»Digitalisierung kann nur funktionieren, wenn sich die Softwareentwicklung verändert«

Aufwändige und teure Softwareimplementierungen sind passé, weiß Konrad Krafft, Director Technology der doubleSlash Net-Business GmbH, und erklärt, wie sich mit der Digitalisierung auch die Softwareentwicklung verändert.
Konrad Krafft Director Technology, doubleSlash Net- Business GmbH
Konrad Krafft; Director Technology, doubleSlash Net- Business GmbH
DoubleSlash Net-Business GmbH Beitrag

Herr Krafft, kommen Unternehmen noch um das Thema Digitalisierung herum?


Ich denke, nein. Und das wollen die meisten auch gar nicht. Denn mit der zunehmenden Digitalisierung werden ökonomische Ziele verfolgt. Es geht darum, sich gegen den Wettbewerb durchzusetzen.


Und digitale Unternehmen können sich durchsetzen?


Ein rein digitales Unternehmen gibt es heute noch nicht. Wobei die Betonung auf ‚noch’ liegt. Denn digitale Prozesse sind schneller, präziser und können ohne Pausen laufen. Das bringt Unternehmen enorme Wettbewerbsvorteile. Sie produzieren kostengünstiger und bringen bessere Produkte schneller auf den Markt.

Was fehlt heute noch für ein rein digitales Unternehmen?


Aus unserer Sicht muss man bei der Softwareentwicklung ansetzen. Bisher waren digitale, also softwaregestützte Prozesse wenig flexibel, wenn sich z.B. Änderungen ergeben haben. Releasezyklen liefen zu lange und waren oft schlicht zu teuer. Gleichzeitig war es bisher schwierig, digitale Prozesse zu skalieren, weil mit der Skalierung auch immer die Betriebskosten proportional gestiegen sind. In der Regel ist eine Software für ein bestimmtes Mengengerüst ausgelegt. Wachsen die Anforderungen, kommt es nicht selten vor, dass sie von Grund auf neu entwickelt werden muss. Dabei spielen komplexe Abhängigkeiten zwischen den Softwaremodulen eine große Rolle. Auch der Initialaufwand ist in der Regel sehr hoch, obwohl der Nutzen am Anfang noch relativ gering ist. Das gilt auch für die Wartungs- und Betriebskosten.

Interessant, Sie sagen also, dass man in Zukunft für erfolgreiche Digitalisierungsprozesse anders Software entwickeln muss als bisher?


Wie in anderen Bereichen musste auch die Softwareentwicklung erst eine Transformation durchlaufen, um sich den neuen, veränderten Bedingungen am Markt anzupassen. Große, zeit- und kostenintensive Softwareeinführungen passen eben nicht zu einem sich schnell wandelnden Umfeld, wie es die Digitalisierung mit sich bringt.


Gab es denn eine erfolgreiche Softwaretransformation?


Es gibt heute neue Methoden innovativer Softwarehäuser, die digitale Prozesse noch leistungsfähiger machen können. Das sind beispielsweise agile Softwareentwicklungen, die Entwicklungsprozesse deutlich schneller machen oder Ansätze wie Continuous Integration & Delivery,
die ständige Anpassungen und Automatisierung im Deployment- und Betriebsprozess ermöglichen. Zudem werden Systeme von Anfang an mit Programmierschnittstellen, sogenannten APIs, ausgestattet, so dass eine Vernetzung mit anderen Systemen einfacher wird.


Wird auch die Wartung einfacher und damit bezahlbarer?


Auch hier gibt es mit modernen Microservice-Architekturen eine positive Entwicklung. Und dank Cloud Computing wurde eine Basis geschaffen, mit der die Skalierung heute viel besser gelingt. Natürlich spielen auch Faktoren wie Big Data oder künstliche Intelligenz in die Digitalisierung mit rein. Wir als Softwarehaus sehen unsere Aufgabe darin, dass die Anpassungsgeschwindigkeit von Software, die früher noch in Monaten oder gar Jahren gerechnet wurde, heute nur noch Wochen und Tage braucht. Effizienz, die begeistert.


www.doubleslash.de

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