Geh weg!

Nagelpilz kann zum Grauen werden, das einen das halbe Leben lang verfolgt. Was soll man bloß gegen diese Plage unternehmen?
Lana Schneider Redaktion

Ihr neuer Freund hatte sich ziemlich erschreckt, als er sie zum ersten Mal barfuß sah. Dabei waren ihre Füße wohlgeformt, braungebrannt, und das kleine Tattoo am Knöchel gab ihnen die richtige Prise Verruchtheit. Doch selbst der grelle Nagellack konnte nicht verbergen, dass mit den Fußnägeln etwas nicht stimmte. Sie waren nicht ebenmäßig, sondern schrumpelig und rissig. Nein, schön war das nicht.

Natürlich wusste Ella*, was mit ihren Fußnägeln nicht stimmte. Natürlich war sie auch beim Arzt gewesen. Sie weiß, dass ihre Erkrankung von Medizinern auch als Onychomykose bezeichnet wird und in den meisten Fällen durch Fadenpilze, so genannte Dermatophyten, verursacht wird. Es könnten aber auch Hefe- oder Schimmelpilze gewesen sein. Wo sie sich angesteckt hat, weiß sie nicht. Häufig tritt Nagelpilz als Folge einer Fußpilzerkrankung auf, die sich auf die Nägel ausweitet. Doch auch eine direkte Infektion wäre möglich – in der Sauna, im Schwimmbad, oder im Fitness-Studio.

Der Arzt hatte auf sie eingeredet. Würde der befallene Nagel nicht richtig behandelt, bestehe die Gefahr, dass der Pilz ihn komplett zerstört und er zudem die benachbarten Nägel befällt. „Das sieht nicht nur unschön aus, sondern kann auch Schmerzen verursachen.“ Die Therapie fand sie langwierig. Mit einem Pilzmittel, einem Antimykotikum, sollte sie sich jeden Tag die befallenen Nägel einstreichen. Davor mussten sie mit speziellen Einweg-Nagelfeilen behandelt werden. Feilen, abtupfen, trocknen, lackieren. Jeden Tag. Sechs Monate lang. Richtig gehört: Ein halbes Jahr.  

Ella war vielleicht nachlässig, jedenfalls kam der Nagelpilz wieder. Egal, was sie tat: Er kam immer wieder. Sie lief in den Ferien jeden Tag barfuß durch heißen Sand, warf ihre Pantoffeln weg, kaufte sich luftige Schuhe. Irgendwann fing sie an, mit ihrem Nagelpilz zu sprechen: „Geh weg“, flüsterte sie ihm zu. „Geh bitte weg!“ Jetzt hat sie ihn schon ihr halbes Leben. Irgendwie gehört er schon zu ihr. „Wie mein Name an der Tür“, spottet sie dann.   

*Richtiger Name bekannt

 

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