Neuer Kraftstoff für den deutschen Markt?

Wir brauchen dringend Dieselalternativen für den Lastverkehr. Verflüssigtes Erdgas könnte nun die Lösung sein.
Zukunft ERDGAS e. V.
Zukunft ERDGAS e. V.
Zukunft ERDGAS e.V. Beitrag

Wirtschaftswachstum ist gut – einerseits. Es hat aber auch seine Schattenseite, insbesondere mit Blick auf die Klimaschutzziele der Bundesregierung. Denn nicht zuletzt aufgrund des veränderten Konsumverhaltens nimmt der Straßengüterverkehr und mit ihm die CO2-Emissionen immer mehr zu. Allein seit 1990 gab es hier einen Zuwachs von 50 Prozent – Tendenz steigend. Sollen also die Treibhausgasemissionen wie geplant im Vergleich zu 1990 bis 2050 um bis zu 95 Prozent gesenkt werden, muss auch der Verkehrssektor einen Beitrag leisten. „2014 entfielen etwa ein Fünftel aller energiebedingten Treibhausgasemissionen auf den Verkehrssektor“, weiß Dr. Timm Kehler, Vorstand der Brancheninitiative Zukunft Erdgas. 

 

Und genau hier setzt man jetzt an: Verflüssigtes Erdgas – Liquified Natural Gas (LNG) – könnte für mittlere und schwere Nutzfahrzeuge zu einer Alternative zum Diesel werden. Denn LNG hat Vorteile bei Feinstaub- sowie Stickoxid-Emissionen. Außerdem kann Bio-Erdgas beigemischt werden, was die CO2-Bilanz weiter verbessert. Flüssigerdgas wird bei minus 162 Grad Celsius in hochisolierten Tanks gespeichert. Dadurch wird das Volumen des Kraftstoffs um das 600-fache verringert, womit Reichweiten wie bei Dieselantrieben möglich werden. Zudem unterbieten LNG-Otto-Motoren die strenge Euro-VI-Norm. Namhafte LKW-Hersteller treiben die Innovationen in diesem Bereich voran und haben entsprechende Antriebstechnologien bereits in ihre Produktpalette aufgenommen.

 

Dennoch gibt es nach wie vor Markthindernisse, es fehlen Standards und die Infrastruktur für eine deutschlandweite Nutzung von LNG als Kraftstoff muss erst noch geschaffen werden. Um all dies weiter voranzutreiben und auch der Politik Empfehlungen aussprechen zu können, haben die Deutsche Energie-Agentur (dena), der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) und die Brancheninitiative Zukunft Erdgas eine gemeinsame Taskforce gegründet. Sie soll bisherige Lücken schließen und als nationale Kompetenzstelle fungieren – alles unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). 

 

In einem ersten Schritt entwickeln die drei Partner Handlungsempfehlungen als Teil der nationalen Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie. Denn auch aufgrund einer EU-Richtlinie zum Aufbau von Infrastruktur für alternative Kraftstoffe besteht Handlungsbedarf, wie Kehler bestätigt: „Im Schwerlastverkehr auf langen Strecken gibt es bislang keine Alternative zu Diesel. Mit LNG ändern wir das. Wir wollen zeigen, dass wir den Transport günstiger und umweltverträglicher organisieren können, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Wenn
dieser Beweis geführt ist, können wir den Markt entwickeln.“

 

Positive Signale kommen jetzt auch aus dem Bundeswirtschaftsministerium und der Automobilindustrie. Im Rahmen des Brachendialogs Fahrzeugindustrie am 1. Dezember 2015 erklärten beide Seiten, zum einen den Erdgasanteil im Energiemix des deutschen Straßenverkehrs bis 2020 auf etwa 4 Prozent zu steigern und zum anderen, weitere attraktive Erdgas-Modelle auf den Markt zu bringen.

 

www.erdgas-mobil.de

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