Den Herzschlag spüren...

Im Sommer muss unser Herz Schwerstarbeit leisten. Kommt es zum Infarkt, äußern sich die Symptome bei Frauen oft anders als bei Männern.
Illustration: Vanessa Chromik
Illustration: Vanessa Chromik
Dr. Ulrike Schupp Redaktion

„Mir fiel auf, dass ich besonders bei Hitze immer schwerer die Treppen hochkam. Ich bekam schlechter Luft, mir war öfter mal schwindelig und auch ein bisschen übel“, sagt Marita M. „Mit 45 habe ich da natürlich nicht an eine Herzkrankheit, sondern maximal an Kreislaufschwäche gedacht“. Zwei Jahre später passierte es dann. Nach einem Tennismatch sackt sie in sich zusammen. Der linke Arm tut ihr weh, der Kiefer fühlt sich an wie taub, ihr ist übel und sie bekommt kaum noch Luft, spürt ihren eigenen kalten Schweiß. Sie wird aschfahl im Gesicht und hat heftige Schmerzen im Brustkorb. Zum Glück ruft die Freundin sofort einen Rettungswagen. Wenig später hat sie schon die Diagnose: Herzinfarkt.

Anders als bei Männern sind die Symptome bei Frauen häufig diffuser. Einen heftigen Brustschmerz fühlt nicht jede, die betroffen ist. Das Sterberisiko bei einem Herzinfarkt ist vergleichsweise hoch, weil dieser häufig gar nicht erkannt wird. Bei Frauen unter 50 bleiben Herzprobleme außerdem oft lange Zeit unbemerkt.
 

Frauen sind besser geschützt


Östrogene gelten als weitgehend zuverlässiger Schutz vor Infarkten. Doch Arteriosklerose, die Krankheit, die schließlich zum lebensbedrohlichen Infarkt führen kann, entsteht schleichend oft schon in jüngeren Jahren. Als Risikofaktor gilt das Rauchen. Zunächst sammeln sich Plaques aus Blutfetten, Blutgerinnseln, Bindegewebe und Kalk an den Gefäßwänden, die  langsam zur Verengung der Arterien führen. Entzündliche Prozesse sind an der Veränderung der Gefäßwände fast immer beteiligt. Die Plaques können reißen. Es lösen sich Thromben, die die Herzkranzgefäße so verstopfen, dass das Blut nicht mehr fließt und das umliegende Gewebe abstirbt. Ein solcher Infarkt ist lebensbedrohlich. Sofortige ärztliche Hilfe ist gefragt, auch um weitere Schäden wie eine Herzschwäche möglichst gering zu halten.   

In der Sommerhitze leistet das Herz Schwerstarbeit. Die Wärme weitet die Gefäße. Es muss noch stärker pumpen, um Blut durch den Köper zu schicken und ihn mit Nährstoffen und mit Sauerstoff zu versorgen. Rasche Wetterwechsel machen vor allem angeschlagenen Herzen zu schaffen, die sich nicht so schnell umstellen können wie gesunde. Marita M. hat auch das in der Reha gelernt. „Sind wir dann doch mal zur heißen Jahreszeit in unserer Finca, gleiche ich das durch lange Siestas aus“, sagt sie. Außerdem beugt sie einem Reinfarkt vor –  durch regelmäßigen leichten Ausdauersport wie Laufen, Walken oder Schwimmen und etwas Krafttraining. Sie achtet mit „leichter Mittelmeerkost“ auf Normalgewicht und trinkt viel Wasser, „damit das Blut leichter fließt“. Und sie weiß: Das Herz ist viel mehr als ein Muskel.

Überaus sensibel reagiert es auch auf seelische Belastungen. Beispielsweise kann großer emotionaler Stress vor allem bei Frauen das „Broken-Heart-Syndrom“, eine plötzliche Herzmuskelerkrankung auslösen. Die Symptome ähneln dem Infarkt. Da die Gefäße aber nicht verstopft sind, verschwinden die Symptome nach einigen Monaten meist wieder. Und weil die Psyche so stark mitspielt, sind auch Entspannungstechniken wie autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung ausgesprochen gut fürs Herz. 

 

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