Sauer, sauer, sauer

Immer dieses Sodbrennen! Wenn Brustschmerzen oder Heiserkeit dazu kommen, könnte es sich um Reflux handeln. Wenn er chronisch wird, wird es richtig übel!
Illustration: Vanessa Chromik
Illustration: Vanessa Chromik
Julia Thiem Redaktion

„Bitte nicht schon wieder“, das sind Miras Gedanken, wenn das Brennen in ihrer Brust losgeht. „Wenn ich bestimmte Sachen esse, kann ich eigentlich sicher sein, dass Symptome auftreten“, sagt die 38-Jährige. Mira leitet an einem chronischen Reflux. Rund ein Drittel der Bevölkerung hierzulande ist betroffen. Ein zu fettiger Festtagsbraten oder übermäßiger Alkoholkonsum und schon stößt einem die Freude vom Vorabend am nächsten Tag bitter auf – oder vielmehr sauer. Die Ursache: Ein Verkehrschaos auf einer klassischen Einbahnstraße in unserem Körper. Denn eigentlich kennt unsere Speiseröhre nur eine Richtung, nämlich abwärts vom Mund Richtung Magen.

Dafür sorgt ein ringförmiger Schließmuskel am unteren Ende der Speiseröhre – quasi der Verkehrspolizist. Er ist dafür verantwortlich, dass alles, was einmal im Magen gelandet ist, nicht wieder zurück kann. Doch funktioniert er nicht richtig, gelangen ätzende Magensäure und sogar unverdautes Essen die Speiseröhre wieder hoch. Und das ist sehr unangenehm. Richtig schlimm wird es, wenn die Beschwerden wie bei Mira regelmäßig auftreten, etwa wöchentlich oder sogar täglich. Auch bei etwa der Hälfte aller werdenden Mütter kommt es während der Schwangerschaft zu einem Rückfluss von Magensäure. Das liegt zum einen am zunehmendem Druck auf den Magen, zum anderen an der veränderten Hormonkonzentration im Blut, die den Verkehrspolizisten auf dieser so wichtigen Einbahnstraße ermüden lässt.

Wer häufiger unter Sodbrennen leidet, sollte die Folgen nicht unterschätzen. Denn unsere Magensäure ist zwar nützlich, aber auch sehr aggressiv. Das muss sie sein, da sie wesentlich zur Verdauung beiträgt und auch viele Krankheitserreger in der Nahrung abtötet. Aber sie würde auch dafür sorgen, dass sich der Magen selbst verdaut, wäre er nicht durch seine Schleimschicht geschützt. Gelangt Magensäure regelmäßig in die Speiseröhre sind also ihre Zellwände in Gefahr.

Vorsicht vor Säureblockern
 

So vielschichtig die Ursachen für den Reflux von Magensäure in die Speiseröhre sind, so zahlreich sind auch die Behandlungsmöglichkeiten. Sind die Symptome auf eine Übersäuerung aufgrund von Essen, Alkohol oder Nikotin zurückzuführen, kann eine Umstellung der Ernährung oft schon Linderung bringen. Bei Mira war das nicht erfolgreich. Sie nimmt seitdem die in kleinen Mengen freiverkäuflichen Protonenpumpenhemmer – auch Säureblocker genannt. Vereinfacht ausgedrückt sorgen sie dafür, dass die Produktion der Magensäure und damit der Rückfluss in die Speiseröhre verringert werden. Allerdings haben solche Medikamente auch Nebenwirkungen – vor allem, wenn sie langfristig eingenommen werden. Neueste Studien sprechen von ansteckenden Infektionen und Mangelernährung, deren Risiko durch die langfristige Einnahme von Säureblockern erhöht wird.

Mira hat sich daher für eine neuere und vielversprechendere Methode entschieden. Ihr wird nun ein flexibles Band aus Magnetkugeln eingesetzt. Das wird minimalinvasiv unterhalb des Zwerchfells um die Speiseröhre gelegt. Beim Schlucken oder Aufstoßen weitet es sich, ansonsten unterstützt es den Schließmuskel bei seiner Arbeit. „Ich kann es kaum erwarten, dass meine Speiseröhre endlich wieder zur Einbahnstraße wird“, freut sich Mira.

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