Früh erkennen, früh behandeln

Gegen Alzheimer ist kein Kraut gewachsen. Es gibt aber Hinweise darauf, dass man der Erkrankung vorbeugen kann.
Illustration: Laure Manière
Illustration: Laure Manière
J.W. Heidtmann Redaktion

Es gibt leider wenige gute Nachrichten hinsichtlich des Volksleidens Demenz. Eine aber lautet: Vorbeugung ist möglich. Etwa durch Sport. Bewegung hält nicht nur den Körper fit, sondern auch das Gehirn. Dabei geht es nicht darum, Höchstleistungen zu erbringen, sondern Spaß zu haben. Mediziner empfehlen mindestens zwanzig Minuten Bewegung pro Tag.

Nach aktuellen Schätzungen leben heute rund 1,3 Millionen Menschen mit Demenz in Deutschland.  Bis 2050, so Schätzungen des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, wird sich die Zahl aufgrund der demografischen Entwicklung mehr als verdoppeln. Häufigste Form der Demenz ist die Alzheimersche Krankheit. Dabei wird im Gehirn zu wenig Acetylcholin produziert. Dieser Überträgerstoff ist notwendig für die Signalverarbeitung. Warum die Nervenzellen, die Acetylcholin herstellen, absterben, ist unbekannt.

Es gibt keine Behandlung, die die Alzheimer-Krankheit heilen könnte. Die Basistherapie der Alzheimer-Demenz sieht derzeit drei Arten von Wirkstoffen vor: Antidementiva, Neuroleptika und Antidepressiva. Darüber hinaus können hirnleistungsfördernde Wirkstoffe wie Ginkgo zum Einsatz kommen. In den letzten Jahren wurden in Deutschland vier Medikamente zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit zugelassen. Laut dem Online-Wissensmagazin Scinexx werden in den nächsten Jahren 35 neue Wirkstoffe getestet.

Eine frühe Diagnose ist hilfreich, weil die Medikamente im Frühstadium am besten wirken. Obwohl Alzheimer nach wie vor nur durch eine Autopsie hundertprozentig diagnostiziert werden kann, können Ärzte heute mit sehr großer Sicherheit eine treffende Diagnose stellen, indem sie den Verlauf der Erkrankung beobachten, Gedächtnisleistungen messen und den psychologischen Status ermitteln.

Im Frühstadium sind viele Patienten antriebsschwach. Kleinere Gedächtnislücken und Stimmungsschwankungen treten auf, die Lern- und Reaktionsfähigkeit nimmt ab. Wenn sich die Betroffenen ihrer Defizite bewusst werden, können Depressionen, Reizbarkeit und Rastlosigkeit die Folge sein. Nicht selten schämen sich Betroffene dafür, dass ihr Gedächtnis sie immer öfter im Stich lässt. Sie versuchen, die Krankheit so lange wie möglich zu verheimlichen. Es ist aber wichtig, früh und professionell abzuklären, was der Auslöser der Vergesslichkeit ist, um mögliche Ursachen zu behandeln oder im Falle einer Alzheimer-Erkrankung frühzeitig mit einer Therapie zu beginnen.

Alzheimer verläuft immer tödlich, doch es gibt offenbar Faktoren, die den Ausbruch der Erkrankung verhindern oder zumindest verzögern. Die Studienlage ist zwar noch relativ dürftig, aber gewisse Zusammenhänge können bereits nachgewiesen werden. So scheint etwa regelmäßiger Konsum von Obst und Gemüse dazu beizutragen, die geistige Leistungsfähigkeit im Alter zu erhalten. Eine Studie aus dem Jahr 2005 konnte belegen, dass betagte Frauen durch vermehrten Gemüsekonsum ein reduziertes Risiko für kognitive Beeinträchtigungen haben. Auch ältere Studien berichteten über einen positiven Einfluss von Obst und Gemüse auf die Gehirnleistung älterer Menschen. Also: Mäßiger Sport, ausgewogene Ernährung und regelmäßiges Gedächtnistraining – im Prinzip ist es dieser Dreiklang, der Demenz vorzubeugen hilft.

 

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