um gemeinsam den Flughafen München zu einem echten Erlebnis zu machen; gerade mit einer Gruppe so genannter‚ „Silver Ager“, der unter anderem sehr interessante Einblicke zum Thema digitale Medien hervorgebracht hat. Hier hatten wir intern die Nutzung digitaler Medien bei der älteren Generation unterschätzt. Wichtig war dieser Kundengruppe aber die Wahl zwischen digitalen und persönlichen Elementen. Das sind wichtige Erkenntnisse, die wir anschließend im Betrieb berücksichtigen. 

 

Geben Sie diese Erfahrungen dann auch an die Betreiber der Gewerbeflächen weiter?

 

Tatsächlich betreiben wir rund 70 Prozent der Retail- und Gastroflächen im Konzern selber, weil wir diese als ein wichtiges Instrument ansehen, die Marke Flughafen München positiv zu besetzen. Mit regelmäßigen Aktionen und Events erreichen wir auch Gäste aus dem Umland, die als Besucher zum Flughafen kommen. Und unsere eigene „Airbräu“-Brauerei ist mittlerweile so beliebt, dass wir viele Tagesgäste haben, die im Sommer Zeit in unserem Biergarten verbringen. 

 

Sie arbeiten beim Thema Innovation aber auch sehr aktiv mit Start-ups zusammen.

 

Das ist richtig. Wir haben beispielsweise gemeinsam mit einem Start-up unsere Open-Innovation-Plattform „InnovationPilot“ ins Leben gerufen. Die müssen Sie sich wie eine Community in den gängigen sozialen Medien vorstellen, über die unsere Mitarbeiter, Geschäfts- und Endkunden über Innovationen und neue Ideen diskutieren. Die besten Ideen werden dann im Rahmen eines Piloten direkt auf ihre Umsetzbarkeit getestet und es wird Feedback bei den Kunden eingeholt. Dabei kann sich zwar auch herausstellen, dass ein Pilotprojekt nicht alltagstauglich ist. Insgesamt glauben wir aber, dass Innovationen schnelle Umsetzungszeiten erfordern. 

 

Welches ist Ihr aktuellstes Projekt?

 

Wir erstellen gerade 360°-Ansichten vom Flughafen, die dann über unsere digitalen Kanäle wie etwa unsere Webseite sowie die Kanäle unserer B2B-Kunden ab Juli 2016 abgerufen werden können. So können Sie bequem von zu Hause ihre individuelle Reise durch den Flughafen planen und sich über das reichhaltige Angebot an Shops und Restaurants am Flughafen München informieren. 

 

www.munich-airport.de

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