Maßvoll trinken!

Der regelmäßige Konsum von Alkohol senkt die Lebenserwartung – unter anderem kann er Krebs auslösen
Illustration: Carolin Bremer
Illustration: Carolin Bremer
J.W. Heidtmann Redaktion

In jüngster Zeit kursieren Meldungen, in denen das Risiko von Alkoholgenuss als bislang weit unterschätzt dargestellt wird. So legte etwa eine aktuelle internationale Studie nahe, dass schon der Konsum von mehr als 100 Gramm reinem Alkohol pro Woche – das entspricht etwa 2,5 Litern Bier oder etwa einem Liter Wein – die Lebenserwartung verkürzt und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigert.

Weniger bekannt ist vielen Menschen, dass Alkohol auch das Krebsrisiko steigert. Untersuchungen zeigen: Alkohol und Krebsrisiko sind eindeutig miteinander verknüpft. Das sagen Experten, die sich im Auftrag der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC), einer Unterorganisation der Weltgesundheitsorganisation WHO, mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Der Fachreport „Food, Nutrition, Physical Activity and the Prevention of Cancer“ des World Cancer Research Fund International nennt Tumoren in den folgenden Geweben und Organen, für die Alkohol nachweislich ein Risikofaktor ist: Mundraum, Rachen, Kehlkopf, Speiseröhre, Darm, Leber, weibliche Brust, Magen.

Laut amerikanischer Gesellschaft für Klinische Onkologie gehen schätzungsweise 5,5 Prozent aller Neuerkrankungen und knapp sechs Prozent aller Todesfälle an Krebs weltweit auf das Konto von Alkohol. Der stärkste Zusammenhang besteht zu Erkrankungen des oberen Verdauungstrakts, also an Organen oder Geweben, die beim Trinken mit dem Alkohol unmittelbar in Berührung kommen, wie die Mundhöhle, der Kehlkopf und die Speiseröhre. So haben starke Trinker ein mehr als fünffach höheres Risiko für Mundhöhlenkrebs als Abstinenzler. Die US-Mediziner warnen in einer aktuellen Stellungnahme davor, dass er in der Bevölkerung noch immer nicht ernst genug genommen wird.

Ethanol, der „Grundstoff“ des Alkohols, selbst ist nicht krebserregend. Jedoch wird er im Körper durch Oxidationsprozesse zuerst in Acetaldehyd und anschließend Azetat umgewandelt. Acetaldehyd bindet an die DNA und an Eiweiße und wirkt krebsbegünstigend. Aus diesem Grund wird Alkohol von der International Agency for Research on Cancer (IARC) als Karzinogen der Gruppe 1 eingestuft. Bei Substanzen dieser Gruppe gilt es als unzweifelhaft nachgewiesen, dass sie Krebs verursachen können.

Laut Deutschem Krebsforschungszentrum DKFZ kann keine noch so kleine Menge Alkohol bedenkenlos konsumiert werden. Wer nicht auf Wein, Bier oder Spirituosen verzichten möchte, so das DKFZ, sollte nach Ansicht deutscher und vieler internationaler Fachleuten den Alkoholkonsum zumindest einschränken. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) empfiehlt daher: Gesunde Männer sollten am Tag nicht mehr als 24 Gramm reinen Alkohol zu sich nehmen. Das entspricht in etwa einem halben Liter Bier oder einem Viertelliter Wein. Für gesunde Frauen liegt die Grenze bei 12 Gramm reinem Alkohol am Tag. Das entspricht in etwa einen Viertelliter Bier oder einen Achtelliter Wein. Außerdem sollte man nicht regelmäßig trinken. An mindestens zwei Tagen in der Woche sollte man ganz auf Alkohol verzichten.

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